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Wenn’s im Training einfach nicht klappen
will…
Die häufigsten Gründe für Misserfolg bei Hundeausbildung und Erziehung
1.) Die Belohnung ist für den Hund gar keine.
Hunde sind Opportunisten. Sie kooperieren nicht aus Dankbarkeit, sondern,
weil sie sich einen Nutzen davon versprechen. Deshalb arbeiten wir bei der
operanten Konditionierung über Belohnung für ein erwünschtes Verhalten
(oder Bestrafung für ein unerwünschtes).
Was eine Belohnung ist, hängt aber von der Vorstellung des Hundes ab, nicht
von unserer. Und zudem von seinen Haltungsbedingungen. Belohnen kann man
nur mit knappen Ressourcen. Ein Hund, dem Futter ganztägig zur Verfügung
steht oder der vollgefressen zum Training erscheint, lässt sich nur schwer
mit einem Leckerchen zu einer ihm eher gleichgültigen Aufgabe motivieren.
Ein Hund, der ganztags mit Liebe und Streicheleinheiten überschüttet wird,
schenkt einem belohnenden Kraulen nur wenig Aufmerksamkeit. Ein Hund, der
nie gelernt hat, mit Menschen zu spielen, wird auf ein Zerrspiel zur
Belohnung kaum anspringen.
2.) Der Hund hat gelernt, dass es bessere
Alternativen gibt als das Befolgen des Kommandos.
Hunde sind nicht blöd. Sie wägen durchaus ab, was ihnen in der
Einzelsituation wichtiger ist. Die Jagd nach dem Hasen am Horizont
beispielsweise ist vielen Hunden wichtiger als das Stück Schinkenwurst, das
es üblicherweise beim Befolgen des Rückrufs gibt. Besonders dann, wenn sie
schon öfter die Erfahrung machen konnten, dass sie die Wahl haben, dass ihr
Mensch machtlos oder eben inkonsequent ist, wenn sie eigene Entscheidungen
treffen.
Es empfiehlt sich deshalb, nach dem grundsätzlichen Erlernen eines
Kommandos dieses abzusichern, also dem Hund keine Chance zu geben, Fehler
zu machen und durch anhaltendes Training zu verstehen zu geben, dass
Nichtbefolgen des Kommandos auch keine Alternative ist. Im Falle des Hasens
bzw. Rückrufs geht das gut mit einer Schleppleine, die lange, bis über die
Pubertät hinaus, eingesetzt werden sollte, mindestens wenn die Ablenkung
des Hundes durch Außenreize ziemlich hoch ist oder plötzlich ziemlich hoch
werden kann.
3.) Der Mensch ist häufig inkonsequent.
Besonders beim Erlernen der Leinenführigkeit ein Problem. Mal kommt der
Hund mit seinem Leineziehen vorwärts (und belohnt sich somit selbst fürs
Ziehen), mal besteht der Mensch auf lockerer Leine und Aufmerksamkeit. Das
ist für Hunde nicht nachvollziehbar und ein Konzept im Kopf von „Leine =
gemeinsam“ kann sich so nicht herausbilden.
Hier kann es weiterhelfen, einen „Freizeitmodus“ (am Geschirr =>
Hund darf auch mal etwas ziehen) und einen „Arbeitsmodus“ (am Halsband
=> hundertprozentige Konsequenz von Seiten des Hundehalters) zu
etablieren und den Arbeitsmodus zeitlich und von der Ablenkung her immer
mehr auszudehnen.
Anderes Beispiel: Der Mensch hat ein Sitz verlangt vor dem Hinstellen des
Napfes und der Hund löst das Kommando ohne Freigabe auf oder setzt sich
erst gar nicht. Nun muss eben mit aller Konsequenz darauf geachtet werden,
dass der Hund das Kommando doch noch wie gewünscht ausführt. Hat man keine
Zeit oder keinen Nerv in der jeweiligen Situation für eine unter Umständen
längere Diskussion mit dem Hund, dann verlangt man eben einfach mal kein
„Sitz“.
4.) Das Timing stimmt nicht.
Belohnung und selbstverständlich auch Bestrafung wirken beim Hund nur dann
als solche, wenn sie innerhalb von 2 Sekunden nach der Handlung erfolgen,
ideal ist ein Zeitraum unter einer Sekunde. Alles, was später erfolgt, ist
im Falle der Belohnung schlicht nutzlos, bei Bestrafung kann man sich
vorstellen, welche Auswirkungen eine negative Einwirkung, bei der der Hunde
keinen Sinn und Grund erkennen kann, auf Vertrauen und Bindung haben wird.
Die Mär vom „schlechten Gewissen“, wenn der Besitzer nach Hause kommt und
eventuelle Zerstörungen etc. durch den Hund auffindet, hält sich leider
immer noch, dabei hat der Hund meist nur gelernt, dass Ärger droht, wenn
bestimmte Sachverhalte beim Zurückkehren des Besitzers zusammen kommen (
Körpersprache des Besitzers etc.) Für präzise, wirksame, zeitnahe Belohnung
ist ein Markersignal, z.B. Clicker oder auch gut aufgebautes Lobwort extrem
hilfreich – dies kündigt zeitnah die „echte Belohnung“ an und verschafft
dem Hund damit innerhalb der magischen zwei Sekunden die nötige
Dopaminausschüttung ( =Belohnungshormon ) für erwünschtes Verhalten.
5.) Zu wenig Wiederholungen.
Neue Verhaltensweisen lernt unser Hund dadurch, dass sie vielfach
wiederholt werden, und zwar über viele Tage verteilt und mit ausreichenden
Pausen und in nur kurzen Lerneinheiten. Pausen zwischen den Lerneinheiten
von mindestens 10 Minuten sind elementar, gerade in den Pausen wird
abgespeichert, ins Langzeitgedächtnis verschoben etc.
Wie viele Wiederholungen es sein müssen, ist sehr umstritten. Von nur ganz
wenigen bis zu Tausenden hört man so allerlei, die Wahrheit dürfte sein,
dass dies völlig individuell ist und auch stark vom Trainingsinhalt
abhängt.
Auf jeden Fall muss der Hund das Verhalten erst einmal kennen lernen,
danach mit einem Signalwort verknüpfen, dann an unterschiedlichen Orten
lernen und unter unterschiedlichsten Umständen festigen. Und letztlich eben
auch immer wieder auffrischen. Damit sind wir dann auch schon bei 6.)
6.) Fehlende Generalisierung.
Neugelerntes muss in allen möglichen Umgebungen und Kontexten wiederholt
werden, um Bedeutung zu erlangen, generalisiert zu werden. In neuer
Umgebung sollte man gern wieder einen Trainingsschritt zurückgehen, denn
Hunde lernen kontextbezogen, können das Kommando unter Umständen also hier
noch gar nicht verstehen. Der Hund ist nicht „stur“, wenn er auf Kommando
„Fuß“ in der Stadtmitte nicht, wie vom Hundeplatz gewohnt, perfekt am Bein
geht, sondern weiß schlicht nicht, was wir von ihm wollen, weil er die komplette
bisherige Trainingssituation, die örtlichen Umstände, ja sogar die
anwesenden anderen Personen, Hunde und Gerüche als Signal für das Verhalten
mit verknüpft hat. Erst beharrliches Üben in immer wieder unterschiedlichen
Situationen hilft ihm, bedeutende von unbedeutenden Begleitumständen zu
unterscheiden.
7.) Motivation: zu wenig, zu hoch,
konkurrierende…
Das hängt natürlich eng mit dem Belohnungsthema im ersten Punkt zusammen –
die Belohnung muss so gewählt werden, dass sie den Hund tatsächlich zur
Mitarbeit motiviert. Zu beachten ist aber auch, dass sogenannte
konkurrierende Motivationen dem Lernen abträglich sind. Hat der Hund also
gerade ein starkes, unerfülltes Grundbedürfnis (z.B. sich lösen zu müssen,
bewegen zu wollen oder Durst zu haben), werden wir mit der von uns
beispielsweise als Motivation beabsichtigen Futterbelohnung wenig
ausrichten. Gewisse Grundbedürfnisse sollten also VOR dem Training gestillt
sein.
Aber auch zu hohe Motivation macht den Hund unter Umständen weniger
lernfähig. Wenn die Erregung durch die lockende Belohnung ZU stark ist,
können Hunde nicht mehr denken. Extrem verfressenen Hunden tut es deshalb
im Training unter Umständen gut, nur mit schnödem Trockenfutter belohnt zu
werden, einem sehr beuteaffinen Hund kann ein Zerrspiel als Belohnung zu
viel an Motivation sein und sollte durch Futter oder soziale Zuwendung
ersetzt werden. Auch den Hund vor dem Training regelrecht ungern zu lassen,
kann zum einen zu Konzentrationsschwäche, zum anderen zu Übermotivation
führen.
8.) Nicht genügend Ruhe / Schlaf.
Für das Erinnerungsvermögen und die Gedächtniskonsolidierung ist eine
ausreichende Menge Schlaf äußerst wichtig. Schlafmangel führt dazu, dass
Lerninhalte schlechter gespeichert und abgerufen werden können. Besonders
die Tief- und Traumschlafphasen scheinen wichtig für die
Gedächtniskonsolidierung zu sein. „Hibbelhunde“ und „Kletten“, die ihre
Menschen ständig in der Wohnung verfolgen, müssen also unter Umständen auch
mal zur Ruhe „gezwungen“ werden. Es kann auch Sinn machen, am Abend vor dem
nächtlichen Tiefschlaf das Gelernte nochmals kurz zu wiederholen.
9.) Zu hohe Ablenkung.
Was für den einzelnen Hund Ablenkung ist, ist nun auch wieder ganz
individuell. Ein passionierter Mäusejäger lernt auf der von Mauselöchern
übersäten Wiese wohl kaum was. Der pubertierende Jungrüde ist im
Gruppentraining evtl. von der Anwesenheit der anderen Hunde völlig
überfordert. Der geräuschempfindliche Hund aus dem Tierschutz kann sich auf
einem Hundeplatz in Autobahnnähe wohl kaum konzentrieren. Zur
Generalisierung von bereits sicher Gelerntem dürfen solche Orte natürlich
gerne bewusst aufgesucht werden, aber für die Anfänge eines zu lernenden
Verhaltens sollte der Trainingsort möglichst ablenkungsfrei sein.
10.)
Schlechte
Beziehung zwischen Hund und Mensch.
Vertrauen und Bindung auf der einen Seite, aber auch die Balance zu
Autorität und Status auf der anderen Seite sind beeinflussende Faktoren für
Aufmerksamkeit und Motivation. Ein Hund, der seinen Halter nicht ernst
nimmt oder ihm nicht vertraut, wird ihm auch nicht adäquat „zuhören“ und
damit schlechter lernen. Wie diese Balance herzustellen ist, füllt
definitiv mindestens einen weiteren umfangreichen Artikel 😉.
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Belohnung
beim Hund
„Die
beste Belohnung ist das, wovon du deinen Hund immer wieder abrufen musst.“
Lernen
bedeutet, sein Verhalten zum eigenen Vorteil zu ändern. Hunde kooperieren
nicht aus Dankbarkeit. Sie lernen unter anderem nach dem Prinzip operanten
Konditionierung. Wenn ich was davon habe, mach ich's wieder, sonst lass ich
es bleiben. D.h. wir brauchen Belohnungen, um nachhaltiges Lernen zu
ermöglichen.
Wichtig:
Eine Belohnung hat für den Hund aber nur dann Motivationswert, wenn er sie
wirklich möchte, wenn er in diesem Moment ein echtes Bedürfnis danach hat.
Das kann manchmal auch etwas ganz anderes als ein Leckerchen sein, hier ist
genaues Beobachten und Kenntnis des eigenen Hundes gefragt. Im Allgemeinen
ist die einfachste Art der Belohnung aber die über die Futterbelohnung,
denn Futter gehört zu den überlebenswichtigen Ressourcen für jeden
Organismus und die meisten Hunde haben praktisch immer Hunger.
Besonders
beim Erlernen neuer Kommandos sind Leckerchen von unschätzbarem Wert, denn
der Hund kann so leicht in die gewünschte Position gelockt werden, ohne
körperlich (womöglich für den Hund unangenehm) Einfluss nehmen zu müssen,
was anschließend mittels Leckerchen bestätigt und mit der Zeit mit einem
zugehörigen Signalwort verknüpft wird.
Nicht
vergessen sollte man aber dabei, auch Alternativen einzusetzen. Die
Verknüpfung mit einem Lobwort oder einem konditionierten Signal (z.B.
Clicker – dazu ein anderes Mal mehr) macht, um noch besseres Timing zu
gewährleisten, insofern genauso Sinn wie eine abwechselnde oder auch
situationsangepasste Belohnung mit anderen für den Hund wertvollen Dingen.
Spiel z.B. ist ebenfalls eine gute Motivationsmöglichkeit (es gibt durchaus
auch Hunde, die kaum auf Leckerchen reagieren und mit Spiel am besten motivierbar
sind) und dient gleichzeitig der Stärkung der Bindung zwischen Hund und
Hundehalter. Einen jagdlich ambitionierten Hund dagegen kann man am besten
über Jagdersatzhandlungen motivieren.
Die
moderne Lernforschung rät zudem, nach dem grundsätzlichen Erlernen eines
Kommandos zur sogenannten intermittierenden Belohnung überzugehen, die das
Verhalten am löschungsresistentesten im Gehirn verankert. D.h., es wird
später nicht mehr nach jeder korrekten Ausführung belohnt, sondern nur
immer wieder, oder eben auch mit unterschiedlichen Mitteln (Streicheln,
Lobwort, Leckerchen, Spiel…).
Wichtig
bei der Belohnung - egal welcher Art - ist, dass sie SOFORT erfolgt;
maximal innerhalb 2 Sekunden kann der Hund eine Handlung und eine
nachfolgende Belohnung miteinander verknüpfen, ideal ist ein Zeitraum unter
einer Sekunde. Hierzu kann der Aufbau eines Markersignals (Clicker,
Lobwort…) sehr hilfreich sein, das zeitnah die „echte Belohnung ankündigt –
dazu ein andermal mehr.
Hier
jetzt noch ein paar Ideen, was evtl. für den einzelnen Hund und in
bestimmten Situationen Belohnung darstellen kann:
Futter
(das kann man auch mal werfen, d.h. jagen lassen, Verstecken (in Baumrinde,
Mauseloch, auspacken lassen…)
Streicheln,
Kuscheln, Knuddeln, körperliche Nähe
Freundliche
Worte (Sozialkontakt ist ein Grundbedürfnis des Hundes – wird er aber
ständig zugetextet, haben Worte meist keine Wirkung mehr)
Zum
Artgenossen hin dürfen
Zugang
zu Wasser (z.B. Erlaubnis, zu baden)
Spiel:
Zerrspiel, Ball werfen, Spiel mit dem Mensch ohne Gegenstände
Umwelt
erkunden (Freigabe nach Befehlsausführung, Mauseloch schnüffeln,
Laternenpfahl schnüffeln…)
Hüten
oder Sequenzen des Hüteverhaltens,
z.B. Bewegungen mit den Augen verfolgen
Jagen:
Beute mit den Augen verfolgen, Ersatzbeute hetzen, Reizangel hetzen,
Ersatzbeute suchen, Spuren verfolgen, Ersatzbeute fangen, zerlegen,
fressen…
Bewegung,
Action, Rennen: am besten mit dem Besitzer; für sehr aktive,
bewegungsfreudige Hunde
Hier
noch mehr Belohnungsideen:
http://www.easy-dogs.net/home/blog/training/gastautor/daniela_gassmann/belohnungen_gassmann.html
Hier
nochmal gut zusammengefasst, welche Chancen und Möglichkeiten
Futterbelohnung im Training bietet und wo sie ihre Grenzen hat: http://www.planethund.com/hundeerziehung/leckerchen-hundeerziehung-reizthema-1401.html
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Prinzip
des fehlerfreien Lernens
Die
Lernfähigkeit des Hundes hat sich durch die Domestikation im Vergleich zum
Wolf deutlich gesteigert. Das ist durchaus hilfreich, muss er doch als
Sozialpartner des Menschen sehr viel mehr unterschiedliche Anforderungen
erfüllen denn als Laufraubtier in der freien Wildbahn.
Wissenschaftler
– Psychologen und Kynologen – haben das Lernen in den vergangenen
Jahrzehnten sehr genau untersucht und Interessantes herausgefunden.
Wenn
wir unseren Hunden bewusst etwas beibringen, nutzen wir hierzu fast immer
die sogenannte instrumentelle Konditionierung. D.h. der Hund erfährt auf
sein Verhalten von uns eine Konsequenz, die dazu führt, dass er das
Verhalten in Zukunft öfter (bei angenehmer Konsequenz) oder seltener (bei
unangenehmer Konsequenz) zeigen wird. Dieses Verhalten wird dann mittels
klassischer Konditionierung mit einem Signal (in der Regel ein Befehlswort)
verknüpft, das idealerweise ganz kurz (0,5 – 1 sek.) vor dem Verhalten
gegeben wird.
Zum
gewünschten Verhalten kann der Hund zum einen über Versuch und Irrtum
gelangen.
Dieses
ist durchaus eine gute Sache, bringt es doch eine fifty-fifty Chance auf
Erfolg. Beim freien Formen von Verhalten wird das auch ganz bewusst
eingesetzt und stärkt vor allem die Kreativität des Hundes. Für sicheres
Ausführen des Gelernten gibt es allerdings lerntheoretisch noch eine
bessere Variante: und zwar das fehlerfreie Lernen. Fehlerfreies Training
ist vor allem gleich zu Beginn einer neuen Trainingsaufgabe ein wichtiger
Faktor für schnelles Lernen und spätere Zuverlässigkeit. H.S.Terrace, Wissenschaftler
und Psychologe an der Columbia University, fand in einem Experiment mit
Tauben heraus, dass Tiere, die über Versuch und Irrtum lernen, bei der
gelernten Aufgabe wesentlich fehleranfälliger sind und bleiben als solche,
die über fehlerfreies Lernen an eine Trainingsaufgabe herangeführt wurden
(durchschnittlich über 3000 Fehler im Lernen über Versuch und Irrtum vs.
durchschnittlich 25 Fehler im fehlerfreien Lernen bei gleich vielen
Trainingseinheiten). Das ist ein eindrucksvoller Unterschied und wir
sollten deshalb diese Lernmethode nutzen, wann und wo immer es geht.
Durch bewusste Vorbereitung und Gestaltung der Lernsituation verhindert
hierbei der Hundehalter, dass der Hund Fehler macht. Hierzu ist Management
gefragt, das bedeutet die bewusste Gestaltung von Übungsabläufen.
Das
Wesentliche bei fehlerfreiem Lernen ist, dass es anfangs bzw. sehr lange im
Übungsablauf tatsächlich nur eine einzige Möglichkeit gibt - nämlich die
richtige.
Soll der Hund z.B. lernen, bei Fuß zu gehen, dann sorgt man in der
Übungssituation dafür, dass er gar nicht anders kann, z.B. in dem man ihn
in genau der richtigen Position mit einem Leckerchen lockt, oder in einem
langen schmalen Gang an der Wand entlang übt. Soll der Hund z.B. das
Liegenbleiben lernen, geht man in so kleinen Trainingsschritten und mit so
geringer Ablenkung vor, dass der Hund gar nie auf die Idee kommt, ohne
Auflösekommando aufzustehen. Denn jedes unerwünschte Aufstehen bedeutet
einen Fehler und wirft im Trainingserfolg zurück, besonders dann, wenn
womöglich nicht mal eine eindeutige Konsequenz für den Fehler und
sofortiges Wiederholen der Übung verlangt wird. Ist man nicht sicher, ob
der Hund liegen bleiben wird, z.B. wenn er irgendwo kurz warten soll, gibt
man gar kein Platzkommando, sondern lässt den Hund einfach angeleint in beliebiger
Position warten.
Beim sicheren Rückruf z.B. mit der Hundepfeife, aber auch mit einem
Rückrufkommando, ruft man den Hund nur, wenn man sehr sicher ist, dass er
in dieser Situation auch kommen wird (oder das Kommen mittels Schleppleine
einfordern kann). Anfangs also nur, wenn der Hund ohnehin schon auf dem Weg
zu einem ist. Später unter geringer Ablenkung und nur, wenn der Hund nicht
mit dem Kopf völlig woanders, z.B. im nächsten Mäuseloch, ist.
Nicht vergessen werden sollte bei allen Übungen natürlich die Belohnung –
nur was sich lohnt, wird der Hund dauerhaft immer wieder tun.
Gerade
auch bei Hunden mit Ängsten und Unsicherheiten hat sich gezeigt, dass
fehlerfreies Lernen allerhand erwünschte Nebenwirkungen hat. So liegt auf
der Hand, dass fehlerfreies Lernen das Selbstvertrauen des Tieres
verbessert und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Probleme zu lösen
stärkt.
Erfolg zu haben, ist ein gutes Gefühl. Und gute Gefühle sind eine ideale
Lerngrundlage.
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Irrtümer
über Hunde:
auf unerwünschte Verhaltensweisen reagiert man am besten mit Ignorieren?!
Das
ist eine verallgemeinernde Pauschalaussage und damit, wie immer bei
Pauschalisierungen, falsch. Man muss schon etwas genauer hinschauen, um zu
verstehen, wann Ignorieren ein wirksames Erziehungsmittel ist und wann im
Gegenteil unerwünschtes Verhalten dadurch verstärkt und gefestigt wird.
Lernwissenschaftlich ist Ignorieren eine sogenannte negative Strafe – dem
Hund wird etwas Positives dadurch vorenthalten, nämlich in der Regel eine
Aktion unsererseits, die der Hund durch sein Verhalten erreichen möchte.
Paradebeispiele sind Verhaltensweisen wie Betteln, Rumnerven um
beispielsweise Spielen, Gassi, in den Garten zu dürfen, Bellen, Jaulen mit
dem Zweck unsere Aufmerksamkeit zu erhalten. Durch Ignorieren – d.h. nicht
ansprechen, nicht anfassen und nicht anschauen des Hundes - kann dem Hund
schlicht das Erreichen seines Verhaltenszieles unmöglich gemacht werden,
man hofft dadurch, dass der Hund merkt: „Wenn ich mich so verhalte, komme
ich nicht zum Erfolg und verschwende nur Zeit und Energie.“ Ist man sich über
diesen Hintergrund im Klaren, wird einem auch deutlich, wo die Grenzen des
Ignorierens sind: Überall dort, wo das Hundeverhalten nicht in erster Linie
auf uns zielt oder gar selbstbelohnenden Charakter hat.
Interessant
beim Thema ist auch noch ein anderer Aspekt, der unser Verhältnis zum Hund
maßgeblich bestimmen kann: Unter Hundeartigen, die ein halbwegs normales
Leben führen dürfen (Dingos, Straßenhunde z. B. in Afrika, Wölfe, Kojoten,
Füchse, etc.) zeichnen sich die „Chefs“, welche meist die Eltern sind,
dadurch aus, dass sie seltener auf Aktionen der „rangniedrigeren
Individuen“ reagieren, als umgekehrt. Rangordnungen unter Hundeartigen
werden in erster Linie durch das Verhältnis von Aktion und Reaktion zueinander
gebildet, und nicht durch Kampf oder andere schmerzhafte Maßnahmen. Auf
dessen Aktion reagiert wird, dem wird vertraut, der steht im Rang hoch.
Heißt also im Umkehrschluss, dass ständig nur reagierende Individuen nicht
wirklich als vertrauenswürdig und mit Führungsqualitäten ausgestattet
angesehen werden. Nicht reagieren auf Aktionen (Ignorieren) ist ein völlig
normales Mittel der Kommunikation, der Erziehung und der
Statusdemonstration unter Hundeartigen. Lieber zu anderer Zeit SELBST das
Heft in die Hand nehmen und den Hund zum Spielen, Schmusen, Fressen, Gassi…
auffordern.
Hat
das Verhalten des Hundes allerdings selbstbelohnenden Charakter, ist
Ignorieren nicht angebracht, ja stärkt Ignorieren sogar das unerwünschte
Verhalten. Der Hund wird es toll finden, ungehemmt den Mülleimer ausräumen
zu dürfen, am Tischbein nagen zu können, die Nachbarskatze jagen zu dürfen
und auch den Postboten mit Bellen vertreiben zu können. Unser mangelndes
Einschreiten und unser Wegschauen werden vom Hund als Erlaubnis gewertet
und das Erreichen seines Zieles belohnt ihn zusätzlich dafür. Solche Aktionen
müssen zügig abgebrochen werden, um den selbstbelohnenden Aspekt zu
unterbrechen.
Bei Aggressionen wird es diffizil: Es ist durchaus ein Ansatz in der
Verhaltenstherapie, aggressives Verhalten zu ignorieren, „ins Leere laufen
zu lassen“, um dem Hund keine Erfolg mit seiner aggressiven Handlung zu
geben. Allerdings hat die Wissenschaft mittlerweile festgestellt, dass
aggressives Verhalten AUCH selbstbelohnenden Charakter hat, dass es während
der aggressiven Handlung zur Dopaminausschüttung (Belohnungshormon) kommt
und man hier also unter Umständen durch Ignorieren sogar zur Festigung des
Verhaltens beitragen kann. Hier muss man sicher ganz genau den Einzelfall
betrachten, um zur richtigen Verhaltensoption zu gelangen.
Nicht
angebracht ist Ignorieren NACH einer Zurechtweisung oder Maßregelung des
Hundes. Hunde sind sehr soziale Tiere, soziale Isolation, also das
Ausschließen aus der Gruppe, ist eine schlimme Strafe. Belohnung und Strafe
wirken ohnehin nur dann als Lernerfahrung, wenn sie innerhalb von 2
Sekunden nach der zu belohnenden oder zu bestrafenden Handlung einsetzen.
Stundenlanges Ignorieren nach einer Missetat kann der Hund überhaupt nicht
mehr in einen Zusammenhang mit seiner Aktion bringen. Hunde untereinander
sind sich nach einer Zurechtweisung nicht „böse“, der Ranghöhere sendet
nach einem Konflikt eine Geste der Versöhnung aus, denn man ist im Rudel
aufeinander angewiesen. Auch wir sollten, sobald der Hund auf unsere
Maßregelung hin sein Verhalten ändert, eine solche Geste (beispielsweise
ein freundliches Anlächeln, ein Streichler oder kleines Spiel) aussenden
und beweisen dadurch, dass wir eine souveräne Führungsperson sind, die
situativ handelt und daran interessiert ist, insgesamt ein gutes Verhältnis
zueinander zu haben. Der Hund fühlt sich dadurch von uns verstanden und bei
uns geborgen, so kann ein gutes Vertrauensverhältnis trotz einer situativen
Strafe aufrechterhalten bleiben. Gute Gefühle helfen zudem viel mehr beim
Lernen als sozialer Stress.
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Welpengruppen
und Impfschutz
Bei
der Teilnahme an einer Welpengruppe wird in der Regel ein „altersgemäßer
Impfschutz“ gefordert. Die Regel ist momentan bei Welpen eine erste Impfung
gegen Staupe, Hepatitis, Parvovirose und Leptospirose (noch ohne Tollwut)
kurz vor Abgabe, also mit ca. 8 Wochen, eine weitere Impfung (mit erstmalig
auch Tollwut) in der 12. Woche und sodann nochmals eine dritte Impfung mit
16 Wochen; die sogenannte „Grundimmunisierung“ wird dann abgeschlossen mit
einer weiteren Auffrischimpfung im 15. Lebensmonat.
Warum
werden Welpen so häufig geimpft?
Welpen
besitzen in ihren ersten Lebenswochen eine sogenannte passive Immunität
durch maternale (=mütterliche) Antikörper, welche in den ersten Lebenstagen
vor allem über das Kolostrum, also die erste Milch der Mutterhündin,
übertragen wird. Die Dauer dieser passiven Immunität reicht von einigen
Tagen bis zu einigen Wochen und oft auch weit über die achte Lebenswoche
hinaus. Wie der genaue Antikörperstatus beim einzelnen Welpen gerade ist,
weiß man leider nicht. Wird der Welpe nun geimpft, obwohl noch maternale
Antikörper und damit passiver Schutz vorhanden ist, kann durch die Impfung
keine aktive Immunität entstehen, die Impfung bleibt wirkungslos, der Welpe
ist aber aktuell durchaus noch durch die passiven Antikörper geschützt.
Deshalb werden Welpen mit 12 Wochen und auch 16 Wochen erneut geimpft, um
wenigstens mit einer dieser Impfungen den Zeitraum der sogenannten
immunologischen Lücke zu erwischen und beim Welpen einen aktiven Impfschutz
aufzubauen.
Welpen
sind zwingend zeitweise ungeschützt vor Krankheiten
Dies
bedeutet aber auch, dass es zwingend irgendwann Zeiträume gibt, in denen
Welpen ungeschützt sind. Hinzu kommt, dass es von der erfolgreichen Impfung
bis zum Aufbau einer wirksamen aktiven Immunität Tage bis Wochen dauert;
bei der Tollwutimpfung beispielsweise geht man von 3 Wochen aus, deshalb
dürfen Hunde erst 3 Wochen nach erfolgter Tollwutimpfung über die Grenze
verbracht werden. Auch in dieser Zeit sind die Hunde also noch nicht
ausreichend gegen die Krankheiten geschützt. Um einen wirklich sicheren
Immunschutz zu haben, muss der Welpe im Grunde also 15 Wochen oder sogar
älter sein und ist damit eigentlich dem Welpenalter und seiner wichtigsten
sensiblen Phase fast entwachsen.
Welches
Risiko besteht?
Die
gefährliche Tollwut ist in Deutschland ohnehin ausgerottet, ein Risiko für
ungeimpfte Hunde liegt aber vor allem in der Parvovirose, die oft durch
illegale Importhunde eingeschleift wird und in der Staupe, welche vor allem
auch durch Wildtiere wie Füchse, Marder, Frettchen und deren Ausscheidungen
übertragen werden kann. Dieses Ansteckungsrisiko besteht aber auch im
täglichen Leben, in der natürlichen Umwelt des Welpen, denn bei jedem
Gassigang ist er beispielsweise anderen Hundehäufchen, Hinterlassenschaften
von Wildtieren und vielerlei Keimen und Erregern ausgesetzt, wahrscheinlich
sogar in weit höherem Maße als auf dem Gelände einer Hundeschule, wo der
Impfstatus der anderen Tiere bekannt ist, kaum Wildtiere zugange sind und
Häufchen anderer Hunde zeitnah weggeräumt werden.
Auf
gesund erscheinende Welpen achten; Vorsicht bei Auslandswelpen
Welpentrainer
sollten darauf achten, dass nur gesunde Hunde an der Gruppe teilnehmen, auf
die Wichtigkeit der empfohlenen Impfungen und Impfwiederholungen hinweisen
und vor allem den Impfstatus von Importwelpen sehr genau überprüfen.
Welpenbesitzer sollten der Gruppe fernbleiben, wenn der Welpe
offensichtlich unpässlich ist. Ansonsten steht einem zeitnahen Besuch von
Welpengruppen nach ca. einer Woche Eingewöhnung im neuen Zuhause aber aus
gesundheitlicher Sicht nichts entgegen und trägt enorm dazu bei, einen
wesenssicheren Hund aufzuziehen.
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Wie
wird der Hund zum Hund, der er ist?
Wenn
ihr denkt, dass euer Hund durch die Erfahrungen, die er ab seiner Geburt
macht, geprägt und geformt wird, liegt ihr nur teilweise richtig.
Es
ist zwar korrekt, dass Welpen durch ihre Umwelterfahrungen stark
beeinflusst werden. Besonders von der 3. bis zur 16. Lebenswoche ist das
hundliche Gehirn extrem empfänglich für Lernerfahrungen, für Sozialisation
und Habituation (Gewöhnung) an die belebte und unbelebte Umgebung mit all
ihren Geräuschen, Gerüchen, Berührungen und optischen Reizen sowie anderen
Lebewesen. Der Welpe saugt in dieser Zeit alle Erfahrungen quasi auf wie
ein Schwamm – positive wie negative – eine spätere Löschung ist oft nur noch
schwer möglich.
Nicht
zu unterschätzen bei der Entwicklung ist allerdings auch der Einfluss der
Gene – man sagt, hundliches Verhalten sei zu 100 Prozent genetisch bedingt
und zu 100 Prozent erlernt. Das bedeutet, dass der Hund sich basierend auf
seinen genetisch fixierten Anlagen an seine Umwelt anpasst und all jene
genetisch vorhandenen Eigenschaften und Fähigkeiten bis zur Perfektion
entwickelt, die durch Lernerfahrungen angesprochen werden, was eben auch
bedeutet, dass genetisch nicht veranlagte Talente nur schwerlich zu
entwickeln sind.
Zudem
beginnt die Anpassung an die künftige Umwelt auch bereits vor der Geburt,
im Mutterleib und hängt stark davon ab, welche Einflüsse die Hündin in der
Zeit der Trächtigkeit erfährt. Dauerstress bei der Hündin z.B. führt
bereits in der Gebärmutter zu Veränderungen im Gehirn der Welpen. Solche
Welpen sind später dann eher unsicher, ihre Lern- und Bindungsfähigkeit ist
eingeschränkt und auf Außenreize reagieren sie oft entweder mit
Ängstlichkeit und Rückzug oder mit unangemessener Aggressivität.
Interessant
ist auch, dass nebeneinander liegende Föten im Mutterleib einen
wechselseitigen Einfluss aufeinander haben. So hat man festgestellt, dass
die Geschlechtshormone der Föten bis zu den neben ihnen liegenden
Geschwistern reichen und diese deshalb beeinflussen können. Eine Hündin,
die inmitten männlicher Geschwister im Mutterleib heranwächst, wird
zeitlebens einen höheren Testosteronspiegel und damit mehr männliche
Verhaltensweisen haben als andere Hündinnen – dann habt ihr eine sogenannte
„Rüdin“.
Sogar
erlernte Verhaltenskomplexe können vererbt werden. In Studien stellte schon
Pawlow und auch heute zeitgenössische Forscher fest, dass beispielsweise
erlernte Ängste an Nachkommen weitergegeben werden.
Bot
man Mäusen im Zusammenhang mit unangenehmen Reizen einen bestimmten Duft
dar, auf den sie somit negativ konditioniert wurden und nachfolgend mit
Angst und Stress allein auf den Duft reagierten, vererbte sich diese Angst
vor dem Duft auch an Kinder und Kinderskinder – ohne dass diese jemals
eigene schlechte Erfahrungen mit dem Duft gemacht hätten. Ähnliche
Beobachtungen gibt es auch bei Hunden, deren Elterntiere Schlimmes erlebt
haben.
Wenn
ihr also einen Hund sucht, der bestimmte Eigenschaften mitbringen soll, ist
es essenziell, sich die Genetik der Rasse und Lebensumstände der
Elterntiere genau anzuschauen, um später keine unliebsamen Überraschungen
zu erleben.
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Hunde
und Schlaf
Hunde
haben eine ganze Reihe von Bedürfnissen, die für ein gutes, artgerechtes
Leben erfüllt werden sollten. Eines der wichtigsten ist das nach
ausreichend Schlaf. Während Hunde durchaus einige Tage ohne Wasser und
sogar Wochen ohne Futter überleben können, führt kompletter Schlafentzug
innerhalb kurzer Zeit unweigerlich zum Tod.
Schlaf
ist tatsächlich eine der Haupttätigkeiten der Hunde auch tagsüber. Denn in
Inaktivitätsphasen dösen sie in einem leichten Schlaf vor sich hin, bereit,
bei ungewohnten oder spannenden Reizen sofort wieder auf den Beinen zu
sein. Tiefschlafphasen sind eher seltener als bei uns Menschen, deshalb
brauchen Hunde auch insgesamt wesentlich mehr Schlaf als wir: 14 – 20
Stunden dürfen es schon sein, abhängig von Alter, Rasse, Gesundheit,
Gewohnheiten. Welpen brauchen mehr Schlaf, da sich ihr Gehirn im Schlaf entwickelt.
Hundesenioren hingegen schlafen nachts oft nur noch schlecht, dafür dösen
sie tags mehr vor sich hin.
Grundsätzlich
haben Hunde dieselben Schlafphasen wie der Mensch, allerdings wechseln sich
Tiefschlaf, Leichtschlaf und Traumschlaf viel häufiger ab. Tiefschlaf ist
prozentual auch weniger vertreten: nur ca. 10 % der Nacht verbringt der
Hund hierin. Mehr wird es nach körperlich aktiven Tagen, denn der Körper
erholt sich im Tiefschlaf besonders gut – aber nur dann, wenn er nicht zu
viel Stress hatte – dann überwiegen nämlich eher die Traumschlafphasen.
Hier zucken seine Beine, er bellt und winselt, die Augenlider bewegen sich
und sogar der Schwanz kann wedeln: Die Ereignisse des Tages werden
verarbeitet, der Stresshormonhaushalt wieder auf Normalmaß
heruntergefahren. Studien zeigen, dass der Traum- oder R.E.M.-Schlaf
ansteigt nach stressigen, belastenden Erlebnissen des Tages.
Aufgedrehte,
hibbelige Hunde brauchen besonders viel Schlaf. Oft sind sie gerade nicht
unterfordert, sondern haben, bedingt durch ihr charakterbedingtes
Stresslevel, zu wenig Ruhe und Schlaf. Versucht der Halter, das mit mehr
Auslastung zu „kurieren“, kann das das Problem eher verstärken, besonders,
wenn es sich um aufputschende und damit den Hund eher stressende
Tätigkeiten handelt. Denn dann bekommt der Hund noch weniger erholsame
Schlafphasen, in denen er verarbeiten kann, wird nachfolgend noch
gestresster und findet dadurch noch seltener echte Ruhe – ein Teufelskreis.
Die
nächtliche Schlafdauer wird auch maßgeblich von der gefühlten Sicherheit
des Hundes beeinflusst. So hat man festgestellt, dass Hunde im Haus rund 80
% der Nacht schlafend verbringen, wohingegen in nicht umzäuntem Gebiet
draußen nur 60 % der Nacht geschlafen wird. Wenn wir unseren Hunden Gutes
tun wollen, sorgen wir also für einen ruhigen, sicheren Schlafplatz.
Manche
Hunde haben es verlernt, zur Ruhe zu kommen oder es wurde ihnen regelrecht
weggezüchtet. Besonders die Arbeitsrassen sollten tags eben nicht schlafen,
sondern ihren Job erfüllen. Das geht leider aber mit einer verkürzten
Gesamtlebensdauer einher, denn zu wenig Schlaf schwächt den Organismus,
macht ihn auch krankheitsanfälliger. Auch Verhaltensstörungen nehmen dann
zu; „nach müde kommt doof“ gilt eben nicht nur bei Kleinkindern…
Für
unsere Haushunde macht es deshalb Sinn, einzugreifen, wenn der Hund wenig
schläft, ihn regelrecht zur Ruhe zu zwingen, für ruhige Umgebung sorgen
oder sich sogar mit hinzulegen. Auch viele Menschen bekommen zu wenig
Schlaf, insofern wird das sicher nicht schaden .
Wichtig
für alle Hunde ist ein Rückzugsort an einem ruhigen Platz. Also nicht
mitten im häuslichen Trubel oder in der Diele, wo jeder vorbeiläuft. Eine
kleine „Höhle“ in einer Hundebox kommt dem Bedürfnis vieler Hunde nach
Geborgenheit ebenfalls entgegen. Manche Hunde brauchen für ein gutes
Sicherheitsgefühl aber auch die Nähe ihres Menschen. Das sollte man ihnen
dann nicht verwehren, auch nächtliches Schlafen im Schlafzimmer macht dann
Sinn.
Für
Lernen, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis ist Schlaf ganz essenziell.
Die Übertragung von Gedächtnisinhalten vom Hippocampus ins
Langzeitgedächtnis findet vor allem in den Tiefschlafphasen statt. Hunde,
die nach Trainingseinheiten, nach neu Gelerntem schlafen dürfen und können,
lernen schneller und nachhaltiger. Mit ein Grund, warum Welpen möglichst
viel schlafen sollten.
Auch
der Hund kann Schlafstörungen entwickeln. Häufig ist die sogenannte
obstruktive Schlafapnoe, bei der die Atmung aussetzt, weil sich die oberen
Atemwege verengen, wenn sich die Rachenmuskeln entspannen. Dann wachen die
Hunde immer wieder am Sauerstoffmangel auf, erholsamer Schlaf kann sich
kaum einstellen. Prädisponiert sind hier kurzschnäuzige Rassen, aber auch
Übergewicht scheint eine gewichtige Rolle zu spielen. Doch es gibt noch
weitere Störungen: wie beim Menschen gibt es die Narkolepsie, bei der es zu
regelrechten Schlafattacken kommt, und dann auch die
REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Hunde im Schlaf heftige Bewegungen
und Handlungen umsetzen, mit denen sie sich und andere in Gefahr bringen
können. Bei älteren Hunden kann der Schlafrhythmus durch das Canine
Kognitive Dysfunktionssyndrom völlig aus den Fugen geraten. Dieses Syndrom
ähnelt der Demenz beim Menschen. Habt ihr den Verdacht auf derartige
Störungen, ist ein Gang zum Tierarzt unerlässlich.
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Warum
Schnee fressen keine so gute Idee ist!
Fast
alle Hunde lieben Schnee und die meisten fressen auch gern ab und zu eine
Schnauze voll davon. Vielen Hunden macht das auch gar nichts aus, aber es
gibt auch einige, die aufgrund eines empfindlicheren Magens oder weil sie
es definitiv übertreiben Probleme davon bekommen:
Sie regieren mit Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Durchfall und Erbrechen,
können womöglich gar nichts mehr bei sich behalten. Das ist dann eine
sogenannte Schnee-Gastritis, eine Magenschleimhautentzündung, hervorgerufen
durch zu viel Schnee, dem womöglich auch noch Streusalz, Dreck und
sonstiges beigemischt war.
Um
dem Magen wieder auf die Sprünge zu helfen, sollte man ihm zuallererst eine
Pause gönnen: 24 Stunden keine Nahrung! Das fällt den meisten Hundebesitzer
extrem schwer , denn es gibt nichts Schlimmeres als bettelende Hundeaugen.
Eine
gute Idee ist es, den Magen mit Slippery Elm – medizinischer Ulmenrinde –
etwas zu beruhigen. Es handelt sich um ein Pulver, das in Wasser aufgelöst
eine schleimige Masse ergibt, welche – dem Hund mit einer Einmalspritze
(natürlich ohne Nadel) ins Mäulchen gegeben – den Magen etwas auskleidet
und beruhigt. Und dann ist Schonkost angesagt – gekochte Karotten,
Haferschleim, weichgekochter Reis, mageres gekochtes Hühnchen… Den Hund
etwas zu schonen, warm zu halten und weiteres Schneefressen zu unterbinden,
hilft ebenfalls bei der Regeneration. Sollten die Probleme länger als 2, 3
Tage anhalten oder Blut in Kot oder Erbrochenem zu finden sein, tut ein
Gang zum Tierarzt Not.
Dieser
hat noch weitere Maßnahmen und Produkte in petto, die heilend und hilfreich
sind und kann zudem andere, ernstere Ursachen ausschließen.
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Kastration beim Hund
Kastration
beim Hund muss immer eine Einzelfallentscheidung sein. Es gilt genau
abzuwägen: Sind die Vorteile für den Hund bzw. das Hund-Mensch-Team als
höherwertig einzustufen als die mit der Kastration eben auch erkauften
Nachteile.
Vorteile
aus der Kastration hat der Hund, wenn er
1.)
gesundheitlich unter der Sexualität (Hündin: Läufigkeit /
Scheinträchtigkeit) sehr leidet bzw. Störungen / Krankheiten vorliegen, bei
denen eine Kastration unumgänglich sind (Kastration ist sinnvoll bei
Diabetes, Gebärmuttervereiterung, starken Problemen mit der Läufigkeit /
starken Scheinträchtigkeiten, und bei Verhaltensproblemen, die nur in
Zeiten der Läufigkeit und einige Wochen danach auftreten. Auch bei
Hündinnen, die regelmäßig oder dauerhaft sogenannte „weiße Hitzen“
durchlaufen, die nicht wirklich erkennbar und meist verkürzt sind aber
dennoch zu aufnahmefähigen Tagen führen, muss über Kastration nachgedacht
werden.)
Rüden: Kryptorchismus (= Hodenhochstand; falls einseitig evtl. nur
betroffenen Hoden entfernen) und ein paar andere eher seltene Krankheiten.
Beide: gegengeschlechtlichen Hunde im Haushalt / fehlender
Aufsichtsmöglichkeit.
2.)
psychisch sehr unter seiner Sexualität leidet (z.B. Hypersexualität (kommt
manchmal bei kleinen Rassen vor), testosteronbedingte Aggressivität gegen
Artgenossen, gegengeschlechtliche Hunde im Haus, was sehr viel Stress mit
sich bringen kann; natürlich auch weitere Gründe denkbar).
Abzulehnen
ist eine Frühkastration – d.h. noch vor Abschluss der Pubertät. Man raubt
dem Hund damit die Möglichkeit, eine erwachsene Persönlichkeit auszubilden
– die Hunde bleiben oft zeitlebens „kindisch“ und unreif, oft auch sehr
unsicher und aufgrund dessen aggressiv gegen Artgenossen oder auch die
Umwelt. Auch gesundheitlich sind Folgen zu erwarten (besonders bei Rüden
oft verspätetes Wachstumsende – werden extrem groß.) 1 ½ bis 2 Jahre sollte
der Hund mindestens für eine Kastration sein.
Was
durchaus auch noch in eine Entscheidung einbezogen werden muss ist das
Tierschutzgesetz. Denn das deutsche Tierschutzgesetz verbietet zunächst
einmal in § 6 Abs. 1 S. 1 das vollständige oder teilweise Amputieren von
Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören
von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Damit ist die Kastration
grundsätzlich verboten. Das Gesetz sieht von diesem Grundsatz
–sinnvollerweise – Ausnahmen vor. So gilt das sog. Amputationsverbot gem. §
6 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 a) TierSchG nicht, wenn ein Eingriff im Einzelfall nach
tierärztlicher Indikation geboten ist. Auch das routinemäßige
Unfruchtbarmachen von Hunden im Tierschutz ist unter diesem Gesichtspunkt
rechtlich fraglich, aber es gilt leider auch hier das Prinzip: Wo kein
Kläger, da kein Richter.
Besonders
Hündinnen sind zwar nach der Kastration an ihren Geschlechtsorganen fortan
vor Krebs und sonstigen Erkrankungen geschützt, aber Kastration hat nach
altbekannten und auch neueren medizinischen Erkenntnissen viele negative
Folgen:
Gewichtszunahme (Rassen, die zum „Fressen“ neigen – z.B. Labbies, Goldies
- sind nach einer Kastration nur
unter großen Anstrengungen schlank zu halten – Übergewicht ist jedoch
wieder ein erheblicher Risikofaktor für allerlei Krebs- und auch sonstige
Erkrankungen), Harnträufeln, Fellveränderung, Trägheit, gehäuft einige
andere Krebsarten, die oft schwerer oder gar nicht zu behandeln sind,
gehäuft Schilddrüsenunterfunktion, gehäuft orthopädische Probleme (HD, ED,
Patellaprobleme…), Wesensveränderung bei Hündinnen durch mehr Testosteron
(Hündinnen, die bislang schon innerartlich schwierig waren, zu Streit,
Mobbing und dominantem Verhalten neigten, können durch eine Kastration zu
Problemhunden werden). Zudem birgt jede Operation ein OP- und
Narkoserisiko.
Kastrierte
Rüden werden oft zum Mobbing- und Aufreitopfer – viele scheinen für
unkastrierte Rüden wie eine läufige Hündin zu riechen und werden
entsprechend belästigt. Auch viele Hündinnen finden kastrierte Rüden nicht
so toll und zeigen ihnen gegenüber deutlich häufiger Aggressionen als
gegenüber unkastrierten Artgenossen. Die sexuell- oder statusmotivierten
aggressiven Auseinandersetzungen mit anderen Rüden nehmen allerdings häufig
ab.
Die
gesundheitlichen Auswirkungen hat Dr. Rückert hier zusammengefasst: http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951
Zu
den Auswirkungen auf die Persönlichkeit des Hundes findet ihr hier fachlich
kompetente Infos:
https://von-den-gluecksspitzen.de/impfen/kastrieren/?fbclid=IwAR0fKRyy4ZuFrvgphI01WT4MeQuqkYaZDu4Ouzxjo4xFM7BrB12-g7t7D58
Und hier noch ein ganz ausführliches Interview mit Prof. Dr. Axel Wehrend,
über den momentanen Stand der Wissenschaft: https://www.youtube.com/watch?v=4LwJtreuQSo&list=PLgAAIPHy3d4H2B7sav28JYUID9rDeXpwj&index=32&t=21s
Für
Rüden bietet sich zur „Simulation“ eines kastrierten Zustands auch immer
erstmal die Implantation eines Hormonchips, mit dem „rückgängigmachbar“
(der Chip verliert je nach Art seine Wirkung nach ½ - 1 Jahr) eine
Kastration simuliert werden kann.
(http://tierarztpraxis-am-schlagbaum.de/pdf/hormonchip_fuer_rueden.pdf
).
Für
Besitzer junger Hunde gilt: Lasst die Situation der Geschlechtsreife mit
den Folgen (Läufigkeit, sexuelle Motivation, innerartliche „Reibereien“)
erst mal in aller Ruhe auf euch zukommen, euren Hund darin ankommen, und
schaut, wie ihr und euer Hund damit klar kommt. Lasst den Hund erwachsen
werden und sich selbst sowie seinen Platz in der Welt finden und wenn ihr
DANN denkt, ihm und euch mit einer Kastration unter Abwägen all dieser
Faktoren einen Gefallen zu tun, ist immer noch ausreichend Zeit.
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Irrtümer
über Hunde:
Man soll seinen Hund beim Heimkommen nicht begrüßen?
Aus
ganz unterschiedlichen Gründen raten auch heute noch „Hundeversteher“,
Hunde beim Heimkommen nicht zu begrüßen, ihr Gehopse, Gebelle und Gejapse
schlicht zu ignorieren, um die „Rangordnung“ nicht zu gefährden, weil ein
ranghoher Hund dies auch nicht tun würde, um die Erregung beim
Nachhausekommen nicht noch mehr zu steigern und so weiter und so fort. Aber
ist das denn so richtig?
Eine Studie der Wissenschaftler der Universität Uppsala zeigt, dass
Hundehalter, die trotz all dieser Ratschläge bisher ihrem Herz und
Bauchgefühl gefolgt sind und ihre Hunde freundlich begrüßten, wohl auf dem
besseren Weg sind:
12 Beagle-Hündinnen, mit denen die
Wissenschaftler ganz normale Hund-Mensch-Beziehungen etabliert hatten,
wurden beobachtet und untersucht, wenn sie nach einer Zeit des Alleinseins
von der vertrauten Person auf eine bestimmte Art und Weise begrüßt wurden,
und zwar
• verbal und körperlich,
• nur verbal oder
• ignoriert .
Dabei wurde den Hunden vor, während und nach dem Wiedersehen mit der
vertrauten Person Blut abgenommen, um die Oxytocin- und Cortisolwerte zu
bestimmen, also um zu ermitteln, was eine Begrüßung bestimmter Art in
Sachen Wohlbefinden (Oxytocin) und Stress (Cortisol) beim jeweiligen Hund
anrichtet.
Folgende Ergebnisse erzielten die Forscher:
• Bei der verbalen und körperlichen Begrüßung suchten die Vierbeiner mehr
Körperkontakt und zeigten mehr Lippenlecken, als wenn die Person nur mit
dem Hund sprach oder ihn ignorierte. Bei dieser Bedingung zeigten sich die
Oxytocinwerte während und nach der Interaktion erhöht, während sich die
Cortisolwerte während und nach der Interaktion verringerten.
• Bei der nur verbalen Begrüßung reagierte der Hund mit mehr Schwanzwedeln
und vokalisierte auch stärker. Der Oxytocinwert zeigte sich nur während der
Interaktion erhöht, danach nicht mehr. Der Cortisolwert war während und
nach der Interaktion verringert.
• Bei Ignorieren des Hundes schnüffelte dieser zunächst herum oder wandte
sich dem Tierarzthelfer zu, glitt dann aber schnell in die Inaktivität. Der
Oxytocinwert war nur unmittelbar bei der Rückkehr der vertrauten Person
erhöht (also sozusagen bei deren „Erscheinen“), danach nicht mehr. Der
Cortisolwert war während und nach der Interaktion verringert.
Insgesamt scheint allein die Rückkehr einer vertrauten Person als solche
einen positiven Effekt auf Hunde zu haben, denn der Cortisolwert sank bei
allen ab. Dennoch ist von Bedeutung, dass der Oxytocinwert nur dann längere
Zeit erhöht blieb, wenn die vertraute Person bei der Begrüßung sowohl
körperlich als auch verbal mit dem Hund interagierte. Oxytocin ist das
„Kuschel-„ oder „Liebes-Hormon“, das für ausgesprochen angenehme
Empfindungen sorgt, wenn es vom Körper ausgeschüttet wird. Sehr
wahrscheinlich ist deshalb, dass Hunde nach einer „streicheln mit erzählen
Begrüßung“ noch längere Zeit von angenehmen Empfindungen profitieren, also
ein länger anhaltendes Wohlbefinden aus einem Wiedersehen mitnehmen. Das
wiederum kann sich begünstigend auf die Qualität der Mensch-Hund-Beziehung
auswirken.
Und: kommt ihr noch schlicht nach Hause oder kuschelt ihr schon ;-) ?
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Warum
Spiel für Hunde lebenslang wichtig ist.
Die
große Mehrheit der Kynologen sind sich einig: Spiel ist vor allem für
Welpen und Junghunde zum Erlernen von Fertigkeiten notwendig, die sie als
erwachsene Hunde brauchen. Im Spiel werden körperliche Fertigkeiten genauso
eingeübt wie soziale Kompetenzen, beispielsweise Jagdverhalten,
Sexualverhalten, angemessenes Aggressionsverhalten und innerartliche
Kommunikation. Differenziertes Sozialverhalten kann sich nur durch
ausreichend Spiel in der sensiblen Phase, also den ersten ca. 18
Lebenswochen, entwickeln, fortgeführt wird diese Entwicklung aber
lebenslang, denn in jedem Alter sind höhere Säugetiere in der Lage, Neues
zu lernen und Gelerntes zu verfeinern. Was im Wurf unter Geschwistern
bereits begann, sollte nach Abgabe an den neuen Halter unbedingt mit
unterschiedlichsten Hunden fortgeführt werden können.
Der
Hund lernt im Spiel mit gleich alten und auch älteren Hunden,
Ausdruckselemente zu lesen und angemessen darauf zu reagieren. Auch
Beißhemmung wird im Spiel am besten und nachhaltigsten trainiert. Für den
heranwachsenden Hundekörper, aber auch für erwachsene Hunde ist
ausgelassenes, abwechslungsreiches Spiel wichtig, um körperliche
Fähigkeiten zu entwickeln oder zu verbessern. Nur schwer kann irgendein
Training das variantenreiche, Körper und Geist beanspruchende Spiel mit
Artgenossen ersetzen.
Sich
auf verschiedenste Situationen einzustellen und Strategien zur
Problemlösung auszuprobieren und zu finden, steigert geistige Flexibilität
und Intelligenz. Spiele unter Hunden beugen auch eskalierenden
Auseinandersetzungen vor, denn die Hunde lernen den angepassten Umgang mit
der eigenen und auch der Aggression des Gegenübers und können im
Kräftemessen ihre Stärken ausprobieren und verfeinern. Besonders in der
Pubertät kommt es auf qualitativ hochwertige Sozialkontakte sowohl mit
gleich alten Hunden, mit denen Klären von Freundschaften oder auch
Rivalitäten möglich ist, als auch mit souveränen erwachsenen Hunden, die
dem Jungspund seinen Platz in der Gruppe zuweisen, ohne auf eventuell auch
mal provozierendes Verhalten überzureagieren. Jungen Hunden, die ohne
ausreichende Möglichkeit zum Sozialspiel aufwachsen, fehlt im erwachsenen
Alter meist die Fähigkeit, angemessen mit Artgenossen zu interagieren. Im
Spiel wird der sichere und angstfreie Umgang mit der belebten und
unbelebten Umwelt gelernt, was auch dem Selbstvertrauen des Hundes zu Gute
kommt. Permanentes Beobachten und Einordnen des Verhaltens des
Spielpartners fördert die Fähigkeit der Anpassung an wechselnde Situationen
und schult die in einer sozialen Gruppe erforderliche feine Kommunikation.
Die
Parallelen zum Menschen sind hierbei verblüffend: Kinder, die intensiv und
vielseitig spielen, sind motorisch und kognitiv im Vorteil und deutlich
weiter als andere. Sie können besser mit Enttäuschungen umgehen, denn Spiel
schult Frustrationstoleranz und Impulskontrolle, sie reagieren seltener
aggressiv, sind insgesamt zufriedener und ausgeglichener; alle sozialen und
emotionalen Bereiche werden durch Spiel gefördert. Auch das Zuhören, die
Empathie und die Akzeptanz von Regeln werden gestärkt, die Kinder pflegen
intensiver und nachhaltiger Freundschaften (Quelle: Armin Krenz).
Wichtig
beim Hund (aber natürlich auch beim Kind ;-) ) ist es, genau zu beobachten.
Gesundes Spiel zeichnet sich durch Ausgewogenheit aus, regelmäßiger
Rollenwechsel z.B. von „Jäger und Gejagtem“, „unten und oben“, Unterbleiben
von Mobbingsituationen, bei denen ein einzelner „Opfer“ einer ganzen Gruppe
wird und zu rüpelhaftes Spiel, das den Unterlegenen ganz offensichtlich
überfordert. Hier muss der Mensch eingreifen und Grenzen setzen. Denn weder
der Rüpel, noch der Unterlegene würden wertvolle Lernerfahrungen machen.
Auch Spiel zwischen körperlich sehr unterschiedlichen Hunden, sei es
aufgrund Körpergröße, sehr jungem oder auch hohem Alter oder körperlichen
Einschränkungen muss genau beobachtet werden, Pausen oder eine frühzeitige
Beendigung können hier dringend nötig sein. Da Spiel gelegentlich auch
kippt und in aggressive Auseinandersetzungen übergeht, sollte der Mensch
hierauf auch sein Augenmerk legen und gegebenenfalls eingreifen, wenn ein
Eskalieren droht, die Kontrahenten den Streit nicht angemessen beilegen
können. Fakt ist auch, das meist nur zwei Individuen harmonisch miteinander
spielen, kommt ein Dritter hinzu, ist dieser in der konkreten Situation oft
nur störend und sollte sanft umgelenkt werden. Und bei Welpen kommt es nach
einiger Zeit oft zum bekannten „nach müde kommt doof“. Wenn also ganz
offensichtlich das Spiel ermüdender Welpen unharmonisch wird, ist es Zeit
für einen Abbruch durch den Hundehalter und eine längere Ruhepause.
Ansonsten
steht dem Spielvergnügen unserer Hunde nichts im Wege und wir können
unbeschwert die Augenweide eines harmonischen zwischenhundlichen Spiels
genießen, denn was freut den emphatischen Hundehalter mehr als wenn es
seinem Hund richtig gut geht ;-).
“Wir
hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir
aufhören zu spielen.” George Bernhard Shaw
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Wann
braucht mein Hund einen Hundemantel?
Hundebekleidung
ist in der Hundehalterwelt ein sehr umstrittenes Thema. Schreit der eine
„das ist ein Hund! Vermenschliche und verweichliche den doch nicht so!“, so
ist der andere von Nutzen und Notwendigkeit überzeugt.
Hier
deshalb mal ein paar Argumente, wann und ob ein Hundemantel erforderlich
ist.
Fakt
ist, dass die meisten unserer Hunde in der gut beheizten Wohnung gehalten
werden und deshalb sowohl von Unterwolle als auch von der Talgproduktion
der Haut nicht mehr mit Hof- und Zwingerhunden zu vergleichen sind. Beides
ist bei reinen Wohnungshunden deutlich weniger und somit die
Isolationswirkung des Fells auch bei gut behaarten Hunden verringert. Kommt
der Hund nun im Winter nach draußen in die Kälte, kann es unter Umständen
durchaus vorkommen, dass er auskühlt mit allen negativen Folgen, die das eben
auch für den Hundeorganismus nach sich zieht. Besonders hoch ist die
Gefahr, wenn er sich nicht im eigenen Tempo bewegen kann, z.B. an kurzer
Leine im Menschentempo geführt wird oder im kalten Auto länger warten muss.
Hier sollte man über einen Hundemantel nachdenken.
Besonders
bei folgenden Hunden ist Bekleidung im Winter ratsam:
Ältere
und kranke Hunde. Hunde mit Arthrose z.B. verspannen deutlich weniger, wenn
sie warm gehalten werden, die Schmerzschübe sind dadurch seltener und die
Erkrankung schreitet langsamer fort, wenn für gute Durchblutung durch
ausreichende Wärme gesorgt wird. Kranke Hunde brauchen alle Energie fürs
Gesundwerden; Wärmeabstrahlung in großer Kälte raubt ungeheurere Mengen
davon.
Welpen
haben meist noch keine ausreichende Unterwolle, oft einen völlig nackten
Bauch; zudem kühlen kleine Körper deutlich schneller aus. Eine
Blasenentzündung haben sie sich schnell eingehandelt und diese verzögert
dann wieder den Stubenreinheitsprozess enorm.
Kleine
Hunderassen kühlen ebenfalls deutlich schneller aus, haben wenig
Unterwolle, kaum Fett und im Verhältnis zum Volumen eine große
Körperoberfläche, die große Wärmeabstahlung zulässt.
Hunde,
die regelmäßig geschoren werden müssen, haben ebenfalls keinerlei
Unterwolle und frieren nach einer Schur deshalb sehr schnell. Sie sollten
zumindest in Bewegungslosigkeit warm gehalten werden ( Auto…)
Hunde
aus dem südlichen Ausland sind ebenfalls nicht auf unsere klimatischen
Verhältnisse eingestellt. Das gilt besonders für die zartgliedrigen
Windhunderassen mit ihrem überaus spärlichen Fell.
Sporthunden
tut es überaus gut, vor und nach dem Sport und in Wartepausen warm gehalten
zu werden. Hunde, die ins Wasser müssen (Jagdhunde, Apportierhunde) sollten
unbedingt anschließend die Möglichkeit haben, warm zu trocknen. Es gibt
hierfür spezielle Mäntel, die die Nässe vom Hundekörper weg nach außen
transportieren. Hunde mit weniger dichtem Fell dürfen in der kalten
Jahreszeit auch durchaus vor Regen geschützt werden – jeder kann sich
vorstellen, wie unangenehm es ist, sich bis auf die Haut durchnässt bei
Kälte weiter draußen aufzuhalten.
Ihr
seht also, es gibt viele Gründe, einem Hund einen Mantel anzulegen. Wenn
ihr das Gefühl habt, dass sich euer Hund mit einem Mantel wohler fühlt,
dann gönnt ihm einen und pfeift auf die schrägen Blicke anderer Menschen.
Der Mantel wird ihm gut tun und ihn vor Krankheiten schützen!
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Nasenarbeit
macht optimistisch
Die
Nase unseres Hundes ist ein Kunstwerk, das genutzt werden muss! Eine neuere
Studie von Dr. Charlotte Duranton und Alexandra Horowitz zeigt, dass Hunde,
die schnüffeln dürfen, optimistischer sind. Dies können sicherlich viele
Trainer und Hundehalter bestätigen. Verglichen wurden in der Studie 20
Hunde. Eine Gruppe wurde zwei Wochen lang vorwiegend mit Gehorsam und bei
Fuß-Gehen beschäftigt, die andere mit Fährtenarbeit. Jeweils vor und nach
dieser Zeit wurden die Hunde einem Test ausgesetzt, bei dem sie sich einem
mehrdeutigen Stimulus annähern konnten (genauer Aufbau: die Hunde wurden
erst darauf trainiert, dass eine Schüssel an einem bestimmten Ort immer
Futter enthielt, eine Schüssel an einem bestimmten anderen Ort hingegen
nie. Dann wurde eine Schüssel an einem Ort zwischen diesen zwei Orten
deponiert und beobachtet, wie schnell der Hund diese untersuchte). Die
Hunde aus der Geruchsgruppe waren nach der Trainingszeit wesentlich
schneller, hatten ein positiveres Urteilsvermögen und wurden von den Studienleitern
insofern als optimistischer eingeschätzt, denn natürliches
Erkundungsverhalten und aktive Entscheidungen sind zwei Schlüsselfaktoren
für das Wohlbefinden von Tieren.
Das
Studienergebnis, dass olfaktorische Aktivitäten zum Wohlergehen unserer
Hunde beitragen, sollte uns nicht gleichgültig sein! Hunde nicht ihrer Art
entsprechend schnüffeln zu lassen ist insofern für sie eine Form der
sensorischen Deprivation, die regelrecht verheerend sein kann, da sie
detaillierte Informationen über ihre soziale und nicht-soziale Welt
verlieren und wohl auch ihren Optimismus.
Dem
Hund bei Spaziergängen viel Zeit zum artgerechten Schnüffeln zu geben, egal
ob es sich um Gerüche von Artgenossen, Umwelt oder Wildtieren handelt und
Auslastung stark nasenorientiert zu betreiben, trägt zum Wohlergehen aller
Hunde bei! Ideen sind beispielsweise alle Arten von Fährtenarbeit,
Futterbeutelsuche, Schnüffelteppich und sonstige Suchspiele zu Hause,
Geruchsunterscheidung, Zielobjektsuche, Futterjagd und auch Mantrailing.
Hier
noch mehr über die Studie:
https://dogtime.com/trending/73679-nose-work-dogs-optimistic
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Warum
Hundekontakt an der Leine ungünstig ist.
Im
Verhaltenskodex der Hundehalterbegegnungen gibt es zwei wichtige Punkte,
die ich leider immer wieder missachtet sehe:
1.)
Man lässt seinen unangeleinten Hund nicht zu angeleinten Hunden laufen
(„der tut nix“ rufen, weil der Rückruf nicht funktioniert, macht es nicht
besser…)
2.)
und zwei angeleinte Hunde sollten möglichst nicht interagieren (es bringt
ihnen nullkommanix für ihr Sozialverhalten, wenn sie „mal hallo sagen“
dürfen.)
Hierfür
gibt es mehrere Gründe:
Erstens
können angeleinte Hunde nur sehr eingeschränkt körpersprachlich
kommunizieren. Besonders bei strammer Leine verändert sich die
Körperhaltung zwangsläufig und wird für das Gegenüber ungewollt drohend, da
sich der Oberkörper durch den Zug an der Leine meist aufrichtet. Durch
Ziehen am Halsband steigt auch der Augeninnendruck, die Augen treten etwas
hervor, auch das ist für den Hund gegenüber eine bedrohliche Geste. So sind
Missverständnisse und Aggressionen bereits vorprogrammiert. Das von Hunden beim
Zusammentreffen meistens praktizierte Bogenlaufen, Beschwichtigungssignale,
Kleinmachen, Flüchten sind mit Leine einfach nicht möglich. „Höfliches“
Annäherungsverhalten kann somit nicht gezeigt, eingeübt und mir der Zeit so
auch regelrecht verlernt werden.
Zudem
fühlt sich der Hund mit Herrchen oder Frauchen im Rücken oft stärker,
überschätzt sich, oder – wenn im Mensch-Hund-Team nicht klar ist, wer
Situationen zu regeln hat – meint, seinen Menschen verteidigen zu müssen.
Auch
die Stimmungsübertragung über die gespannte Leine darf nicht außer Acht
bleiben. Besonders wenn der Hundehalter nicht glücklich über die Begegnung
ist, selber unsicher oder gestresst, überträgt sich dies sehr leicht auf
den Hund; der dann natürlich entsprechend negativ reagiert.
Die
Leinenreichweite sollte ein privater Schutzbereich sein, in den kein
anderer Hund eindringt, in dem der Hund sich auf seinen Besitzer verlassen
kann. Wird diese Schutzzone immer wieder missachtet, zieht man sich leicht
einen Leinenpöbler heran, der lautstark versucht, andere Hunde am
Eindringen in eben diesen privaten Bereich zu hindern. Besonders schlimm,
wenn dieses Hallo-Sagen an der Leine sogar in Hundeschulen praktiziert und
gefördert wird…
Mit
dem Laufen an lockerer Leine ist Hundekontakt auch nicht wirklich
vereinbar. Merkt der Hund, dass er nur stark und ausdauernd genug ziehen
muss, um zum anderen Hund zu kommen, ist es bald mit guter Leinenführigkeit
vorbei bzw. man braucht gar nicht erst anfangen, daran zu üben – denn
gerade Laufen an lockerer Leine ist nur mit absoluter Konsequenz zu
erreichen.
Meist
haben die Hunde auch nicht wirklich etwas von Kontakt an der Leine –
hierfür bieten sich Freispielphasen untereinander verträglicher Hunde
erheblich besser an. Spielen ist an der Leine nicht möglich, da sonst
Kabelsalat vorprogrammiert ist. Kommt es an der Leine zu einer Kabbelei
oder gar Rauferei, steigt hierdurch die Verletzungsgefahr stark an, auch
weil es eine natürliche Reflexreaktion des leinehaltenden Menschen ist, bei
einer beginnenden Beißerei den eigenen Hund zurückzuziehen und damit womöglich
aus einem leichten Biss eine klaffend aufgerissene Wunde zu machen.
Als
Feind von Prinzipienreiterei aber noch ein Hinweis: Kennt ihr Hund und
Halter sehr gut, könnt euren und den Hund gegenüber gut lesen und wisst
sicher, dass die Hunde gut miteinander auskommen und auch gern Kontakt
haben WOLLEN, bleibt es euch unbenommen, ein kurzes „Hallo“ der Hunde
untereinander an LOCKERER und möglichst langer Leine im gegenseitigen
Einverständnis zu erlauben, wenn Ableinen in der konkreten Situation nicht
möglich ist. Hier kann man im Idealfall sogar ein kurzes Training mit einbauen,
auf lockerer Leine, Impulskontrolle oder einem nachfragenden „Schau“
bestehen, bevor Kontakt zugelassen wird.
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Der
gute Stress
Stress
beim Hund spaltet – wie so vieles andere auch – die Hundehalterwelt
heutzutage enorm. Während manche ihren Hund nach dem Motto „Nur keinen
Stress“ am liebsten vor jeder Aufregung und schwierigen Situation bewahren
möchten, schleppen andere mit der Aussage „Da muss der jetzt durch“ den
Hund panisch dreinschauend, zitternd und hechelnd durch jede Aufregung.
Es gibt so einige Definitionen, was Menschen unter Stress verstehen. Am
gängigsten ist, dass Stress eine Belastung ist, welche das Tier aus seinem physiologischen
Gleichgewicht, der Homöostase bringt, aus seiner „Komfortzone“ sozusagen,
woraufhin das Tier mit Ausschüttung von Stresshormonen und nachfolgender
mehr oder weniger starker Anstrengung reagiert, um dieses Gleichgewicht
wieder herzustellen. Schon aus dieser Definition geht hervor, dass Stress
nicht per se schlecht ist, dass das negative Image, das ihm anheftet, nicht
immer gerechtfertigt ist, denn er sorgt dafür, dass der Organismus optimal
an alle möglichen Situationen angepasst wird. Da die negativen Seiten von
Stress (besonders von übermäßigem, lange anhaltendem Stress, den das
Lebewesen nicht selbst bewältigen, nicht selbst abmildern kann) weitaus
bekannter sind (allgemeine Aktivitätsdämpfung bis hin zu depressiver
Verstimmung, Lern-, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche,
Angstreaktionen, Aggression bis hin zu Gesundheitsschäden und
Erschöpfungszuständen bei ständigen oder nicht endenden Stressperioden),
soll hier mal mehr auf die positiven Seiten von moderatem!! Stress
eingegangen werden.
1.)
Bindungsförderung
Lange bekannt ist in der Entwicklungspsychologie, dass Stress
Bindungsverhalten aktiviert. So setzt man auch gern leichten Stress (meist
Trennungsstress, oder Begegnungen mit Fremden) ein, um die Bindungsqualität
von Kindern oder auch Hunden zu ihren Bezugspersonen zu testen.
Den Hund in Watte zu packen, ist im Hinblick auf die Hund-Mensch-Bindung
also keine gute Idee – gemeinsam bestandene Abenteuer, gelöste knifflige
Aufgaben, Nervenkitzel, der gemeinsam bewältigt wurde, fördern Lernen,
Gedächtnis und eben auch die Bindung zum Menschen, der bei der Bewältigung
unterstützt hat. Nicht umsonst nutzt man gerade bei jungen Hunden gern ein
moderates Gerätetraining, Führen über Farben, Formen und Untergründe, durch
Dosenvorhang und Tunnel, über Wackelbrücken und durchs Bällebad, um
Bindungsaufbau zum Sozialpartner Mensch zu fördern. Der Hund „traut“ sich
nach gutem Zureden seines Menschen und wird mit einem positiven Erlebnis,
dem Wachsen seines Selbstvertrauens und großen Lob seitens seines Menschen
belohnt. Dem Stress des Neuen folgt also immer eine positive Auflösung in
Zusammenarbeit mit seinem Menschen. Wissenschaftler haben herausgefunden,
dass der Körper bei Stress nicht nur Hormone wie Adrenalin ausschüttet,
sondern auch Oxytocin, das Kuschel- und Bindungshormon.
Dieses Hormon sorgt dafür, dass wir die Nähe zu anderen suchen. Auch so
lässt sich dieser Effekt wohl erklären.
2.)
Positive gesundheitliche Wirkungen
Jeder weiß, wie Stress sich anfühlt: das Herz klopft schneller, der
Blutdruck steigt, die Atmung beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich
an, die Hände werden feucht, wir kommen ins Schwitzen. Wir – und eben auch
unsere Hunde – antworten auf Stress mit einem der 4 Fs: Fight, Flight,
Freeze, Fiddle about, d.h. Kampf, Flucht, Erstarren oder Rumhampeln.
Und dieser Alarmzustand des Körpers hat durchaus seine Vorteile, denn er
fährt z.B. das Immunsystem hoch. Man hat herausgefunden, dass leichter
Stress vor einer Impfung (bspw. durch Sport) die Immunantwort und damit
Wirksamkeit der Impfung verstärkt. Auch Patienten, die vor einer Operation
leichtem Stress ausgesetzt waren, erholten sich im Anschluss schneller. Der
Stress verbesserte die Wundheilung. Moderat und kurzfristig vorkommend, ist
die Stressantwort also für den Körper gut. Die Beobachtung, dass Affen im
Zoo länger und gesünder leben, wenn gelegentlich und unerwartet das Gebrüll
eines künstlichen Löwen zwischen den Büschen ertönt und sie darauf
flüchten, passt hier genau dazu.
Wird Stress und die Antwort darauf allerdings chronisch, und vor allem:
kann das Lebewesen den Stress nicht selbst bewältigen, also eben durch eine
Reaktion wie Flucht oder Kampf, macht sie den Hund - wie auch den Menschen
- krank.
3.)
„Stressimpfung“ – Stärkung der Stress-Widerstandskraft
Es gibt diverse Versuche und Studien, die nahelegen, dass man junge Tiere
regelrecht „stressimpfen“ kann, so dass sie zeitlebens weniger anfällig für
Stressreaktionen und deren negative Auswirkungen sind. Rattenbabys wurden
während der ersten drei Wochen ihres Lebens täglich für ganz kurze Zeit von
der Mutter getrennt, jedes Mal natürlich Stress für die Kleinen. Allerdings
ein nur kurzer, der positiv aufgelöst wurde, denn die Kleinen kamen immer
schon nach wenigen Minuten zur Mutter zurück, die sie mit fürsorglichem
Mutterverhalten schnell beruhigen konnte.
Die Tiere aus diesem Versuch waren ihr Leben lang weniger furchtsam in
neuen Umgebungen und zeigten eine geringere hormonelle Stressreaktion
gegenüber verschiedenen Reizen als die Ratten der Kontrollgruppe. In
Amerika hat man daraufhin ein »Stressimpfungsprogramm« für Welpen in den
ersten Lebenswochen entwickelt, das aus kurzen Trennungen, sanftem Handling
und leichten Temperaturschwankungen besteht. Erfahrungen, die ein noch sehr
junges Lebewesen macht, sind im Nervensystem intensiver und nachhaltiger
verankert als die des späteren Lebens.
Aber auch hier wieder Achtung: Überforderung ist Gift und schädigt Welpen
genauso nachhaltig.
Wir können aber auch unseren erwachsenen Hunden helfen, die Begegnung mit
Stressoren besser zu bewältigen, nämlich durch regelmäßiges Training, bei
dem der Hund Probleme lösen muss und vor neue Herausforderungen gestellt
wird. Diese Ansätze werden besonders in der Verhaltenstherapie für
schwierige, ängstliche Hunde gern und häufig genutzt.
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Maulkorb
ist klasse!!!
Heute
möchte ich das Image eines sehr ungeliebten, misstrauisch bis feindselig
beäugten Gegenstands in der Hundehaltung ein bisschen aufpolieren: der
Maulkorb!
Völlig
zu Unrecht, wie ich finde, denn es gibt viele gute Gründe, einen Maulkorb
zu tragen oder seinen Hund zumindest an das Tragen eines Maulkorbs zu
gewöhnen.
Das
beginnt schon bei der Fahrt in den Urlaub. In vielen Ländern ist es immer
noch Pflicht, seinem Hund in Seilbahnen oder öffentlichen Verkehrsmitteln
einen Maulkorb anzulegen. Wie vorteilhaft, wenn er das dann bereits im
Vorfeld zuhause sanft kennenlernen durfte und nicht in dieser ohnehin
ungewohnten, womöglich stressigen Situation auch noch ein unbekanntes Ding
über die Schnauze gestülpt bekommt!
Dann
gibt es immer wieder Situationen beim Tierarzt oder Hundefriseur, in denen
ein Hund aus Angst, Stress oder auch Schmerz zubeißen könnte und dem
Tierarzt sowie allen helfenden Personen eine ruhige, sichere und damit auch
für den Hund bestmögliche Arbeit ermöglicht wird, wenn der Hund dermaßen
abgesichert ist.
Nun
kommen wir zum Aggressionsverhalten des Hundes – dem wichtigsten Grund für
das Tragen eines Maulkorbs, zugleich der Grund, bei welchem sich viele
Halter unerklärlicherweise extrem schwer damit tun, ihren Hund mit Maulkorb
abzusichern. Oft wird lieber das Training beendet, der Hund an der Leine
geführt, Hundekontakte abgebrochen, anstatt den Hund mit Maulkorb daran zu
hindern, Menschen und Tiere zu verletzen. Was ist so schlimm daran? Ist es
das Image des „bösen Hundes“, den die Halter fürchten? Wäre es nicht
sinnvoll, eigene Befindlichkeiten und das unsinnige Abwägen, was wohl
„andere über uns denken“ hintenanzustellen und im Sinne des eigenen Hundes
(dem ein gut auftrainierter Maulkorb absolut schnuppe ist) sowie zur
Sicherheit für andere Menschen und Tiere wenigstens eine Zeit lang zu
diesem Hilfsmittel zu greifen?
Das hätte viele positive Effekte:
Zum einen ist der Besitzer eines tendenziell beißenden Hundes selbst viel
entspannter und lockerer, wenn der Hund „sicher“ ist und kann so auch nicht
Stress und Unsicherheit auf seinen Hund übertragen. Dass
Stimmungsübertragung vom Mensch auf den Hund einen großen Anteil an
Problemverhalten hat, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein.
Dann folgen viele Hunde mit einem latenten Aggressionsproblem an sich ja
ziemlich gut – dennoch trauen sich die Besitzer oft zu Recht nicht, ihnen
ohne Leine Freilauf oder Kontakt zu anderen Hunden zu gönnen, denn es
KÖNNTE ja mal etwas passieren. Mit Maulkorb hingegen können diese Hunde ein
normales, freies Hundeleben führen, den oft gerade für sie so wichtigen
Auslauf unbeschwert genießen und hätten so auch eine reelle Chance, ihr
Sozialverhalten weiter verbessern.
Das eigentlich wichtigste Argument für den Maulkorb ist, dass der Hund mit
jedem erfolgreichen Biss dieses aggressive Verhalten weiter festigt und
ausbaut, denn im Normalfall hat er „Erfolg“ damit, sein Gegenüber schreckt
zurück, weicht aus, eine Verhaltensänderung wird also immer schwieriger,
das Beißverhalten immer mehr im Hundehirn verankert. Und auch wenn er „erfolglos“
bleibt, weil sich das Gegenüber heftig wehrt und der Hund selbst
„einstecken“ muss, wird er dennoch im Beißen bestätigt, denn er hatte ja
„Recht“ in seiner Einschätzung, dass vom Gegenüber Böses droht und
(präventive) Gegenwehr nötig ist – seine negativen Emotionen werden so noch
mehr verstärkt.
Menschen,
die ihren Hund mit Maulkorb sichern, handeln verantwortungsbewusst und
signalisieren das auch nach außen – einen „Maulkorbhund“ misstrauisch zu
beäugen ist somit völlig fehl am Platz und vielleicht kann mit diesem
kleinen Plädoyer auch manches Vorurteil ein wenig abgebaut werden.
Zum
Schluss: GANZ WICHTIG: Bitte nicht Maulkorb drauf und los geht‘s!!! Der
Hund muss langsam und behutsam an den Maulkorb gewöhnt werden, um ihn zu
einem unbeschwert getragenen, völlig natürlichen Gegenstand für den Hund
werden zu lassen.
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