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Wenn’s im Training einfach nicht klappen will…
Die häufigsten Gründe für Misserfolg bei Hundeausbildung und Erziehung

Ein Bild, das Gras, Hund, draußen, Säugetier enthält.

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1.)  Die Belohnung ist für den Hund gar keine.
Hunde sind Opportunisten. Sie kooperieren nicht aus Dankbarkeit, sondern, weil sie sich einen Nutzen davon versprechen. Deshalb arbeiten wir bei der operanten Konditionierung über Belohnung für ein erwünschtes Verhalten (oder Bestrafung für ein unerwünschtes).
Was eine Belohnung ist, hängt aber von der Vorstellung des Hundes ab, nicht von unserer. Und zudem von seinen Haltungsbedingungen. Belohnen kann man nur mit knappen Ressourcen. Ein Hund, dem Futter ganztägig zur Verfügung steht oder der vollgefressen zum Training erscheint, lässt sich nur schwer mit einem Leckerchen zu einer ihm eher gleichgültigen Aufgabe motivieren. Ein Hund, der ganztags mit Liebe und Streicheleinheiten überschüttet wird, schenkt einem belohnenden Kraulen nur wenig Aufmerksamkeit. Ein Hund, der nie gelernt hat, mit Menschen zu spielen, wird auf ein Zerrspiel zur Belohnung kaum anspringen.

 

2.)  Der Hund hat gelernt, dass es bessere Alternativen gibt als das Befolgen des Kommandos.
Hunde sind nicht blöd. Sie wägen durchaus ab, was ihnen in der Einzelsituation wichtiger ist. Die Jagd nach dem Hasen am Horizont beispielsweise ist vielen Hunden wichtiger als das Stück Schinkenwurst, das es üblicherweise beim Befolgen des Rückrufs gibt. Besonders dann, wenn sie schon öfter die Erfahrung machen konnten, dass sie die Wahl haben, dass ihr Mensch machtlos oder eben inkonsequent ist, wenn sie eigene Entscheidungen treffen.
Es empfiehlt sich deshalb, nach dem grundsätzlichen Erlernen eines Kommandos dieses abzusichern, also dem Hund keine Chance zu geben, Fehler zu machen und durch anhaltendes Training zu verstehen zu geben, dass Nichtbefolgen des Kommandos auch keine Alternative ist. Im Falle des Hasens bzw. Rückrufs geht das gut mit einer Schleppleine, die lange, bis über die Pubertät hinaus, eingesetzt werden sollte, mindestens wenn die Ablenkung des Hundes durch Außenreize ziemlich hoch ist oder plötzlich ziemlich hoch werden kann.

3.)  Der Mensch ist häufig inkonsequent.
Besonders beim Erlernen der Leinenführigkeit ein Problem. Mal kommt der Hund mit seinem Leineziehen vorwärts (und belohnt sich somit selbst fürs Ziehen), mal besteht der Mensch auf lockerer Leine und Aufmerksamkeit. Das ist für Hunde nicht nachvollziehbar und ein Konzept im Kopf von „Leine = gemeinsam“ kann sich so nicht herausbilden.  Hier kann es weiterhelfen, einen „Freizeitmodus“ (am Geschirr => Hund darf auch mal etwas ziehen) und einen „Arbeitsmodus“ (am Halsband => hundertprozentige Konsequenz von Seiten des Hundehalters) zu etablieren und den Arbeitsmodus zeitlich und von der Ablenkung her immer mehr auszudehnen.
Anderes Beispiel: Der Mensch hat ein Sitz verlangt vor dem Hinstellen des Napfes und der Hund löst das Kommando ohne Freigabe auf oder setzt sich erst gar nicht. Nun muss eben mit aller Konsequenz darauf geachtet werden, dass der Hund das Kommando doch noch wie gewünscht ausführt. Hat man keine Zeit oder keinen Nerv in der jeweiligen Situation für eine unter Umständen längere Diskussion mit dem Hund, dann verlangt man eben einfach mal kein „Sitz“.

 

4.)  Das Timing stimmt nicht.
Belohnung und selbstverständlich auch Bestrafung wirken beim Hund nur dann als solche, wenn sie innerhalb von 2 Sekunden nach der Handlung erfolgen, ideal ist ein Zeitraum unter einer Sekunde. Alles, was später erfolgt, ist im Falle der Belohnung schlicht nutzlos, bei Bestrafung kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen eine negative Einwirkung, bei der der Hunde keinen Sinn und Grund erkennen kann, auf Vertrauen und Bindung haben wird. Die Mär vom „schlechten Gewissen“, wenn der Besitzer nach Hause kommt und eventuelle Zerstörungen etc. durch den Hund auffindet, hält sich leider immer noch, dabei hat der Hund meist nur gelernt, dass Ärger droht, wenn bestimmte Sachverhalte beim Zurückkehren des Besitzers zusammen kommen ( Körpersprache des Besitzers etc.) Für präzise, wirksame, zeitnahe Belohnung ist ein Markersignal, z.B. Clicker oder auch gut aufgebautes Lobwort extrem hilfreich – dies kündigt zeitnah die „echte Belohnung“ an und verschafft dem Hund damit innerhalb der magischen zwei Sekunden die nötige Dopaminausschüttung ( =Belohnungshormon ) für erwünschtes Verhalten.

 

5.)  Zu wenig Wiederholungen.
Neue Verhaltensweisen lernt unser Hund dadurch, dass sie vielfach wiederholt werden, und zwar über viele Tage verteilt und mit ausreichenden Pausen und in nur kurzen Lerneinheiten. Pausen zwischen den Lerneinheiten von mindestens 10 Minuten sind elementar, gerade in den Pausen wird abgespeichert, ins Langzeitgedächtnis verschoben etc.
Wie viele Wiederholungen es sein müssen, ist sehr umstritten. Von nur ganz wenigen bis zu Tausenden hört man so allerlei, die Wahrheit dürfte sein, dass dies völlig individuell ist und auch stark vom Trainingsinhalt abhängt.
Auf jeden Fall muss der Hund das Verhalten erst einmal kennen lernen, danach mit einem Signalwort verknüpfen, dann an unterschiedlichen Orten lernen und unter unterschiedlichsten Umständen festigen. Und letztlich eben auch immer wieder auffrischen. Damit sind wir dann auch schon bei 6.)

 

6.)  Fehlende Generalisierung.
Neugelerntes muss in allen möglichen Umgebungen und Kontexten wiederholt werden, um Bedeutung zu erlangen, generalisiert zu werden. In neuer Umgebung sollte man gern wieder einen Trainingsschritt zurückgehen, denn Hunde lernen kontextbezogen, können das Kommando unter Umständen also hier noch gar nicht verstehen. Der Hund ist nicht „stur“, wenn er auf Kommando „Fuß“ in der Stadtmitte nicht, wie vom Hundeplatz gewohnt, perfekt am Bein geht, sondern weiß schlicht nicht, was wir von ihm wollen, weil er die komplette bisherige Trainingssituation, die örtlichen Umstände, ja sogar die anwesenden anderen Personen, Hunde und Gerüche als Signal für das Verhalten mit verknüpft hat. Erst beharrliches Üben in immer wieder unterschiedlichen Situationen hilft ihm, bedeutende von unbedeutenden Begleitumständen zu unterscheiden.

 

7.)  Motivation: zu wenig, zu hoch, konkurrierende…
Das hängt natürlich eng mit dem Belohnungsthema im ersten Punkt zusammen – die Belohnung muss so gewählt werden, dass sie den Hund tatsächlich zur Mitarbeit motiviert. Zu beachten ist aber auch, dass sogenannte konkurrierende Motivationen dem Lernen abträglich sind. Hat der Hund also gerade ein starkes, unerfülltes Grundbedürfnis (z.B. sich lösen zu müssen, bewegen zu wollen oder Durst zu haben), werden wir mit der von uns beispielsweise als Motivation beabsichtigen Futterbelohnung wenig ausrichten. Gewisse Grundbedürfnisse sollten also VOR dem Training gestillt sein.
Aber auch zu hohe Motivation macht den Hund unter Umständen weniger lernfähig. Wenn die Erregung durch die lockende Belohnung ZU stark ist, können Hunde nicht mehr denken. Extrem verfressenen Hunden tut es deshalb im Training unter Umständen gut, nur mit schnödem Trockenfutter belohnt zu werden, einem sehr beuteaffinen Hund kann ein Zerrspiel als Belohnung zu viel an Motivation sein und sollte durch Futter oder soziale Zuwendung ersetzt werden. Auch den Hund vor dem Training regelrecht ungern zu lassen, kann zum einen zu Konzentrationsschwäche, zum anderen zu Übermotivation führen.

 

8.)  Nicht genügend Ruhe / Schlaf.
Für das Erinnerungsvermögen und die Gedächtniskonsolidierung ist eine ausreichende Menge Schlaf äußerst wichtig. Schlafmangel führt dazu, dass Lerninhalte schlechter gespeichert und abgerufen werden können. Besonders die Tief- und Traumschlafphasen scheinen wichtig für die Gedächtniskonsolidierung zu sein. „Hibbelhunde“ und „Kletten“, die ihre Menschen ständig in der Wohnung verfolgen, müssen also unter Umständen auch mal zur Ruhe „gezwungen“ werden. Es kann auch Sinn machen, am Abend vor dem nächtlichen Tiefschlaf das Gelernte nochmals kurz zu wiederholen.

 

9.)  Zu hohe Ablenkung.
Was für den einzelnen Hund Ablenkung ist, ist nun auch wieder ganz individuell. Ein passionierter Mäusejäger lernt auf der von Mauselöchern übersäten Wiese wohl kaum was. Der pubertierende Jungrüde ist im Gruppentraining evtl. von der Anwesenheit der anderen Hunde völlig überfordert. Der geräuschempfindliche Hund aus dem Tierschutz kann sich auf einem Hundeplatz in Autobahnnähe wohl kaum konzentrieren. Zur Generalisierung von bereits sicher Gelerntem dürfen solche Orte natürlich gerne bewusst aufgesucht werden, aber für die Anfänge eines zu lernenden Verhaltens sollte der Trainingsort möglichst ablenkungsfrei sein.

 

10.)                 Schlechte Beziehung zwischen Hund und Mensch.
Vertrauen und Bindung auf der einen Seite, aber auch die Balance zu Autorität und Status auf der anderen Seite sind beeinflussende Faktoren für Aufmerksamkeit und Motivation. Ein Hund, der seinen Halter nicht ernst nimmt oder ihm nicht vertraut, wird ihm auch nicht adäquat „zuhören“ und damit schlechter lernen. Wie diese Balance herzustellen ist, füllt definitiv mindestens einen weiteren umfangreichen Artikel
😉.

 

 

 

 

Belohnung beim Hund

 

 

 

 

 

 

„Die beste Belohnung ist das, wovon du deinen Hund immer wieder abrufen musst.“

Lernen bedeutet, sein Verhalten zum eigenen Vorteil zu ändern. Hunde kooperieren nicht aus Dankbarkeit. Sie lernen unter anderem nach dem Prinzip operanten Konditionierung. Wenn ich was davon habe, mach ich's wieder, sonst lass ich es bleiben. D.h. wir brauchen Belohnungen, um nachhaltiges Lernen zu ermöglichen.

Wichtig: Eine Belohnung hat für den Hund aber nur dann Motivationswert, wenn er sie wirklich möchte, wenn er in diesem Moment ein echtes Bedürfnis danach hat. Das kann manchmal auch etwas ganz anderes als ein Leckerchen sein, hier ist genaues Beobachten und Kenntnis des eigenen Hundes gefragt. Im Allgemeinen ist die einfachste Art der Belohnung aber die über die Futterbelohnung, denn Futter gehört zu den überlebenswichtigen Ressourcen für jeden Organismus und die meisten Hunde haben praktisch immer Hunger.

Besonders beim Erlernen neuer Kommandos sind Leckerchen von unschätzbarem Wert, denn der Hund kann so leicht in die gewünschte Position gelockt werden, ohne körperlich (womöglich für den Hund unangenehm) Einfluss nehmen zu müssen, was anschließend mittels Leckerchen bestätigt und mit der Zeit mit einem zugehörigen Signalwort verknüpft wird.

Nicht vergessen sollte man aber dabei, auch Alternativen einzusetzen. Die Verknüpfung mit einem Lobwort oder einem konditionierten Signal (z.B. Clicker – dazu ein anderes Mal mehr) macht, um noch besseres Timing zu gewährleisten, insofern genauso Sinn wie eine abwechselnde oder auch situationsangepasste Belohnung mit anderen für den Hund wertvollen Dingen. Spiel z.B. ist ebenfalls eine gute Motivationsmöglichkeit (es gibt durchaus auch Hunde, die kaum auf Leckerchen reagieren und mit Spiel am besten motivierbar sind) und dient gleichzeitig der Stärkung der Bindung zwischen Hund und Hundehalter. Einen jagdlich ambitionierten Hund dagegen kann man am besten über Jagdersatzhandlungen motivieren.

Die moderne Lernforschung rät zudem, nach dem grundsätzlichen Erlernen eines Kommandos zur sogenannten intermittierenden Belohnung überzugehen, die das Verhalten am löschungsresistentesten im Gehirn verankert. D.h., es wird später nicht mehr nach jeder korrekten Ausführung belohnt, sondern nur immer wieder, oder eben auch mit unterschiedlichen Mitteln (Streicheln, Lobwort, Leckerchen, Spiel…).

Wichtig bei der Belohnung - egal welcher Art - ist, dass sie SOFORT erfolgt; maximal innerhalb 2 Sekunden kann der Hund eine Handlung und eine nachfolgende Belohnung miteinander verknüpfen, ideal ist ein Zeitraum unter einer Sekunde. Hierzu kann der Aufbau eines Markersignals (Clicker, Lobwort…) sehr hilfreich sein, das zeitnah die „echte Belohnung ankündigt – dazu ein andermal mehr.

Hier jetzt noch ein paar Ideen, was evtl. für den einzelnen Hund und in bestimmten Situationen Belohnung darstellen kann:

Futter (das kann man auch mal werfen, d.h. jagen lassen, Verstecken (in Baumrinde, Mauseloch, auspacken lassen…)

Streicheln, Kuscheln, Knuddeln, körperliche Nähe

Freundliche Worte (Sozialkontakt ist ein Grundbedürfnis des Hundes – wird er aber ständig zugetextet, haben Worte meist keine Wirkung mehr)

Zum Artgenossen hin dürfen

Zugang zu Wasser (z.B. Erlaubnis, zu baden)

Spiel: Zerrspiel, Ball werfen, Spiel mit dem Mensch ohne Gegenstände

Umwelt erkunden (Freigabe nach Befehlsausführung, Mauseloch schnüffeln, Laternenpfahl schnüffeln…)

Hüten oder Sequenzen des Hüteverhaltens,  z.B. Bewegungen mit den Augen verfolgen

Jagen: Beute mit den Augen verfolgen, Ersatzbeute hetzen, Reizangel hetzen, Ersatzbeute suchen, Spuren verfolgen, Ersatzbeute fangen, zerlegen, fressen…

Bewegung, Action, Rennen: am besten mit dem Besitzer; für sehr aktive, bewegungsfreudige Hunde

Hier noch mehr Belohnungsideen: http://www.easy-dogs.net/home/blog/training/gastautor/daniela_gassmann/belohnungen_gassmann.html 

Hier nochmal gut zusammengefasst, welche Chancen und Möglichkeiten Futterbelohnung im Training bietet und wo sie ihre Grenzen hat: http://www.planethund.com/hundeerziehung/leckerchen-hundeerziehung-reizthema-1401.html

 

 

 

 

Prinzip des fehlerfreien Lernens

 

 

 

 

 

 

Die Lernfähigkeit des Hundes hat sich durch die Domestikation im Vergleich zum Wolf deutlich gesteigert. Das ist durchaus hilfreich, muss er doch als Sozialpartner des Menschen sehr viel mehr unterschiedliche Anforderungen erfüllen denn als Laufraubtier in der freien Wildbahn.

Wissenschaftler – Psychologen und Kynologen – haben das Lernen in den vergangenen Jahrzehnten sehr genau untersucht und Interessantes herausgefunden.

Wenn wir unseren Hunden bewusst etwas beibringen, nutzen wir hierzu fast immer die sogenannte instrumentelle Konditionierung. D.h. der Hund erfährt auf sein Verhalten von uns eine Konsequenz, die dazu führt, dass er das Verhalten in Zukunft öfter (bei angenehmer Konsequenz) oder seltener (bei unangenehmer Konsequenz) zeigen wird. Dieses Verhalten wird dann mittels klassischer Konditionierung mit einem Signal (in der Regel ein Befehlswort) verknüpft, das idealerweise ganz kurz (0,5 – 1 sek.) vor dem Verhalten gegeben wird.

Zum gewünschten Verhalten kann der Hund zum einen über Versuch und Irrtum gelangen.

Dieses ist durchaus eine gute Sache, bringt es doch eine fifty-fifty Chance auf Erfolg. Beim freien Formen von Verhalten wird das auch ganz bewusst eingesetzt und stärkt vor allem die Kreativität des Hundes. Für sicheres Ausführen des Gelernten gibt es allerdings lerntheoretisch noch eine bessere Variante: und zwar das fehlerfreie Lernen. Fehlerfreies Training ist vor allem gleich zu Beginn einer neuen Trainingsaufgabe ein wichtiger Faktor für schnelles Lernen und spätere Zuverlässigkeit. H.S.Terrace, Wissenschaftler und Psychologe an der Columbia University, fand in einem Experiment mit Tauben heraus, dass Tiere, die über Versuch und Irrtum lernen, bei der gelernten Aufgabe wesentlich fehleranfälliger sind und bleiben als solche, die über fehlerfreies Lernen an eine Trainingsaufgabe herangeführt wurden (durchschnittlich über 3000 Fehler im Lernen über Versuch und Irrtum vs. durchschnittlich 25 Fehler im fehlerfreien Lernen bei gleich vielen Trainingseinheiten). Das ist ein eindrucksvoller Unterschied und wir sollten deshalb diese Lernmethode nutzen, wann und wo immer es geht.
Durch bewusste Vorbereitung und Gestaltung der Lernsituation verhindert hierbei der Hundehalter, dass der Hund Fehler macht. Hierzu ist Management gefragt, das bedeutet die bewusste Gestaltung von Übungsabläufen.

Das Wesentliche bei fehlerfreiem Lernen ist, dass es anfangs bzw. sehr lange im Übungsablauf tatsächlich nur eine einzige Möglichkeit gibt - nämlich die richtige.
Soll der Hund z.B. lernen, bei Fuß zu gehen, dann sorgt man in der Übungssituation dafür, dass er gar nicht anders kann, z.B. in dem man ihn in genau der richtigen Position mit einem Leckerchen lockt, oder in einem langen schmalen Gang an der Wand entlang übt. Soll der Hund z.B. das Liegenbleiben lernen, geht man in so kleinen Trainingsschritten und mit so geringer Ablenkung vor, dass der Hund gar nie auf die Idee kommt, ohne Auflösekommando aufzustehen. Denn jedes unerwünschte Aufstehen bedeutet einen Fehler und wirft im Trainingserfolg zurück, besonders dann, wenn womöglich nicht mal eine eindeutige Konsequenz für den Fehler und sofortiges Wiederholen der Übung verlangt wird. Ist man nicht sicher, ob der Hund liegen bleiben wird, z.B. wenn er irgendwo kurz warten soll, gibt man gar kein Platzkommando, sondern lässt den Hund einfach angeleint in beliebiger Position warten.
Beim sicheren Rückruf z.B. mit der Hundepfeife, aber auch mit einem Rückrufkommando, ruft man den Hund nur, wenn man sehr sicher ist, dass er in dieser Situation auch kommen wird (oder das Kommen mittels Schleppleine einfordern kann). Anfangs also nur, wenn der Hund ohnehin schon auf dem Weg zu einem ist. Später unter geringer Ablenkung und nur, wenn der Hund nicht mit dem Kopf völlig woanders, z.B. im nächsten Mäuseloch, ist.
Nicht vergessen werden sollte bei allen Übungen natürlich die Belohnung – nur was sich lohnt, wird der Hund dauerhaft immer wieder tun.

Gerade auch bei Hunden mit Ängsten und Unsicherheiten hat sich gezeigt, dass fehlerfreies Lernen allerhand erwünschte Nebenwirkungen hat. So liegt auf der Hand, dass fehlerfreies Lernen das Selbstvertrauen des Tieres verbessert und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Probleme zu lösen stärkt.
Erfolg zu haben, ist ein gutes Gefühl. Und gute Gefühle sind eine ideale Lerngrundlage.

 

 

 

 

 

Irrtümer über Hunde:
auf unerwünschte Verhaltensweisen reagiert man am besten mit Ignorieren?!

 

 

 

 

 

Das ist eine verallgemeinernde Pauschalaussage und damit, wie immer bei Pauschalisierungen, falsch. Man muss schon etwas genauer hinschauen, um zu verstehen, wann Ignorieren ein wirksames Erziehungsmittel ist und wann im Gegenteil unerwünschtes Verhalten dadurch verstärkt und gefestigt wird. Lernwissenschaftlich ist Ignorieren eine sogenannte negative Strafe – dem Hund wird etwas Positives dadurch vorenthalten, nämlich in der Regel eine Aktion unsererseits, die der Hund durch sein Verhalten erreichen möchte. Paradebeispiele sind Verhaltensweisen wie Betteln, Rumnerven um beispielsweise Spielen, Gassi, in den Garten zu dürfen, Bellen, Jaulen mit dem Zweck unsere Aufmerksamkeit zu erhalten. Durch Ignorieren – d.h. nicht ansprechen, nicht anfassen und nicht anschauen des Hundes - kann dem Hund schlicht das Erreichen seines Verhaltenszieles unmöglich gemacht werden, man hofft dadurch, dass der Hund merkt: „Wenn ich mich so verhalte, komme ich nicht zum Erfolg und verschwende nur Zeit und Energie.“ Ist man sich über diesen Hintergrund im Klaren, wird einem auch deutlich, wo die Grenzen des Ignorierens sind: Überall dort, wo das Hundeverhalten nicht in erster Linie auf uns zielt oder gar selbstbelohnenden Charakter hat.

Interessant beim Thema ist auch noch ein anderer Aspekt, der unser Verhältnis zum Hund maßgeblich bestimmen kann: Unter Hundeartigen, die ein halbwegs normales Leben führen dürfen (Dingos, Straßenhunde z. B. in Afrika, Wölfe, Kojoten, Füchse, etc.) zeichnen sich die „Chefs“, welche meist die Eltern sind, dadurch aus, dass sie seltener auf Aktionen der „rangniedrigeren Individuen“ reagieren, als umgekehrt. Rangordnungen unter Hundeartigen werden in erster Linie durch das Verhältnis von Aktion und Reaktion zueinander gebildet, und nicht durch Kampf oder andere schmerzhafte Maßnahmen. Auf dessen Aktion reagiert wird, dem wird vertraut, der steht im Rang hoch. Heißt also im Umkehrschluss, dass ständig nur reagierende Individuen nicht wirklich als vertrauenswürdig und mit Führungsqualitäten ausgestattet angesehen werden. Nicht reagieren auf Aktionen (Ignorieren) ist ein völlig normales Mittel der Kommunikation, der Erziehung und der Statusdemonstration unter Hundeartigen. Lieber zu anderer Zeit SELBST das Heft in die Hand nehmen und den Hund zum Spielen, Schmusen, Fressen, Gassi… auffordern.

Hat das Verhalten des Hundes allerdings selbstbelohnenden Charakter, ist Ignorieren nicht angebracht, ja stärkt Ignorieren sogar das unerwünschte Verhalten. Der Hund wird es toll finden, ungehemmt den Mülleimer ausräumen zu dürfen, am Tischbein nagen zu können, die Nachbarskatze jagen zu dürfen und auch den Postboten mit Bellen vertreiben zu können. Unser mangelndes Einschreiten und unser Wegschauen werden vom Hund als Erlaubnis gewertet und das Erreichen seines Zieles belohnt ihn zusätzlich dafür. Solche Aktionen müssen zügig abgebrochen werden, um den selbstbelohnenden Aspekt zu unterbrechen.
Bei Aggressionen wird es diffizil: Es ist durchaus ein Ansatz in der Verhaltenstherapie, aggressives Verhalten zu ignorieren, „ins Leere laufen zu lassen“, um dem Hund keine Erfolg mit seiner aggressiven Handlung zu geben. Allerdings hat die Wissenschaft mittlerweile festgestellt, dass aggressives Verhalten AUCH selbstbelohnenden Charakter hat, dass es während der aggressiven Handlung zur Dopaminausschüttung (Belohnungshormon) kommt und man hier also unter Umständen durch Ignorieren sogar zur Festigung des Verhaltens beitragen kann. Hier muss man sicher ganz genau den Einzelfall betrachten, um zur richtigen Verhaltensoption zu gelangen.

Nicht angebracht ist Ignorieren NACH einer Zurechtweisung oder Maßregelung des Hundes. Hunde sind sehr soziale Tiere, soziale Isolation, also das Ausschließen aus der Gruppe, ist eine schlimme Strafe. Belohnung und Strafe wirken ohnehin nur dann als Lernerfahrung, wenn sie innerhalb von 2 Sekunden nach der zu belohnenden oder zu bestrafenden Handlung einsetzen. Stundenlanges Ignorieren nach einer Missetat kann der Hund überhaupt nicht mehr in einen Zusammenhang mit seiner Aktion bringen. Hunde untereinander sind sich nach einer Zurechtweisung nicht „böse“, der Ranghöhere sendet nach einem Konflikt eine Geste der Versöhnung aus, denn man ist im Rudel aufeinander angewiesen. Auch wir sollten, sobald der Hund auf unsere Maßregelung hin sein Verhalten ändert, eine solche Geste (beispielsweise ein freundliches Anlächeln, ein Streichler oder kleines Spiel) aussenden und beweisen dadurch, dass wir eine souveräne Führungsperson sind, die situativ handelt und daran interessiert ist, insgesamt ein gutes Verhältnis zueinander zu haben. Der Hund fühlt sich dadurch von uns verstanden und bei uns geborgen, so kann ein gutes Vertrauensverhältnis trotz einer situativen Strafe aufrechterhalten bleiben. Gute Gefühle helfen zudem viel mehr beim Lernen als sozialer Stress.

 

 

 

 

Welpengruppen und Impfschutz

 

 

 

 

 

Bei der Teilnahme an einer Welpengruppe wird in der Regel ein „altersgemäßer Impfschutz“ gefordert. Die Regel ist momentan bei Welpen eine erste Impfung gegen Staupe, Hepatitis, Parvovirose und Leptospirose (noch ohne Tollwut) kurz vor Abgabe, also mit ca. 8 Wochen, eine weitere Impfung (mit erstmalig auch Tollwut) in der 12. Woche und sodann nochmals eine dritte Impfung mit 16 Wochen; die sogenannte „Grundimmunisierung“ wird dann abgeschlossen mit einer weiteren Auffrischimpfung im 15. Lebensmonat.

Warum werden Welpen so häufig geimpft?

Welpen besitzen in ihren ersten Lebenswochen eine sogenannte passive Immunität durch maternale (=mütterliche) Antikörper, welche in den ersten Lebenstagen vor allem über das Kolostrum, also die erste Milch der Mutterhündin, übertragen wird. Die Dauer dieser passiven Immunität reicht von einigen Tagen bis zu einigen Wochen und oft auch weit über die achte Lebenswoche hinaus. Wie der genaue Antikörperstatus beim einzelnen Welpen gerade ist, weiß man leider nicht. Wird der Welpe nun geimpft, obwohl noch maternale Antikörper und damit passiver Schutz vorhanden ist, kann durch die Impfung keine aktive Immunität entstehen, die Impfung bleibt wirkungslos, der Welpe ist aber aktuell durchaus noch durch die passiven Antikörper geschützt. Deshalb werden Welpen mit 12 Wochen und auch 16 Wochen erneut geimpft, um wenigstens mit einer dieser Impfungen den Zeitraum der sogenannten immunologischen Lücke zu erwischen und beim Welpen einen aktiven Impfschutz aufzubauen.

Welpen sind zwingend zeitweise ungeschützt vor Krankheiten

Dies bedeutet aber auch, dass es zwingend irgendwann Zeiträume gibt, in denen Welpen ungeschützt sind. Hinzu kommt, dass es von der erfolgreichen Impfung bis zum Aufbau einer wirksamen aktiven Immunität Tage bis Wochen dauert; bei der Tollwutimpfung beispielsweise geht man von 3 Wochen aus, deshalb dürfen Hunde erst 3 Wochen nach erfolgter Tollwutimpfung über die Grenze verbracht werden. Auch in dieser Zeit sind die Hunde also noch nicht ausreichend gegen die Krankheiten geschützt. Um einen wirklich sicheren Immunschutz zu haben, muss der Welpe im Grunde also 15 Wochen oder sogar älter sein und ist damit eigentlich dem Welpenalter und seiner wichtigsten sensiblen Phase fast entwachsen.

Welches Risiko besteht?

Die gefährliche Tollwut ist in Deutschland ohnehin ausgerottet, ein Risiko für ungeimpfte Hunde liegt aber vor allem in der Parvovirose, die oft durch illegale Importhunde eingeschleift wird und in der Staupe, welche vor allem auch durch Wildtiere wie Füchse, Marder, Frettchen und deren Ausscheidungen übertragen werden kann. Dieses Ansteckungsrisiko besteht aber auch im täglichen Leben, in der natürlichen Umwelt des Welpen, denn bei jedem Gassigang ist er beispielsweise anderen Hundehäufchen, Hinterlassenschaften von Wildtieren und vielerlei Keimen und Erregern ausgesetzt, wahrscheinlich sogar in weit höherem Maße als auf dem Gelände einer Hundeschule, wo der Impfstatus der anderen Tiere bekannt ist, kaum Wildtiere zugange sind und Häufchen anderer Hunde zeitnah weggeräumt werden.

Auf gesund erscheinende Welpen achten; Vorsicht bei Auslandswelpen

Welpentrainer sollten darauf achten, dass nur gesunde Hunde an der Gruppe teilnehmen, auf die Wichtigkeit der empfohlenen Impfungen und Impfwiederholungen hinweisen und vor allem den Impfstatus von Importwelpen sehr genau überprüfen. Welpenbesitzer sollten der Gruppe fernbleiben, wenn der Welpe offensichtlich unpässlich ist. Ansonsten steht einem zeitnahen Besuch von Welpengruppen nach ca. einer Woche Eingewöhnung im neuen Zuhause aber aus gesundheitlicher Sicht nichts entgegen und trägt enorm dazu bei, einen wesenssicheren Hund aufzuziehen.

 

 

 

 

Wie wird der Hund zum Hund, der er ist?

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Wenn ihr denkt, dass euer Hund durch die Erfahrungen, die er ab seiner Geburt macht, geprägt und geformt wird, liegt ihr nur teilweise richtig.

Es ist zwar korrekt, dass Welpen durch ihre Umwelterfahrungen stark beeinflusst werden. Besonders von der 3. bis zur 16. Lebenswoche ist das hundliche Gehirn extrem empfänglich für Lernerfahrungen, für Sozialisation und Habituation (Gewöhnung) an die belebte und unbelebte Umgebung mit all ihren Geräuschen, Gerüchen, Berührungen und optischen Reizen sowie anderen Lebewesen. Der Welpe saugt in dieser Zeit alle Erfahrungen quasi auf wie ein Schwamm – positive wie negative – eine spätere Löschung ist oft nur noch schwer möglich.

Nicht zu unterschätzen bei der Entwicklung ist allerdings auch der Einfluss der Gene – man sagt, hundliches Verhalten sei zu 100 Prozent genetisch bedingt und zu 100 Prozent erlernt. Das bedeutet, dass der Hund sich basierend auf seinen genetisch fixierten Anlagen an seine Umwelt anpasst und all jene genetisch vorhandenen Eigenschaften und Fähigkeiten bis zur Perfektion entwickelt, die durch Lernerfahrungen angesprochen werden, was eben auch bedeutet, dass genetisch nicht veranlagte Talente nur schwerlich zu entwickeln sind.

Zudem beginnt die Anpassung an die künftige Umwelt auch bereits vor der Geburt, im Mutterleib und hängt stark davon ab, welche Einflüsse die Hündin in der Zeit der Trächtigkeit erfährt. Dauerstress bei der Hündin z.B. führt bereits in der Gebärmutter zu Veränderungen im Gehirn der Welpen. Solche Welpen sind später dann eher unsicher, ihre Lern- und Bindungsfähigkeit ist eingeschränkt und auf Außenreize reagieren sie oft entweder mit Ängstlichkeit und Rückzug oder mit unangemessener Aggressivität.

Interessant ist auch, dass nebeneinander liegende Föten im Mutterleib einen wechselseitigen Einfluss aufeinander haben. So hat man festgestellt, dass die Geschlechtshormone der Föten bis zu den neben ihnen liegenden Geschwistern reichen und diese deshalb beeinflussen können. Eine Hündin, die inmitten männlicher Geschwister im Mutterleib heranwächst, wird zeitlebens einen höheren Testosteronspiegel und damit mehr männliche Verhaltensweisen haben als andere Hündinnen – dann habt ihr eine sogenannte „Rüdin“.

Sogar erlernte Verhaltenskomplexe können vererbt werden. In Studien stellte schon Pawlow und auch heute zeitgenössische Forscher fest, dass beispielsweise erlernte Ängste an Nachkommen weitergegeben werden.

Bot man Mäusen im Zusammenhang mit unangenehmen Reizen einen bestimmten Duft dar, auf den sie somit negativ konditioniert wurden und nachfolgend mit Angst und Stress allein auf den Duft reagierten, vererbte sich diese Angst vor dem Duft auch an Kinder und Kinderskinder – ohne dass diese jemals eigene schlechte Erfahrungen mit dem Duft gemacht hätten. Ähnliche Beobachtungen gibt es auch bei Hunden, deren Elterntiere Schlimmes erlebt haben.

Wenn ihr also einen Hund sucht, der bestimmte Eigenschaften mitbringen soll, ist es essenziell, sich die Genetik der Rasse und Lebensumstände der Elterntiere genau anzuschauen, um später keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

 

 

 

Hunde und Schlaf


Ein Bild, das Hund, drinnen, Tier, legend enthält.

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Hunde haben eine ganze Reihe von Bedürfnissen, die für ein gutes, artgerechtes Leben erfüllt werden sollten. Eines der wichtigsten ist das nach ausreichend Schlaf. Während Hunde durchaus einige Tage ohne Wasser und sogar Wochen ohne Futter überleben können, führt kompletter Schlafentzug innerhalb kurzer Zeit unweigerlich zum Tod.

 

Schlaf ist tatsächlich eine der Haupttätigkeiten der Hunde auch tagsüber. Denn in Inaktivitätsphasen dösen sie in einem leichten Schlaf vor sich hin, bereit, bei ungewohnten oder spannenden Reizen sofort wieder auf den Beinen zu sein. Tiefschlafphasen sind eher seltener als bei uns Menschen, deshalb brauchen Hunde auch insgesamt wesentlich mehr Schlaf als wir: 14 – 20 Stunden dürfen es schon sein, abhängig von Alter, Rasse, Gesundheit, Gewohnheiten. Welpen brauchen mehr Schlaf, da sich ihr Gehirn im Schlaf entwickelt. Hundesenioren hingegen schlafen nachts oft nur noch schlecht, dafür dösen sie tags mehr vor sich hin.

 

Grundsätzlich haben Hunde dieselben Schlafphasen wie der Mensch, allerdings wechseln sich Tiefschlaf, Leichtschlaf und Traumschlaf viel häufiger ab. Tiefschlaf ist prozentual auch weniger vertreten: nur ca. 10 % der Nacht verbringt der Hund hierin. Mehr wird es nach körperlich aktiven Tagen, denn der Körper erholt sich im Tiefschlaf besonders gut – aber nur dann, wenn er nicht zu viel Stress hatte – dann überwiegen nämlich eher die Traumschlafphasen. Hier zucken seine Beine, er bellt und winselt, die Augenlider bewegen sich und sogar der Schwanz kann wedeln: Die Ereignisse des Tages werden verarbeitet, der Stresshormonhaushalt wieder auf Normalmaß heruntergefahren. Studien zeigen, dass der Traum- oder R.E.M.-Schlaf ansteigt nach stressigen, belastenden Erlebnissen des Tages.

 

Aufgedrehte, hibbelige Hunde brauchen besonders viel Schlaf. Oft sind sie gerade nicht unterfordert, sondern haben, bedingt durch ihr charakterbedingtes Stresslevel, zu wenig Ruhe und Schlaf. Versucht der Halter, das mit mehr Auslastung zu „kurieren“, kann das das Problem eher verstärken, besonders, wenn es sich um aufputschende und damit den Hund eher stressende Tätigkeiten handelt. Denn dann bekommt der Hund noch weniger erholsame Schlafphasen, in denen er verarbeiten kann, wird nachfolgend noch gestresster und findet dadurch noch seltener echte Ruhe – ein Teufelskreis.

 

Die nächtliche Schlafdauer wird auch maßgeblich von der gefühlten Sicherheit des Hundes beeinflusst. So hat man festgestellt, dass Hunde im Haus rund 80 % der Nacht schlafend verbringen, wohingegen in nicht umzäuntem Gebiet draußen nur 60 % der Nacht geschlafen wird. Wenn wir unseren Hunden Gutes tun wollen, sorgen wir also für einen ruhigen, sicheren Schlafplatz.

 

Manche Hunde haben es verlernt, zur Ruhe zu kommen oder es wurde ihnen regelrecht weggezüchtet. Besonders die Arbeitsrassen sollten tags eben nicht schlafen, sondern ihren Job erfüllen. Das geht leider aber mit einer verkürzten Gesamtlebensdauer einher, denn zu wenig Schlaf schwächt den Organismus, macht ihn auch krankheitsanfälliger. Auch Verhaltensstörungen nehmen dann zu; „nach müde kommt doof“ gilt eben nicht nur bei Kleinkindern…

 

Für unsere Haushunde macht es deshalb Sinn, einzugreifen, wenn der Hund wenig schläft, ihn regelrecht zur Ruhe zu zwingen, für ruhige Umgebung sorgen oder sich sogar mit hinzulegen. Auch viele Menschen bekommen zu wenig Schlaf, insofern wird das sicher nicht schaden  .

 

Wichtig für alle Hunde ist ein Rückzugsort an einem ruhigen Platz. Also nicht mitten im häuslichen Trubel oder in der Diele, wo jeder vorbeiläuft. Eine kleine „Höhle“ in einer Hundebox kommt dem Bedürfnis vieler Hunde nach Geborgenheit ebenfalls entgegen. Manche Hunde brauchen für ein gutes Sicherheitsgefühl aber auch die Nähe ihres Menschen. Das sollte man ihnen dann nicht verwehren, auch nächtliches Schlafen im Schlafzimmer macht dann Sinn.

 

Für Lernen, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis ist Schlaf ganz essenziell. Die Übertragung von Gedächtnisinhalten vom Hippocampus ins Langzeitgedächtnis findet vor allem in den Tiefschlafphasen statt. Hunde, die nach Trainingseinheiten, nach neu Gelerntem schlafen dürfen und können, lernen schneller und nachhaltiger. Mit ein Grund, warum Welpen möglichst viel schlafen sollten.

 

Auch der Hund kann Schlafstörungen entwickeln. Häufig ist die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, bei der die Atmung aussetzt, weil sich die oberen Atemwege verengen, wenn sich die Rachenmuskeln entspannen. Dann wachen die Hunde immer wieder am Sauerstoffmangel auf, erholsamer Schlaf kann sich kaum einstellen. Prädisponiert sind hier kurzschnäuzige Rassen, aber auch Übergewicht scheint eine gewichtige Rolle zu spielen. Doch es gibt noch weitere Störungen: wie beim Menschen gibt es die Narkolepsie, bei der es zu regelrechten Schlafattacken kommt, und dann auch die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der Hunde im Schlaf heftige Bewegungen und Handlungen umsetzen, mit denen sie sich und andere in Gefahr bringen können. Bei älteren Hunden kann der Schlafrhythmus durch das Canine Kognitive Dysfunktionssyndrom völlig aus den Fugen geraten. Dieses Syndrom ähnelt der Demenz beim Menschen. Habt ihr den Verdacht auf derartige Störungen, ist ein Gang zum Tierarzt unerlässlich.

 

 

 

 

Warum Schnee fressen keine so gute Idee ist!

 

Fast alle Hunde lieben Schnee und die meisten fressen auch gern ab und zu eine Schnauze voll davon. Vielen Hunden macht das auch gar nichts aus, aber es gibt auch einige, die aufgrund eines empfindlicheren Magens oder weil sie es definitiv übertreiben Probleme davon bekommen:
Sie regieren mit Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Durchfall und Erbrechen, können womöglich gar nichts mehr bei sich behalten. Das ist dann eine sogenannte Schnee-Gastritis, eine Magenschleimhautentzündung, hervorgerufen durch zu viel Schnee, dem womöglich auch noch Streusalz, Dreck und sonstiges beigemischt war.

Um dem Magen wieder auf die Sprünge zu helfen, sollte man ihm zuallererst eine Pause gönnen: 24 Stunden keine Nahrung! Das fällt den meisten Hundebesitzer extrem schwer , denn es gibt nichts Schlimmeres als bettelende Hundeaugen.

Eine gute Idee ist es, den Magen mit Slippery Elm – medizinischer Ulmenrinde – etwas zu beruhigen. Es handelt sich um ein Pulver, das in Wasser aufgelöst eine schleimige Masse ergibt, welche – dem Hund mit einer Einmalspritze (natürlich ohne Nadel) ins Mäulchen gegeben – den Magen etwas auskleidet und beruhigt. Und dann ist Schonkost angesagt – gekochte Karotten, Haferschleim, weichgekochter Reis, mageres gekochtes Hühnchen… Den Hund etwas zu schonen, warm zu halten und weiteres Schneefressen zu unterbinden, hilft ebenfalls bei der Regeneration. Sollten die Probleme länger als 2, 3 Tage anhalten oder Blut in Kot oder Erbrochenem zu finden sein, tut ein Gang zum Tierarzt Not.

Dieser hat noch weitere Maßnahmen und Produkte in petto, die heilend und hilfreich sind und kann zudem andere, ernstere Ursachen ausschließen.

 

 

 

 

Kastration beim Hund

 

 

 

 

 

Kastration beim Hund muss immer eine Einzelfallentscheidung sein. Es gilt genau abzuwägen: Sind die Vorteile für den Hund bzw. das Hund-Mensch-Team als höherwertig einzustufen als die mit der Kastration eben auch erkauften Nachteile.

Vorteile aus der Kastration hat der Hund, wenn er

1.) gesundheitlich unter der Sexualität (Hündin: Läufigkeit / Scheinträchtigkeit) sehr leidet bzw. Störungen / Krankheiten vorliegen, bei denen eine Kastration unumgänglich sind (Kastration ist sinnvoll bei Diabetes, Gebärmuttervereiterung, starken Problemen mit der Läufigkeit / starken Scheinträchtigkeiten, und bei Verhaltensproblemen, die nur in Zeiten der Läufigkeit und einige Wochen danach auftreten. Auch bei Hündinnen, die regelmäßig oder dauerhaft sogenannte „weiße Hitzen“ durchlaufen, die nicht wirklich erkennbar und meist verkürzt sind aber dennoch zu aufnahmefähigen Tagen führen, muss über Kastration nachgedacht werden.)
Rüden: Kryptorchismus (= Hodenhochstand; falls einseitig evtl. nur betroffenen Hoden entfernen) und ein paar andere eher seltene Krankheiten.
Beide: gegengeschlechtlichen Hunde im Haushalt / fehlender Aufsichtsmöglichkeit.

2.) psychisch sehr unter seiner Sexualität leidet (z.B. Hypersexualität (kommt manchmal bei kleinen Rassen vor), testosteronbedingte Aggressivität gegen Artgenossen, gegengeschlechtliche Hunde im Haus, was sehr viel Stress mit sich bringen kann; natürlich auch weitere Gründe denkbar).

Abzulehnen ist eine Frühkastration – d.h. noch vor Abschluss der Pubertät. Man raubt dem Hund damit die Möglichkeit, eine erwachsene Persönlichkeit auszubilden – die Hunde bleiben oft zeitlebens „kindisch“ und unreif, oft auch sehr unsicher und aufgrund dessen aggressiv gegen Artgenossen oder auch die Umwelt. Auch gesundheitlich sind Folgen zu erwarten (besonders bei Rüden oft verspätetes Wachstumsende – werden extrem groß.) 1 ½ bis 2 Jahre sollte der Hund mindestens für eine Kastration sein.

Was durchaus auch noch in eine Entscheidung einbezogen werden muss ist das Tierschutzgesetz. Denn das deutsche Tierschutzgesetz verbietet zunächst einmal in § 6 Abs. 1 S. 1 das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder ­teilweise Entnehmen oder Zerstören von Or­ganen oder Geweben eines Wirbeltieres. Damit ist die ­Kastration grundsätzlich verboten. Das Gesetz sieht von diesem Grundsatz –sinnvollerweise – Ausnahmen vor. So gilt das sog. Amputationsverbot gem. § 6 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 a) TierSchG nicht, wenn ein Eingriff im Einzelfall nach tierärztlicher Indikation geboten ist. Auch das routinemäßige Unfruchtbarmachen von Hunden im Tierschutz ist unter diesem Gesichtspunkt rechtlich fraglich, aber es gilt leider auch hier das Prinzip: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Besonders Hündinnen sind zwar nach der Kastration an ihren Geschlechtsorganen fortan vor Krebs und sonstigen Erkrankungen geschützt, aber Kastration hat nach altbekannten und auch neueren medizinischen Erkenntnissen viele negative Folgen:
Gewichtszunahme (Rassen, die zum „Fressen“ neigen – z.B. Labbies, Goldies -  sind nach einer Kastration nur unter großen Anstrengungen schlank zu halten – Übergewicht ist jedoch wieder ein erheblicher Risikofaktor für allerlei Krebs- und auch sonstige Erkrankungen), Harnträufeln, Fellveränderung, Trägheit, gehäuft einige andere Krebsarten, die oft schwerer oder gar nicht zu behandeln sind, gehäuft Schilddrüsenunterfunktion, gehäuft orthopädische Probleme (HD, ED, Patellaprobleme…), Wesensveränderung bei Hündinnen durch mehr Testosteron (Hündinnen, die bislang schon innerartlich schwierig waren, zu Streit, Mobbing und dominantem Verhalten neigten, können durch eine Kastration zu Problemhunden werden). Zudem birgt jede Operation ein OP- und Narkoserisiko.

Kastrierte Rüden werden oft zum Mobbing- und Aufreitopfer – viele scheinen für unkastrierte Rüden wie eine läufige Hündin zu riechen und werden entsprechend belästigt. Auch viele Hündinnen finden kastrierte Rüden nicht so toll und zeigen ihnen gegenüber deutlich häufiger Aggressionen als gegenüber unkastrierten Artgenossen. Die sexuell- oder statusmotivierten aggressiven Auseinandersetzungen mit anderen Rüden nehmen allerdings häufig ab.

Die gesundheitlichen Auswirkungen hat Dr. Rückert hier zusammengefasst: http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951

Zu den Auswirkungen auf die Persönlichkeit des Hundes findet ihr hier fachlich kompetente Infos:
https://von-den-gluecksspitzen.de/impfen/kastrieren/?fbclid=IwAR0fKRyy4ZuFrvgphI01WT4MeQuqkYaZDu4Ouzxjo4xFM7BrB12-g7t7D58
Und hier noch ein ganz ausführliches Interview mit Prof. Dr. Axel Wehrend, über den momentanen Stand der Wissenschaft: https://www.youtube.com/watch?v=4LwJtreuQSo&list=PLgAAIPHy3d4H2B7sav28JYUID9rDeXpwj&index=32&t=21s

Für Rüden bietet sich zur „Simulation“ eines kastrierten Zustands auch immer erstmal die Implantation eines Hormonchips, mit dem „rückgängigmachbar“ (der Chip verliert je nach Art seine Wirkung nach ½ - 1 Jahr) eine Kastration simuliert werden kann.
 (http://tierarztpraxis-am-schlagbaum.de/pdf/hormonchip_fuer_rueden.pdf  ).

Für Besitzer junger Hunde gilt: Lasst die Situation der Geschlechtsreife mit den Folgen (Läufigkeit, sexuelle Motivation, innerartliche „Reibereien“) erst mal in aller Ruhe auf euch zukommen, euren Hund darin ankommen, und schaut, wie ihr und euer Hund damit klar kommt. Lasst den Hund erwachsen werden und sich selbst sowie seinen Platz in der Welt finden und wenn ihr DANN denkt, ihm und euch mit einer Kastration unter Abwägen all dieser Faktoren einen Gefallen zu tun, ist immer noch ausreichend Zeit.

 

 

 

 

Irrtümer über Hunde:
Man soll seinen Hund beim Heimkommen nicht begrüßen?

 



 

 

 

Aus ganz unterschiedlichen Gründen raten auch heute noch „Hundeversteher“, Hunde beim Heimkommen nicht zu begrüßen, ihr Gehopse, Gebelle und Gejapse schlicht zu ignorieren, um die „Rangordnung“ nicht zu gefährden, weil ein ranghoher Hund dies auch nicht tun würde, um die Erregung beim Nachhausekommen nicht noch mehr zu steigern und so weiter und so fort. Aber ist das denn so richtig?
Eine Studie der Wissenschaftler der Universität Uppsala zeigt, dass Hundehalter, die trotz all dieser Ratschläge bisher ihrem Herz und Bauchgefühl gefolgt sind und ihre Hunde freundlich begrüßten, wohl auf dem besseren Weg sind:
 12 Beagle-Hündinnen, mit denen die Wissenschaftler ganz normale Hund-Mensch-Beziehungen etabliert hatten, wurden beobachtet und untersucht, wenn sie nach einer Zeit des Alleinseins von der vertrauten Person auf eine bestimmte Art und Weise begrüßt wurden, und zwar
• verbal und körperlich,
• nur verbal  oder
• ignoriert .
Dabei wurde den Hunden vor, während und nach dem Wiedersehen mit der vertrauten Person Blut abgenommen, um die Oxytocin- und Cortisolwerte zu bestimmen, also um zu ermitteln, was eine Begrüßung bestimmter Art in Sachen Wohlbefinden (Oxytocin) und Stress (Cortisol) beim jeweiligen Hund anrichtet.
Folgende Ergebnisse erzielten die Forscher:

• Bei der verbalen und körperlichen Begrüßung suchten die Vierbeiner mehr Körperkontakt und zeigten mehr Lippenlecken, als wenn die Person nur mit dem Hund sprach oder ihn ignorierte. Bei dieser Bedingung zeigten sich die Oxytocinwerte während und nach der Interaktion erhöht, während sich die Cortisolwerte während und nach der Interaktion verringerten.
• Bei der nur verbalen Begrüßung reagierte der Hund mit mehr Schwanzwedeln und vokalisierte auch stärker. Der Oxytocinwert zeigte sich nur während der Interaktion erhöht, danach nicht mehr. Der Cortisolwert war während und nach der Interaktion verringert.
• Bei Ignorieren des Hundes schnüffelte dieser zunächst herum oder wandte sich dem Tierarzthelfer zu, glitt dann aber schnell in die Inaktivität. Der Oxytocinwert war nur unmittelbar bei der Rückkehr der vertrauten Person erhöht (also sozusagen bei deren „Erscheinen“), danach nicht mehr. Der Cortisolwert war während und nach der Interaktion verringert.
Insgesamt scheint allein die Rückkehr einer vertrauten Person als solche einen positiven Effekt auf Hunde zu haben, denn der Cortisolwert sank bei allen ab. Dennoch ist von Bedeutung, dass der Oxytocinwert nur dann längere Zeit erhöht blieb, wenn die vertraute Person bei der Begrüßung sowohl körperlich als auch verbal mit dem Hund interagierte. Oxytocin ist das „Kuschel-„ oder „Liebes-Hormon“, das für ausgesprochen angenehme Empfindungen sorgt, wenn es vom Körper ausgeschüttet wird. Sehr wahrscheinlich ist deshalb, dass Hunde nach einer „streicheln mit erzählen Begrüßung“ noch längere Zeit von angenehmen Empfindungen profitieren, also ein länger anhaltendes Wohlbefinden aus einem Wiedersehen mitnehmen. Das wiederum kann sich begünstigend auf die Qualität der Mensch-Hund-Beziehung auswirken.

Und: kommt ihr noch schlicht nach Hause oder kuschelt ihr schon ;-) ?

 

 

 

Warum Spiel für Hunde lebenslang wichtig ist.

 

 

Die große Mehrheit der Kynologen sind sich einig: Spiel ist vor allem für Welpen und Junghunde zum Erlernen von Fertigkeiten notwendig, die sie als erwachsene Hunde brauchen. Im Spiel werden körperliche Fertigkeiten genauso eingeübt wie soziale Kompetenzen, beispielsweise Jagdverhalten, Sexualverhalten, angemessenes Aggressionsverhalten und innerartliche Kommunikation. Differenziertes Sozialverhalten kann sich nur durch ausreichend Spiel in der sensiblen Phase, also den ersten ca. 18 Lebenswochen, entwickeln, fortgeführt wird diese Entwicklung aber lebenslang, denn in jedem Alter sind höhere Säugetiere in der Lage, Neues zu lernen und Gelerntes zu verfeinern. Was im Wurf unter Geschwistern bereits begann, sollte nach Abgabe an den neuen Halter unbedingt mit unterschiedlichsten Hunden fortgeführt werden können.

Der Hund lernt im Spiel mit gleich alten und auch älteren Hunden, Ausdruckselemente zu lesen und angemessen darauf zu reagieren. Auch Beißhemmung wird im Spiel am besten und nachhaltigsten trainiert. Für den heranwachsenden Hundekörper, aber auch für erwachsene Hunde ist ausgelassenes, abwechslungsreiches Spiel wichtig, um körperliche Fähigkeiten zu entwickeln oder zu verbessern. Nur schwer kann irgendein Training das variantenreiche, Körper und Geist beanspruchende Spiel mit Artgenossen ersetzen.

Sich auf verschiedenste Situationen einzustellen und Strategien zur Problemlösung auszuprobieren und zu finden, steigert geistige Flexibilität und Intelligenz. Spiele unter Hunden beugen auch eskalierenden Auseinandersetzungen vor, denn die Hunde lernen den angepassten Umgang mit der eigenen und auch der Aggression des Gegenübers und können im Kräftemessen ihre Stärken ausprobieren und verfeinern. Besonders in der Pubertät kommt es auf qualitativ hochwertige Sozialkontakte sowohl mit gleich alten Hunden, mit denen Klären von Freundschaften oder auch Rivalitäten möglich ist, als auch mit souveränen erwachsenen Hunden, die dem Jungspund seinen Platz in der Gruppe zuweisen, ohne auf eventuell auch mal provozierendes Verhalten überzureagieren. Jungen Hunden, die ohne ausreichende Möglichkeit zum Sozialspiel aufwachsen, fehlt im erwachsenen Alter meist die Fähigkeit, angemessen mit Artgenossen zu interagieren. Im Spiel wird der sichere und angstfreie Umgang mit der belebten und unbelebten Umwelt gelernt, was auch dem Selbstvertrauen des Hundes zu Gute kommt. Permanentes Beobachten und Einordnen des Verhaltens des Spielpartners fördert die Fähigkeit der Anpassung an wechselnde Situationen und schult die in einer sozialen Gruppe erforderliche feine Kommunikation.

Die Parallelen zum Menschen sind hierbei verblüffend: Kinder, die intensiv und vielseitig spielen, sind motorisch und kognitiv im Vorteil und deutlich weiter als andere. Sie können besser mit Enttäuschungen umgehen, denn Spiel schult Frustrationstoleranz und Impulskontrolle, sie reagieren seltener aggressiv, sind insgesamt zufriedener und ausgeglichener; alle sozialen und emotionalen Bereiche werden durch Spiel gefördert. Auch das Zuhören, die Empathie und die Akzeptanz von Regeln werden gestärkt, die Kinder pflegen intensiver und nachhaltiger Freundschaften (Quelle: Armin Krenz).

Wichtig beim Hund (aber natürlich auch beim Kind ;-) ) ist es, genau zu beobachten. Gesundes Spiel zeichnet sich durch Ausgewogenheit aus, regelmäßiger Rollenwechsel z.B. von „Jäger und Gejagtem“, „unten und oben“, Unterbleiben von Mobbingsituationen, bei denen ein einzelner „Opfer“ einer ganzen Gruppe wird und zu rüpelhaftes Spiel, das den Unterlegenen ganz offensichtlich überfordert. Hier muss der Mensch eingreifen und Grenzen setzen. Denn weder der Rüpel, noch der Unterlegene würden wertvolle Lernerfahrungen machen. Auch Spiel zwischen körperlich sehr unterschiedlichen Hunden, sei es aufgrund Körpergröße, sehr jungem oder auch hohem Alter oder körperlichen Einschränkungen muss genau beobachtet werden, Pausen oder eine frühzeitige Beendigung können hier dringend nötig sein. Da Spiel gelegentlich auch kippt und in aggressive Auseinandersetzungen übergeht, sollte der Mensch hierauf auch sein Augenmerk legen und gegebenenfalls eingreifen, wenn ein Eskalieren droht, die Kontrahenten den Streit nicht angemessen beilegen können. Fakt ist auch, das meist nur zwei Individuen harmonisch miteinander spielen, kommt ein Dritter hinzu, ist dieser in der konkreten Situation oft nur störend und sollte sanft umgelenkt werden. Und bei Welpen kommt es nach einiger Zeit oft zum bekannten „nach müde kommt doof“. Wenn also ganz offensichtlich das Spiel ermüdender Welpen unharmonisch wird, ist es Zeit für einen Abbruch durch den Hundehalter und eine längere Ruhepause.

Ansonsten steht dem Spielvergnügen unserer Hunde nichts im Wege und wir können unbeschwert die Augenweide eines harmonischen zwischenhundlichen Spiels genießen, denn was freut den emphatischen Hundehalter mehr als wenn es seinem Hund richtig gut geht ;-).

“Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt werden. Wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen.” George Bernhard Shaw

 

 

 

 

Wann braucht mein Hund einen Hundemantel?


 

 

 

 

 

 

Hundebekleidung ist in der Hundehalterwelt ein sehr umstrittenes Thema. Schreit der eine „das ist ein Hund! Vermenschliche und verweichliche den doch nicht so!“, so ist der andere von Nutzen und Notwendigkeit überzeugt.

Hier deshalb mal ein paar Argumente, wann und ob ein Hundemantel erforderlich ist.

Fakt ist, dass die meisten unserer Hunde in der gut beheizten Wohnung gehalten werden und deshalb sowohl von Unterwolle als auch von der Talgproduktion der Haut nicht mehr mit Hof- und Zwingerhunden zu vergleichen sind. Beides ist bei reinen Wohnungshunden deutlich weniger und somit die Isolationswirkung des Fells auch bei gut behaarten Hunden verringert. Kommt der Hund nun im Winter nach draußen in die Kälte, kann es unter Umständen durchaus vorkommen, dass er auskühlt mit allen negativen Folgen, die das eben auch für den Hundeorganismus nach sich zieht. Besonders hoch ist die Gefahr, wenn er sich nicht im eigenen Tempo bewegen kann, z.B. an kurzer Leine im Menschentempo geführt wird oder im kalten Auto länger warten muss. Hier sollte man über einen Hundemantel nachdenken.

Besonders bei folgenden Hunden ist Bekleidung im Winter ratsam:

Ältere und kranke Hunde. Hunde mit Arthrose z.B. verspannen deutlich weniger, wenn sie warm gehalten werden, die Schmerzschübe sind dadurch seltener und die Erkrankung schreitet langsamer fort, wenn für gute Durchblutung durch ausreichende Wärme gesorgt wird. Kranke Hunde brauchen alle Energie fürs Gesundwerden; Wärmeabstrahlung in großer Kälte raubt ungeheurere Mengen davon.

Welpen haben meist noch keine ausreichende Unterwolle, oft einen völlig nackten Bauch; zudem kühlen kleine Körper deutlich schneller aus. Eine Blasenentzündung haben sie sich schnell eingehandelt und diese verzögert dann wieder den Stubenreinheitsprozess enorm.

Kleine Hunderassen kühlen ebenfalls deutlich schneller aus, haben wenig Unterwolle, kaum Fett und im Verhältnis zum Volumen eine große Körperoberfläche, die große Wärmeabstahlung zulässt.

Hunde, die regelmäßig geschoren werden müssen, haben ebenfalls keinerlei Unterwolle und frieren nach einer Schur deshalb sehr schnell. Sie sollten zumindest in Bewegungslosigkeit warm gehalten werden ( Auto…)

Hunde aus dem südlichen Ausland sind ebenfalls nicht auf unsere klimatischen Verhältnisse eingestellt. Das gilt besonders für die zartgliedrigen Windhunderassen mit ihrem überaus spärlichen Fell.

Sporthunden tut es überaus gut, vor und nach dem Sport und in Wartepausen warm gehalten zu werden. Hunde, die ins Wasser müssen (Jagdhunde, Apportierhunde) sollten unbedingt anschließend die Möglichkeit haben, warm zu trocknen. Es gibt hierfür spezielle Mäntel, die die Nässe vom Hundekörper weg nach außen transportieren. Hunde mit weniger dichtem Fell dürfen in der kalten Jahreszeit auch durchaus vor Regen geschützt werden – jeder kann sich vorstellen, wie unangenehm es ist, sich bis auf die Haut durchnässt bei Kälte weiter draußen aufzuhalten.

Ihr seht also, es gibt viele Gründe, einem Hund einen Mantel anzulegen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass sich euer Hund mit einem Mantel wohler fühlt, dann gönnt ihm einen und pfeift auf die schrägen Blicke anderer Menschen. Der Mantel wird ihm gut tun und ihn vor Krankheiten schützen!

 

 

 

 

Nasenarbeit macht optimistisch

Bild könnte enthalten: Hund und im Freien

 

 

 

 

 

 

Die Nase unseres Hundes ist ein Kunstwerk, das genutzt werden muss! Eine neuere Studie von Dr. Charlotte Duranton und Alexandra Horowitz zeigt, dass Hunde, die schnüffeln dürfen, optimistischer sind. Dies können sicherlich viele Trainer und Hundehalter bestätigen. Verglichen wurden in der Studie 20 Hunde. Eine Gruppe wurde zwei Wochen lang vorwiegend mit Gehorsam und bei Fuß-Gehen beschäftigt, die andere mit Fährtenarbeit. Jeweils vor und nach dieser Zeit wurden die Hunde einem Test ausgesetzt, bei dem sie sich einem mehrdeutigen Stimulus annähern konnten (genauer Aufbau: die Hunde wurden erst darauf trainiert, dass eine Schüssel an einem bestimmten Ort immer Futter enthielt, eine Schüssel an einem bestimmten anderen Ort hingegen nie. Dann wurde eine Schüssel an einem Ort zwischen diesen zwei Orten deponiert und beobachtet, wie schnell der Hund diese untersuchte). Die Hunde aus der Geruchsgruppe waren nach der Trainingszeit wesentlich schneller, hatten ein positiveres Urteilsvermögen und wurden von den Studienleitern insofern als optimistischer eingeschätzt, denn natürliches Erkundungsverhalten und aktive Entscheidungen sind zwei Schlüsselfaktoren für das Wohlbefinden von Tieren.

Das Studienergebnis, dass olfaktorische Aktivitäten zum Wohlergehen unserer Hunde beitragen, sollte uns nicht gleichgültig sein! Hunde nicht ihrer Art entsprechend schnüffeln zu lassen ist insofern für sie eine Form der sensorischen Deprivation, die regelrecht verheerend sein kann, da sie detaillierte Informationen über ihre soziale und nicht-soziale Welt verlieren und wohl auch ihren Optimismus.

Dem Hund bei Spaziergängen viel Zeit zum artgerechten Schnüffeln zu geben, egal ob es sich um Gerüche von Artgenossen, Umwelt oder Wildtieren handelt und Auslastung stark nasenorientiert zu betreiben, trägt zum Wohlergehen aller Hunde bei! Ideen sind beispielsweise alle Arten von Fährtenarbeit, Futterbeutelsuche, Schnüffelteppich und sonstige Suchspiele zu Hause, Geruchsunterscheidung, Zielobjektsuche, Futterjagd und auch Mantrailing.

 

Hier noch mehr über die Studie:
https://dogtime.com/trending/73679-nose-work-dogs-optimistic

 

 

 

 

Warum Hundekontakt an der Leine ungünstig ist.

 
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Im Verhaltenskodex der Hundehalterbegegnungen gibt es zwei wichtige Punkte, die ich leider immer wieder missachtet sehe:

 

1.) Man lässt seinen unangeleinten Hund nicht zu angeleinten Hunden laufen („der tut nix“ rufen, weil der Rückruf nicht funktioniert, macht es nicht besser…)

2.) und zwei angeleinte Hunde sollten möglichst nicht interagieren (es bringt ihnen nullkommanix für ihr Sozialverhalten, wenn sie „mal hallo sagen“ dürfen.)

Hierfür gibt es mehrere Gründe:

Erstens können angeleinte Hunde nur sehr eingeschränkt körpersprachlich kommunizieren. Besonders bei strammer Leine verändert sich die Körperhaltung zwangsläufig und wird für das Gegenüber ungewollt drohend, da sich der Oberkörper durch den Zug an der Leine meist aufrichtet. Durch Ziehen am Halsband steigt auch der Augeninnendruck, die Augen treten etwas hervor, auch das ist für den Hund gegenüber eine bedrohliche Geste. So sind Missverständnisse und Aggressionen bereits vorprogrammiert. Das von Hunden beim Zusammentreffen meistens praktizierte Bogenlaufen, Beschwichtigungssignale, Kleinmachen, Flüchten sind mit Leine einfach nicht möglich. „Höfliches“ Annäherungsverhalten kann somit nicht gezeigt, eingeübt und mir der Zeit so auch regelrecht verlernt werden.

Zudem fühlt sich der Hund mit Herrchen oder Frauchen im Rücken oft stärker, überschätzt sich, oder – wenn im Mensch-Hund-Team nicht klar ist, wer Situationen zu regeln hat – meint, seinen Menschen verteidigen zu müssen.

Auch die Stimmungsübertragung über die gespannte Leine darf nicht außer Acht bleiben. Besonders wenn der Hundehalter nicht glücklich über die Begegnung ist, selber unsicher oder gestresst, überträgt sich dies sehr leicht auf den Hund; der dann natürlich entsprechend negativ reagiert.

Die Leinenreichweite sollte ein privater Schutzbereich sein, in den kein anderer Hund eindringt, in dem der Hund sich auf seinen Besitzer verlassen kann. Wird diese Schutzzone immer wieder missachtet, zieht man sich leicht einen Leinenpöbler heran, der lautstark versucht, andere Hunde am Eindringen in eben diesen privaten Bereich zu hindern. Besonders schlimm, wenn dieses Hallo-Sagen an der Leine sogar in Hundeschulen praktiziert und gefördert wird…

Mit dem Laufen an lockerer Leine ist Hundekontakt auch nicht wirklich vereinbar. Merkt der Hund, dass er nur stark und ausdauernd genug ziehen muss, um zum anderen Hund zu kommen, ist es bald mit guter Leinenführigkeit vorbei bzw. man braucht gar nicht erst anfangen, daran zu üben – denn gerade Laufen an lockerer Leine ist nur mit absoluter Konsequenz zu erreichen.

Meist haben die Hunde auch nicht wirklich etwas von Kontakt an der Leine – hierfür bieten sich Freispielphasen untereinander verträglicher Hunde erheblich besser an. Spielen ist an der Leine nicht möglich, da sonst Kabelsalat vorprogrammiert ist. Kommt es an der Leine zu einer Kabbelei oder gar Rauferei, steigt hierdurch die Verletzungsgefahr stark an, auch weil es eine natürliche Reflexreaktion des leinehaltenden Menschen ist, bei einer beginnenden Beißerei den eigenen Hund zurückzuziehen und damit womöglich aus einem leichten Biss eine klaffend aufgerissene Wunde zu machen.

Als Feind von Prinzipienreiterei aber noch ein Hinweis: Kennt ihr Hund und Halter sehr gut, könnt euren und den Hund gegenüber gut lesen und wisst sicher, dass die Hunde gut miteinander auskommen und auch gern Kontakt haben WOLLEN, bleibt es euch unbenommen, ein kurzes „Hallo“ der Hunde untereinander an LOCKERER und möglichst langer Leine im gegenseitigen Einverständnis zu erlauben, wenn Ableinen in der konkreten Situation nicht möglich ist. Hier kann man im Idealfall sogar ein kurzes Training mit einbauen, auf lockerer Leine, Impulskontrolle oder einem nachfragenden „Schau“ bestehen, bevor Kontakt zugelassen wird.

 

 

 

 

Der gute Stress

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Stress beim Hund spaltet – wie so vieles andere auch – die Hundehalterwelt heutzutage enorm. Während manche ihren Hund nach dem Motto „Nur keinen Stress“ am liebsten vor jeder Aufregung und schwierigen Situation bewahren möchten, schleppen andere mit der Aussage „Da muss der jetzt durch“ den Hund panisch dreinschauend, zitternd und hechelnd durch jede Aufregung.
Es gibt so einige Definitionen, was Menschen unter Stress verstehen. Am gängigsten ist, dass Stress eine Belastung ist, welche das Tier aus seinem physiologischen Gleichgewicht, der Homöostase bringt, aus seiner „Komfortzone“ sozusagen, woraufhin das Tier mit Ausschüttung von Stresshormonen und nachfolgender mehr oder weniger starker Anstrengung reagiert, um dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Schon aus dieser Definition geht hervor, dass Stress nicht per se schlecht ist, dass das negative Image, das ihm anheftet, nicht immer gerechtfertigt ist, denn er sorgt dafür, dass der Organismus optimal an alle möglichen Situationen angepasst wird. Da die negativen Seiten von Stress (besonders von übermäßigem, lange anhaltendem Stress, den das Lebewesen nicht selbst bewältigen, nicht selbst abmildern kann) weitaus bekannter sind (allgemeine Ak­tivitätsdämpfung bis hin zu depressiver Verstimmung, Lern-, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Angstreaktionen, Aggression bis hin zu Gesundheitsschäden und Erschöpfungszuständen bei ständigen oder nicht endenden Stressperioden), soll hier mal mehr auf die positiven Seiten von moderatem!! Stress eingegangen werden.

1.) Bindungsförderung
Lange bekannt ist in der Entwicklungspsychologie, dass Stress Bindungsverhalten aktiviert. So setzt man auch gern leichten Stress (meist Trennungsstress, oder Begegnungen mit Fremden) ein, um die Bindungsqualität von Kindern oder auch Hunden zu ihren Bezugspersonen zu testen.
Den Hund in Watte zu packen, ist im Hinblick auf die Hund-Mensch-Bindung also keine gute Idee – gemeinsam bestandene Abenteuer, gelöste knifflige Aufgaben, Nervenkitzel, der gemeinsam bewältigt wurde, fördern Lernen, Gedächtnis und eben auch die Bindung zum Menschen, der bei der Bewältigung unterstützt hat. Nicht umsonst nutzt man gerade bei jungen Hunden gern ein moderates Gerätetraining, Führen über Farben, Formen und Untergründe, durch Dosenvorhang und Tunnel, über Wackelbrücken und durchs Bällebad, um Bindungsaufbau zum Sozialpartner Mensch zu fördern. Der Hund „traut“ sich nach gutem Zureden seines Menschen und wird mit einem positiven Erlebnis, dem Wachsen seines Selbstvertrauens und großen Lob seitens seines Menschen belohnt. Dem Stress des Neuen folgt also immer eine positive Auflösung in Zusammenarbeit mit seinem Menschen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Körper bei Stress nicht nur Hormone wie Adrenalin ausschüttet, sondern auch Oxytocin, das Kuschel- und Bindungshormon. Dieses Hormon sorgt dafür, dass wir die Nähe zu anderen suchen. Auch so lässt sich dieser Effekt wohl erklären.

2.) Positive gesundheitliche Wirkungen
Jeder weiß, wie Stress sich anfühlt: das Herz klopft schneller, der Blutdruck steigt, die Atmung beschleunigt sich, die Muskeln spannen sich an, die Hände werden feucht, wir kommen ins Schwitzen. Wir – und eben auch unsere Hunde – antworten auf Stress mit einem der 4 Fs: Fight, Flight, Freeze, Fiddle about, d.h. Kampf, Flucht, Erstarren oder Rumhampeln.
Und dieser Alarmzustand des Körpers hat durchaus seine Vorteile, denn er fährt z.B. das Immunsystem hoch. Man hat herausgefunden, dass leichter Stress vor einer Impfung (bspw. durch Sport) die Immunantwort und damit Wirksamkeit der Impfung verstärkt. Auch Patienten, die vor einer Operation leichtem Stress ausgesetzt waren, erholten sich im Anschluss schneller. Der Stress verbesserte die Wundheilung. Moderat und kurzfristig vorkommend, ist die Stressantwort also für den Körper gut. Die Beobachtung, dass Affen im Zoo länger und gesünder leben, wenn gelegentlich und unerwartet das Gebrüll eines künstlichen Löwen zwischen den Büschen ertönt und sie darauf flüchten, passt hier genau dazu.
Wird Stress und die Antwort darauf allerdings chronisch, und vor allem: kann das Lebewesen den Stress nicht selbst bewältigen, also eben durch eine Reaktion wie Flucht oder Kampf, macht sie den Hund - wie auch den Menschen - krank.

3.) „Stressimpfung“ – Stärkung der Stress-Widerstandskraft
Es gibt diverse Versuche und Studien, die nahelegen, dass man junge Tiere regelrecht „stressimpfen“ kann, so dass sie zeitlebens weniger anfällig für Stressreaktionen und deren negative Auswirkungen sind. Rattenbabys wurden während der ersten drei Wochen ihres Lebens täglich für ganz kurze Zeit von der Mutter getrennt, jedes Mal natürlich Stress für die Kleinen. Allerdings ein nur kurzer, der positiv aufgelöst wurde, denn die Kleinen kamen immer schon nach wenigen Minuten zur Mutter zurück, die sie mit fürsorglichem Mutterverhalten schnell beruhigen konnte.
Die Tiere aus diesem Versuch waren ihr Leben lang weniger furchtsam in neuen Umgebungen und zeigten eine geringere hormonelle Stressreaktion gegenüber verschiedenen Reizen als die Ratten der Kontrollgruppe. In Amerika hat man daraufhin ein »Stressimpfungsprogramm« für Welpen in den ersten Lebenswochen entwickelt, das aus kurzen Trennungen, sanftem Handling und leichten Temperaturschwankungen besteht. Erfahrungen, die ein noch sehr junges Lebewesen macht, sind im Nervensystem intensiver und nachhaltiger verankert als die des späteren Lebens.
Aber auch hier wieder Achtung: Überforderung ist Gift und schädigt Welpen genauso nachhaltig.
Wir können aber auch unseren erwachsenen Hunden helfen, die Begegnung mit Stressoren besser zu bewältigen, nämlich durch regelmäßiges Training, bei dem der Hund Probleme lösen muss und vor neue Herausforderungen gestellt wird. Diese Ansätze werden besonders in der Verhaltenstherapie für schwierige, ängstliche Hunde gern und häufig genutzt.

 

 

 

 

Maulkorb ist klasse!!!

 

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Heute möchte ich das Image eines sehr ungeliebten, misstrauisch bis feindselig beäugten Gegenstands in der Hundehaltung ein bisschen aufpolieren: der Maulkorb!

Völlig zu Unrecht, wie ich finde, denn es gibt viele gute Gründe, einen Maulkorb zu tragen oder seinen Hund zumindest an das Tragen eines Maulkorbs zu gewöhnen.

Das beginnt schon bei der Fahrt in den Urlaub. In vielen Ländern ist es immer noch Pflicht, seinem Hund in Seilbahnen oder öffentlichen Verkehrsmitteln einen Maulkorb anzulegen. Wie vorteilhaft, wenn er das dann bereits im Vorfeld zuhause sanft kennenlernen durfte und nicht in dieser ohnehin ungewohnten, womöglich stressigen Situation auch noch ein unbekanntes Ding über die Schnauze gestülpt bekommt!

Dann gibt es immer wieder Situationen beim Tierarzt oder Hundefriseur, in denen ein Hund aus Angst, Stress oder auch Schmerz zubeißen könnte und dem Tierarzt sowie allen helfenden Personen eine ruhige, sichere und damit auch für den Hund bestmögliche Arbeit ermöglicht wird, wenn der Hund dermaßen abgesichert ist.

Nun kommen wir zum Aggressionsverhalten des Hundes – dem wichtigsten Grund für das Tragen eines Maulkorbs, zugleich der Grund, bei welchem sich viele Halter unerklärlicherweise extrem schwer damit tun, ihren Hund mit Maulkorb abzusichern. Oft wird lieber das Training beendet, der Hund an der Leine geführt, Hundekontakte abgebrochen, anstatt den Hund mit Maulkorb daran zu hindern, Menschen und Tiere zu verletzen. Was ist so schlimm daran? Ist es das Image des „bösen Hundes“, den die Halter fürchten? Wäre es nicht sinnvoll, eigene Befindlichkeiten und das unsinnige Abwägen, was wohl „andere über uns denken“ hintenanzustellen und im Sinne des eigenen Hundes (dem ein gut auftrainierter Maulkorb absolut schnuppe ist) sowie zur Sicherheit für andere Menschen und Tiere wenigstens eine Zeit lang zu diesem Hilfsmittel zu greifen?
Das hätte viele positive Effekte:
Zum einen ist der Besitzer eines tendenziell beißenden Hundes selbst viel entspannter und lockerer, wenn der Hund „sicher“ ist und kann so auch nicht Stress und Unsicherheit auf seinen Hund übertragen. Dass Stimmungsübertragung vom Mensch auf den Hund einen großen Anteil an Problemverhalten hat, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein.
Dann folgen viele Hunde mit einem latenten Aggressionsproblem an sich ja ziemlich gut – dennoch trauen sich die Besitzer oft zu Recht nicht, ihnen ohne Leine Freilauf oder Kontakt zu anderen Hunden zu gönnen, denn es KÖNNTE ja mal etwas passieren. Mit Maulkorb hingegen können diese Hunde ein normales, freies Hundeleben führen, den oft gerade für sie so wichtigen Auslauf unbeschwert genießen und hätten so auch eine reelle Chance, ihr Sozialverhalten weiter verbessern.
Das eigentlich wichtigste Argument für den Maulkorb ist, dass der Hund mit jedem erfolgreichen Biss dieses aggressive Verhalten weiter festigt und ausbaut, denn im Normalfall hat er „Erfolg“ damit, sein Gegenüber schreckt zurück, weicht aus, eine Verhaltensänderung wird also immer schwieriger, das Beißverhalten immer mehr im Hundehirn verankert. Und auch wenn er „erfolglos“ bleibt, weil sich das Gegenüber heftig wehrt und der Hund selbst „einstecken“ muss, wird er dennoch im Beißen bestätigt, denn er hatte ja „Recht“ in seiner Einschätzung, dass vom Gegenüber Böses droht und (präventive) Gegenwehr nötig ist – seine negativen Emotionen werden so noch mehr verstärkt.

Menschen, die ihren Hund mit Maulkorb sichern, handeln verantwortungsbewusst und signalisieren das auch nach außen – einen „Maulkorbhund“ misstrauisch zu beäugen ist somit völlig fehl am Platz und vielleicht kann mit diesem kleinen Plädoyer auch manches Vorurteil ein wenig abgebaut werden.

Zum Schluss: GANZ WICHTIG: Bitte nicht Maulkorb drauf und los geht‘s!!! Der Hund muss langsam und behutsam an den Maulkorb gewöhnt werden, um ihn zu einem unbeschwert getragenen, völlig natürlichen Gegenstand für den Hund werden zu lassen.

 

 

 

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