Das Welpencoaching findet bei mir
als Kombination aus Spielgruppe, Gruppentraining in der Kleingruppe,
Hausbesuch und Theorievermittlung Online statt
Sie
haben oder bekommen einen Welpen ( 8 – 15 Wochen ) und
sind an qualifiziertem Welpentraining interessiert?
Ich habe aktuell freie Plätze - Anfrage gerne hier! (Klick)
Im Paketpreis enthalten ist:
· Ein Hausbesuch zur Klärung aller Fragen der Anfangszeit (60 – 90
Min.) (bei Wunsch auch Online / telefonisch)
· 7 x Teilnahme an der momentan wöchentlich stattfindenden Welpentrainingsgruppenstunde
(Samstag; gelegentlich auch Freitagnachmittag) Kleingruppe; keine
Massenveranstaltung.
· 1 x Stadttraining zur Umweltgewöhnung
· 10 x Teilnahme an der Spielgruppe (im Moment Dienstagabend )
· Rund 20 Schulungsvideos mit den wichtigsten Informationen und Trainingsanleitungen
mit einer Gesamtlaufzeit von rund 7,5 (!!) Stunden,
· Rund 50 Theoriehandouts zu allen relevanten Themen (z.B. Stubenreinheit,
Futter, Schlafen, Alleinbleiben, Beißhemmung, „Welpenspinnen“, Parasitenschutz,
Bindungsspaziergang, sonstige Grundkommandos, Rückruf, Sitz, Platz,
Abbruchsignal, Schau-Übung, Leinenführigkeit, Schleppleinentraining,
Körperpflegeübungen, Umweltgewöhnung, wichtige Infos für die Welpenzeit,
richtiges Spielen, Gerätearbeit, Clickertraining…)
· Möglichkeit, jederzeit schriftlich (WhatsApp / Email )und während
der Gruppenstunden Fragen zu stellen
– ich begleite Sie die komplette Welpenzeit!
Was ich von Ihnen als Welpenbesitzer erwarte: aktive Mitarbeit
und die Bereitschaft, sich das bereitgestellte Wissen über Hunde auch
tatsächlich anzueignen!
Was Sie bei mir bekommen: Umfassende Hilfestellung in allen Fragen rund um
Ihren vierbeinigen Begleiter und ein methodisch reichhaltiges Training unter Einbeziehung
sowohl moderner Lerntheorie als auch jahrzehntelanger Erfahrung mit dem
hochkomplexen Wesen Hund.
Wir arbeiten spielerisch sowie motivations- und belohnungsbasiert
aber auch intensiv und mit angemessenen, fairen Grenzsetzungen für den Hund.
Großer Focus liegt auf guter Sozialisation und Umweltsicherheit sowie Arbeit
an Frustrationstoleranz und Impulskontrolle von Anfang an, um späteren
Problemen effektiv vorzubeugen.
(Sie müssen nicht die „Katze im Sack“ kaufen - die ersten 3
Einheiten zahlen Sie direkt, dann entscheiden Sie sich, ob Sie das Restpaket
buchen)
Hier ein Video mit Ausschnitten aus den Lehr-Videos, damit Sie eine Vorstellung
haben:
https://youtu.be/N11wPRqQyqc
=> Ich
bin interessiert am Welpencoaching und bitte um weitere Infos
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Der
Rückruf ist das wichtigste Kommando im Hundeleben, deshalb ist ein solider,
fehlerfreier Aufbau sehr wichtig. Hier kann man tatsächlich viel falsch machen.
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Gerätearbeit,
die Gewöhnung an Farben, Formen, Untergründe und unterschiedlichste Herausforderungen,
schweißen das Hund-Mensch-Team zusammen und fördern den Hund körperlich
sowie mental.
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Wir
üben Futter abgeben, tauschen. Ein Hund sollte beispielsweise gefundenes Fressbares
auf Kommando auch wieder auslassen.
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Spiel
mit dem Mensch fördert die Bindung enorm, erleichtert Lernvorgänge und gibt
dem Hund eine Vorstellung davon, dass mit seinem Mensch richtig viel Spaß möglich
ist. So hat man später einen Hund, der sich auch bei Anwesenheit anderer
Hunde gern an seinem Mensch orientiert.
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Sitz,
Platz und Bleiben sind Klassiker, ein schrittweiser, fehlerfreier Übungsaufbau
aber wichtig.
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Beim
Hausbesuch klären wir alle Anfangsfragen und können auch auf individuelle Herausforderungen
eingehen, wie hier die Gewöhnung an andere vorhandene Haustiere.
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Motorikschulung
auf wackeligen Untergründen sowie Generalisierung von Grundkommandos.
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Gewöhnung
an Farben, Formen, Untergründe. Der Hund lernt, sich selbst etwas zuzutrauen
und auch seinem Menschen zu vertrauen.
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Hier
auch wieder Vertrauensarbeit. Eine wackelige Schubkarre als Untergrund kann
zu Anfang schon mal Angst machen, mit ruhiger Führung und positiver Bestätigung
lernt der Hund aber schnell, dass zusammen mit seinem Mensch nichts Böses
passiert.
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Gewöhnung
an Begegnungen des Straßenverkehrs. Man kann ein Fahrrad in Ruhe vorbeifahren
lassen, ohne zu kläffen, Angst zu haben oder es zu verfolgen.
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Arbeit
unter verlockenden Ablenkungen. Futter, spannende Gegenstände und Gerüche und
dennoch bleibt die Aufmerksamkeit und der Gehorsam beim Besitzer.
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Gelegentlich
möchten die Katzen ins Training einbezogen werden. Das Angebot nehmen wir gerne
an .
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Klassiker
Rückruf. Und Impulskontrolle beim wartenden Hund, der lernt, bewegte Reize und
andere Hunde auch mal zu ignorieren.
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Sitz
und Platz. Bei Kälte machen wir es den Hunden gern mit einer warmen Unterlage
angenehm. Man muss das Lernen ja nicht mit Vermeidbarem erschweren.
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Leinenführigkeit.
Viele Wege führen zum Ziel, das zugegebenermaßen oft eine Herausforderung ist.
Deshalb arbeiten wir auch mit dem ganzen Methodenspektrum, immer auf den
Hund angepasst.
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Auch
Maulkorbtraining gehört zu einer soliden Grundausbildung dazu. Irgendwann kommt
jeder in die Lage, mal einen Maulkorb zu brauchen, sei es in der Seilbahn,
öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Tierarzt ....
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Gerätearbeit,
Balancegefühl und Grundkommandos kann man kombinieren.
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Hund-Mensch-Spiel
ist so wichtig. Wie es richtig geht, lernen wir gemeinsam.
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Bilder von der Spielgruppe
/ Welpenspielgruppe / Welpengruppe
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Ein kleiner Auszug aus meinen Theorie-Handouts:
Umweltgewöhnung
Die wichtigste
Zeit im Leben eines Hundes ist die sogenannte sensible Phase. Hier wird der
Grundstein für die spätere „Alltagstauglichkeit“ des Vierbeiners gelegt. In
dieser Phase lernt der Welpe alles, was er braucht, um ein soziales
Lebewesen im wahrsten Sinne des Wortes zu werden. Er lernt die
Kommunikation zwischen Hunden und von Hund zu Mensch - und er lernt seine
Umwelt kennen. Dinge, die er jetzt nicht kennen lernt, werden in späteren
Begegnungen Angst auslösen. Das kann bis zu sogenannten Deprivationsschäden
gehen - dann haben wir Hunde, die zeitlebens verängstigt und irritiert auf
alles und jeden reagieren, denn Deprivation ist nicht rückgängig zu machen
- das entsprechende Entwicklungsfenster hat sich bereits geschlossen.
Der Welpe
lernt in dieser Phase auch ganz generell, mit Emotionen wie Angst oder
Freude umzugehen und er übt seine Frustrationstoleranz. Diese Phase dauert
ca. von der 4. bis zur 18. (andere Quellen: 14.) Lebenswoche; starke rasseabhängige
Unterschiede wurden festgestellt, zudem dürfte sie fließend auslaufen.
Dem Züchter
und später eben auch dem neuen
Welpenbesitzer kommt insofern eine ganz große Verantwortung zu, dem Welpen
in dieser Zeit den nötigen Input zu bieten, ohne ihn allerdings zu
überfordern, denn positiv abgespeichert können diese ganzen Umweltreize ja
nur werden, wenn sich der Hund dabei in einem insgesamt positiven
emotionalen Zustand befindet, nicht verängstigt, gestresst oder überfordert
ist. Gerade Welpen, die bislang wenige Umwelterfahrungen machen konnten,
sind gefährdet, bei zu vielen plötzlichen neuen Reizen diese in der daraus
resultierenden Stresssituation erst recht negativ abzuspeichern. Damit ist
dann leider gar nichts gewonnen, im Gegenteil. Die Umweltgewöhnung muss
also immer auf den individuellen Hund abgestimmt werden, was viel
Fingerspitzengefühl erfordert. Ausreichend Ruhephasen mit echter
Entspannung sind elementar wichtig sowohl für Aufnahmefähigkeit als auch
Abspeichern der neuen Erfahrungen. Jederzeit darf der Welpe vom Besitzer
bei solchen Erfahrungen auch getragen werden, wenn er so entspannter und
eben auch körperlich nicht überfordert wird. Der Mensch-Hund-Bindung kann
es ebenfalls nur gut tun, dem Welpen auch körperlich als sicherer Hafen zu
dienen.
Nun einige
Empfehlungen, was alles in der sensiblen Phase kennen gelernt werden sollte:
• positiver Kontakt mit unterschiedlichen
Hunden
sowohl vom
Alter, der Größe als auch der Optik her. Langschnäuzige Rassen sollten kurzschnäuzige
kennen lernen und umgekehrt. Gerade diese unterschiedliche Mimik und Körpersprache
führt sonst oft zu Verwirrungen.
• Unterschiedliche Menschen
Hier ebenfalls
Alte, Junge, Kleinkinder, Menschen auf Krücken oder im Rollstuhl, mit Hut,
Bart, Mantel oder anderer Hautfarbe, Dicke und Dünne, Laute und Leise...
Einzelne
Menschen und Menschengruppen, vielleicht auch mal an der Grundschule oder am
Kindergarten vorbei gehen. Der Hund muss sich nicht von jedem anfassen lassen,
aber eine freundliche Kontaktaufnahme mit Schnuppern an der Hand sollte
möglich sein.
Bitte den
Welpen mit Kindern nicht allein lassen - zu schnell macht der Hund unangenehme
Erfahrungen bei übergriffigen oder hundeunerfahrenen Kindern. Und dann
besteht natürlich auch immer eine Gefahr für die Kinder.
Einen Hund
von anderen Menschen fern zu halten, damit die eigene Bindung zu ihm besser
wird, ist Schwachsinn. Wie ärmlich, wenn man das nur so schafft.....
• andere Tiere
Lernt ein
Hund früh Kleintiere wie Hase, Meerschwein, Katze etc. entspannt kennen,
kann das verhindern, dass diese irgendwann ins Beuteschema fallen. Große
Tiere wie Kühe, Pferde, Esel etc. rufen oft eher Angst hervor. Eine gesunde
Vorsicht vor diesen ist für Hunde auch durchaus angebracht, aber panisches
Verhalten lässt sich eben auch mit frühem Kontakt unter Einüben von
Verhaltensregeln in deren Anwesenheit vermeiden (kein Jagen, Verbellen, Anknurren,
ausreichend Distanz etc.). Immer mal wieder einen Zoo oder Tierpark
aufzusuchen kann auch hilfreich sein.
• städtische Umgebung mit verschiedensten
Fortbewegungsmitteln, Kaufhäuser, Aufzüge (keine Rolltreppe!
Brandgefährlich für Hundepfoten!), Bahnhöfe, Busfahrt, Baumarkt...
• Untergründe
Nicht nur
natürliche Untergründe wie Wiese, Sand, Waldboden, Wasser (! dürfen Welpen
Wasser positiv kennen lernen, schwimmen sie später meist auch gern), Treppen
(nicht übertreiben wegen Gelenkwachstum), Teppich, rutschige Böden (zu
Hause vermeiden ebenfalls wegen der Gelenkentwicklung), Durchsichtiges wie
Gitterböden oder Glas...). Auch das bekannte Bällebad fällt in diese Kategorie.
• Geräusche
Einige Rassen
neigen besonders zur Entwicklung von Geräuschempfindlichkeit. Darunter
fallen z.B. die Hütehunde. Gezieltes Gewöhnen an Geräusche in positiv
besetzten Situationen (Spiel, Fressen, Schmusen) und in angemessener
Lautstärke und Dauer kann Sinn machen. Auch durchaus zu Hause einen
geräuschvollen Umgang pflegen, immer angepasst an das Verhalten des Hundes.
Also Geschirrklappern, Staubsaugen, Türe mal zuschlagen, nicht immer nur
leise und rücksichtsvoll sein. Auch das öftere Abspielen einer Geräusch-CD
kann hilfreich sein. Achtung: beim ersten Silvester des Hundes diesen eher
abschirmen. NICHT nach draußen lassen beim Feuerwerk, ruhiges Zimmer
anbieten, nicht allein lassen. Silvester ist eigentlich fast immer too much
und ich kenne nicht wenige Hunde, die - vor Silvester schussfest - nach
Silvester wegen der massiven Überforderung mit Knallgeräuschen ihre Schussfestigkeit
verloren hatten.
• medizinische Vorsorge
Die Körperkontrolle,
das Anfassen an den Pfoten, die Begutachtung und Reinigen der Ohren, Zähne
zeigen, Maul öffnen – das sind alles Dinge, an die sich ein Hund gewöhnen
kann und sollte. Auch Krallen schneiden und bei entsprechenden Rassen das
laufende Schergerät. Auch den Tierarzt mal ohne Grund aufsuchen, einfach
ein Weilchen im Wartezimmer sitzen...
• Prägung auf unterschiedliche Futterarten.
Der Welpe
soll durchaus verschiedene Futtererlebnisse erhalten; auch eine vielfältige
Darmflora kann sich am besten ausbilden, wenn das Futterangebot abwechslungsreich
ist. Trockenfutter, Feuchtfutter, evtl. auch mal Rohfleisch,
unterschiedliche Fleisch-, Getreide-, Gemüsesorten. Allerdings auch hierbei
nicht übertreiben - es kann bei späteren Allergikern sehr hilfreich sein,
wenn sie exotische Fleisch- und Getreidesorten noch nie probiert haben,
diese können dann eben oft noch verfüttert werden.
• Urlaub
Ihr könnt
euren Welpen durchaus auch mit in den Urlaub nehmen. Tollwutimpfpflicht
beim Grenzübergang beachten (15 Wochen Mindestalter). In Hotel /Pension /
FeWo müsst ihr selbst abschätzen, ob die Stubenreinheit schon so weit gediehen
ist, dass dies möglich ist, und ob ihr den Welpen dort möglichst nie allein
lassen müsst. Campingurlaub mit Welpe ist meist relativ unkompliziert, man
muss aber aufpassen, dass man den Hund mit dem ständigen Input nicht
überfordert und er auch im Urlaub ausreichend zur Ruhe kommt. Autofahren
bitte vorher üben. Der Welpe sollte
die Autofahrt stressfrei mitmachen können.
Achtung:
das ist keine To-Do-Liste, die abgearbeitet werden muss. Damit wären wir sicher
bei den meisten Hunden wieder in der schädlichen Überforderung. Die Liste
soll lediglich als Anregung diesen - was man tatsächlich durchführt, wird
sich auch immer an den später geplanten Lebensumständen des Hundes orientieren
müssen.
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Social
Support
„Die
machen das schon unter sich aus“, „einen Hund, der Angst hat, soll man
nicht streicheln oder trösten, um die Angst nicht zu verstärken“, „da muss
er durch, damit er das lernt“…. Solche Sätze haben wir Hundehalter alle
schon gehört und fühlen uns dadurch vielleicht verunsichert, unseren
Impulsen und unserem Bauchgefühl zu folgen, das uns etwas anderes sagt.
Deshalb gleich vorweg: das ist alles Unsinn und zwischenzeitlich überholt
und widerlegt. Wir sind die Bezugspunkte für unsere Hunde und haben für
ihre Sicherheit zu sorgen, wie sollen sie uns sonst als Vertrauensperson
ansehen?
In
Hundebegegnungen auf ein „das machen die schon unter sich aus“ zu vertrauen
kann fatal sein. Sehr leicht erzieht man sich mit unguten Spielsituationen
einen Mobber, einen Hund, der gelernt hat, zügig und aggressiv in die
Offensive zu gehen, denn Schutz hat ihm ja bislang niemand geboten, oder
eben einen ängstlichen Kontaktverweigerer. Nicht falsch verstehen: Hunde
können und dürfen auch mal was selber regeln, wenn sie das selber möchten
und sich trauen, auch das sind Lernerfahrungen, die das Selbstbewusstsein
stärken. Aber nicht, wenn das Kräfteverhältnis zu ungleich ist, wenn
mehrere sich zusammen auf einen einzelnen fokussieren oder wenn einzelne
deutlich durch Körpersprache zum Ausdruck bringen, dass sie die Situation
überfordert sind oder eben auch besonders nicht, wenn der Hund zum Besitzer
kommt um dort Schutz zu suchen. Wer schickt denn sein Kind, das auf dem
Spielplatz verkloppt wird, wieder weg, wenn es weinend angelaufen kommt?
Oder wer schaut denn bitte untätig dabei zu? Dass es keinen sogenannten
„Welpenschutz“ gibt, ist hoffentlich auch inzwischen klar – also bitte
nicht auf die Freundlichkeit erwachsener Hunde gegenüber dem eigenen Welpen
vertrauen, auch das kann böse enden.
Auch in
sonstigen stressigen, angstmachenden Situationen ist Ignorieren nicht das
Mittel der Wahl. Tut lieber das, was euer Gefühl euch vorgibt: Streicheln,
Körperkontakt, Beruhigen. Ignorieren ist schlichtweg unsozial. Die moderne
Verhaltensbiologie bestätigt, dass soziale Unterstützung eines der
Kriterien für kooperatives Verhalten in Gruppen ist. Menschen zeigen dieses
Verhalten, aber auch viele Tiere, die in Gruppen leben, sind dazu fähig,
geben und holen sich Social Support. Social Support bedeutet,
Gruppenmitgliedern in stressenden Situationen durch körperliche Nähe und
Zuwendung zu helfen. Dies senkt Blutdruck, Herzfrequenz und den Spiegel der
Stresshormone und hilft, beängstigende Situationen besser zu bewältigen.
Würde Social Support zu einer Verschlimmerung von Angstzuständen führen,
hätte sich dieses sozio-positive Verhalten im Verlauf der
Entwicklungsgeschichte nicht erhalten können! Keine Gruppe kann es brauchen,
dass ihre Mitglieder immer ängstlicher werden. Hundehalter sollten sich
deshalb am Wissen über Sozialverhalten orientieren und ihren Tieren
ausreichend Social Support geben. Alles, was den Hund wirklich entspannt,
ist Social Support und damit erlaubt. Ignorieren oder gar Wegschicken
beschädigen die Beziehung zwischen Mensch und Hund und steigern die Angst
des Hundes. Das heißt nun natürlich nicht, den Hund zu bemitleiden oder mit
Daueraufmerksamkeit zu überschütten. Seid einfach für ihn da, beruhigt ihn
und bietet ihm Nähe und Körperkontakt, wenn er das möchte. Wichtig
allerdings ist, in der Situation selber ruhig und entspannt zu sein. Sonst
kommt es womöglich zur gefürchteten Stimmungsübertragung und der Hund
reagiert künftig noch stärker auf den jeweiligen Auslöser, der ja auch euch
offensichtlich Angst gemacht hat.
Für
Welpen- und Junghundebesitzer interessant ist auch, dass es sogenannte
„Spooky periods“ gibt, sogenannte Fremdelphasen, in denen für den jungen
Hund bislang Bekanntes, Unproblematisches plötzlich regelrechte Ängste
hervorruft. Diese liegen ca. in der 8. /9. Woche, bei 4. / 5. Monaten, und
dann nochmal bei ca. 9 Monaten, bei spät reifenden Hunden auch deutlich
später. Plötzlich zeigt sich der Hund schreckhaft, ängstlich, misstrauisch
allem Neuem gegenüber. Wie soll man sich nun während dieser Phasen
verhalten? Hierzu ein paar Tipps:
1.)
Sparsam mit neuen Reizen sein – es reicht, wenn sich der Hund in diesen
Phasen mit dem bislang schon Bekannten auseinander setzt.
2.) kein
großes Aufhebens von derartigen Situationen machen
3.)
Schreckendes in Ruhe und im eigenen Tempo untersuchen lassen, Zeit geben,
hilfreich ist „do as I do“, d.h. Untersuchen vormachen und deutlich zeigen,
dass der Gegenstand ungefährlich ist. Tiefes Ausatmen hilft hierbei.
Und noch
ein paar Hinweise, die helfen können, das so häufig bei Hunden zu
beobachtende Leinenpöbeln von Anfang an zu vermeiden, hierzu auch erst mal
ein bisschen Hintergrundtheorie:
Allen
sozial lebenden Tierarten gemeinsam ist: Wer sich in der Mitte befindet,
hat die größtmöglichen Chancen zu überleben. In der Mitte ist die
Sicherheit am größten. Jungtiere werden von den Älteren eingekreist,
Schwächere von Starken. Wer außen ist, steht sozusagen Auge in Auge mit der
Gefahr. Außen ist der Bereich der Verteidigung und damit der Platz derer,
die für Sicherheit zuständig sind.
Hunde
spüren instinktiv die Gefahr (oder Verantwortung), die eine Position außen
mit sich bringt und haben daher die Tendenz, nach innen zu kommen - oder
eben das "innen" nach außen zu verteidigen. In einer
Zweierbeziehung sieht das so aus, dass der Hund versucht, bei seinem Menschen
zu sein, oder aber, er versucht, den Menschen, wenn dieser "innen"
ist, nach außen zu verteidigen.
Wenn
unsere Hunde mit uns unterwegs sind, haben sie weit überwiegend die
Tendenz, vor uns zu laufen – also außen. Kein Wunder, dass sie sich in der
Pflicht fühlen, Dinge zu regeln: Territorium verteidigen, Besitzer
schützen, sich selbst schützen, dem Gegner verstehen zu geben, dass er
verschwinden soll…
Somit
ist der Lösungsansatz klar: Der Hund gehört nach „innen“, idealerweise
bevor er zu pöbeln beginnt bzw. sogar Angst zu haben oder bevor er sich in
der Verantwortung fühlt. Am besten hinter den Hundeführer, evtl. auf die
dem anderen Hund abgewandte Seite. Um dem Hund klar zu machen, dass man
draußen die Situation im Griff hat, sollte man aber auch in sonstigen
Alltagssituationen deutlich machen, dass man die Entscheidungen trifft und
auch die nötige Macht hat, sie durchzusetzen. Dazu bedarf es im täglichen Zusammenleben
einer gehörigen Portion Konsequenz und bewussten Handelns. Wir sind dann
beim bekannten Thema „wer bewegt wen“ im Alltag. Wer gibt die
Handlungsanweisungen, wer leistet Folge. Auch die Persönlichkeit spielt
eine Rolle: Wer keine Freude am Führen hat, wird meist von seinem Hund
geführt.
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Warum
sollen Welpen mit Welpen spielen dürfen?
Wer das Wort
„Welpen“ in der Überschrift durch „Kinder“ ersetzt, spürt bereits die Unsinnigkeit
dieser Frage, denn die Antwort liegt auf der Hand: Weil sie als soziale
Wesen Kontakt zu Ihresgleichen brauchen, um zu lernen, zu reifen und zu
wachsen. Die Coronakrise zeigt(e), wie sehr Kinder und auch Jugendliche
leiden, wenn plötzlich der Sozialkontakt zur eigenen Altersgruppe völlig
wegfällt, wenn nur noch Erwachsene des eigenen Haushalts als Sozialpartner
zur Verfügung stehen.
Zum Glück
reifen unsere Kinder langsam, über Jahre, und werden das wochenlang Versäumte
hoffentlich schnell wieder wett machen. Bei Welpen ist das anders, die
sensible Phase, in der sie extrem lernfähig sind, ist schnell vorüber und
Versäumtes dann oft nicht mehr nachzuholen.
In der sogenannten
Sozialisierungsphase von der 3. bis ca. zur 18. / 20. Lebenswoche finden
zahlreiche neurologische Verknüpfungen im Gehirn des jungen Hundes statt.
In dieser Zeit wird nicht nur das Referenzsystem für Bekanntes und
Unbekanntes angelegt, auch die meisten sozialen Verhaltensweisen werden
eingeübt und verfeinert. Die meisten Welpen hatten im Wurf Geschwister um
sich und konnten in der Interaktion mit ihnen bereits wichtige
Sozialisierungserfahrungen machen. Einzelwelpen sind hierbei stark im
Nachteil, zeigen später oft Schwierigkeiten im Kontakt mit Artgenossen und
sollten nach Abgabe vom Züchter besonders häufig mit Welpen interagieren
und spielen dürfen, um Versäumtes aufzuholen. Aber auch bei Welpen mit
Geschwistern sind die Lernprozesse mit der 8. Woche bei weitem nicht
abgeschlossen, sondern müssen fortgeführt werden, idealerweise bis über die
Pubertät hinaus, in der sich dann oft entscheidet, ob der Hund grundsätzlich
verträglich bleibt, was bei zahlreichen positiven Hundekontakten weit
wahrscheinlicher ist. Sollte er dann ein gewisses Problem meist mit
gleichgeschlechtlichen Hunden entwickelt, ist das erst mal nicht als
Verhaltensstörung zu werten, auch etwas rasseabhängig und eben auch von der
Qualität der Beziehungen und Moderation der Hundekontakte durch den
Menschen abhängig. Sicher aber entstehen bei fehlenden Sozialkontakten in
den ersten Lebensmonaten besonders häufig Unverträglichkeiten gegenüber
Artgenossen, und einen unverträglichen erwachsenen Hund zu haben, ist in
unseren dicht besiedelten Lebensräumen beileibe kein Spaß.
Welche Lernerfahrungen
sind nun also von Welpenspielgruppen zu erwarten:
• Die Beißhemmung wird entwickelt. Denn
die Hemmung, seinen Sozialpartner im Spiel oder bei Auseinandersetzungen
durch Zubeißen ernsthaft zu verletzen, ist nicht, wie vielfach behauptet
wird, angeboren, sondern muss im Spiel mit den Sozialpartnern erlernt
werden. Beißt der Welpe zu heftig, wird sein Gegenüber je nach Charakter
und Situation laut aufquieken, das Spiel abbrechen oder selbst wütend
zurückbeißen. So lernt der Welpe unmittelbar an den Folgen seines
Verhaltens, welcher Zahneinsatz noch angemessen ist.
• Eng damit zusammen hängt, dass der
Welpe so auch den angemessenen Umgang mit seinen angeborenen Aggressionen erlernt.
Denn um natürliches Aggressionsverhalten zu verfeinern, muss es gezeigt
werden können und der Hund muss lernen, es zu steuern und auch zu unterbrechen.
Auch wenn man gefrustet ist, stürzt man sich beispielsweise nicht auf
andere und mangelt sie nieder. Und oft reicht ein Knurren, Zähnezeigen,
Anrempeln, um die gewünschte Distanz zu einem Artgenossen herzustellen.
• Der Welpe lernt, Frust zu ertragen
und sich zurückzunehmen. Wer sich im Spiel beispielsweise unfair verhält, indem
er zu stark zwickt, bekommt meist prompte Antwort. Also heißt es, sich
selbst zu zügeln und fair zu spielen. Oft kann man auch deutlich erkennen,
wie genervt ein Welpe ist, der seinen Spielpartner nicht fangen kann, und
wie der Frust in ihm wächst. Oder er ist das fünfte Rad am Wagen und
schafft es nicht, ins Spiel zweier anderer Welpen hineinzukommen. Meist löst
sich die Situation nach ertragbarer Zeit jedoch auf und auch der gefrustete
Welpe hat wieder Spaß und Erfolgserlebnisse. Auch wer zwischendurch einfach
mal nur zuschauen muss, ohne hinterher zu dürfen, lernt mit Frust
umzugehen. So eine Zwangspause ist für den kleinen Welpenkörper ohnehin
manchmal sinnig.
• Welpen lernen die Feinheiten der Körpersprache
auch anderer Rassen kennen. Denn nicht nur äußerlich unterscheiden sich
große, kleine, kurzschnäuzige, langschnäuzige, lang-, woll- oder
kurzhaarige stark, sondern auch vom Charakter und Spielverhalten her.
Während einer eher körperbetont rangelt, übt sich ein anderer bereits als
Welpe im Jagdspiel oder ist ganz sensibel und fein in der Kommunikation.
Gut ist es, wenn der Hund diese anfänglich als „Alien“ wahrgenommenen Wesen
als Artgenosse erkennt, einschätzen kann und lernt, auch sein Verhalten
entsprechend anzupassen. Sonst kann es später leicht zu körpersprachlichen
Missverständnissen zwischen verschiedenen Hunderassen kommen.
• Motorische und gesundheitliche Förderung
des Welpen. Freies Spielen mit anderen Hunden trainiert Muskulatur und
Koordination und fördert die Gehirnentwicklung. Die neuesten Erkenntnisse
der Gehirnforschung zeigen klare Zusammenhänge zwischen erhöhter
körperlicher Bewegung und erhöhter Hirnaktivität. Durch spielerische
Bewegung werden die verschiedenen Hirnareale für Wahrnehmung, Raumerfahrung,
Körperbewusstsein, Koordinationsvermögen und Gleichgewichtssinn angeregt
und weiterentwickelt. Bewegung fördert auch den Stoffwechsel und damit die
Festigung der Knochen sowie die Entwicklung von Muskeln und Organen.
Komplexe Bewegungsabläufe können nur durch wiederholtes Üben erlernt
werden. Das ist an der Leine beim reinen Spaziergang nicht möglich.
• Erproben und Einüben
lebenswichtiger Verhaltensweisen des Erwachsenenlebens. Im Spiel zeigt und
vermischt der Welpe all seine Funktionskreise: es wird Sexualverhalten
genauso gezeigt wie Jagdverhalten und Aggressionsverhalten. Der Welpe lernt
jedoch mit der Zeit, seine Funktionskreise klar zu trennen. Das ist
besonders bei Jagdverhalten und Aggressionsverhalten unerlässlich und beugt
tragischen Beißunfällen vor. Werden diese Verhaltensbereiche nicht durch
Spiel in der Welpenzeit sortiert und bleiben miteinander vermischt,
resultieren daraus Hunde, die ein kritisches Gefahrenpotenzial darstellen.
Beißunfälle aus fehlgeleitetem Beuteverhalten gegenüber Menschen und Hunden
enden schnell tragisch oder sogar tödlich.
• Der Welpe erlernt Bewältigungsstrategien
für schwierige Situationen. Denn manchmal bedeutet eine Welpengruppe auch
Stress für den Hund. Vielleicht steigt die Erregungslage mal zu stark an,
ein Spiel kippt oder es gibt Streit um eine Ressource. That’s life und
dafür gilt es, Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Doch diese fallen
nicht einfach vom Himmel, sondern müssen geprobt, angewendet und verfeinert
werden. So können auch unangenehme
Erfahrungen wertvoll sein, weil der Hund daraus etwas Sinnvolles lernen
kann. Z.B., dass ein Zähnefletschen auch ernst gemeint sein kann, aber es
möglich ist, durch deeskalierende Verhaltensweisen Konflikte zu
entschärfen. Er lernt sich aber auch mal zu behaupten und durchzusetzen.
• Der Welpe lernt, dass er sich in Überforderungssituationen
an seinen Besitzer wenden kann und dieser ihn auch effektiv schützt. Aber
auch, dass unangemessenes Sozialverhalten vom Menschen nicht toleriert
wird. Hier liegt die Gefahr von nicht fachgerecht geführten Welpengruppen,
in denen die Welpen völlig sich selbst überlassen bleiben. Ein Welpe, der
in einer unmoderierten Welpengruppe ständig die Erfahrung macht, schwach zu
sein und von seinen Artgenossen permanent niedergetrampelt zu werden,
entwickelt leicht Unsicherheiten und Ängste gegenüber Artgenossen. Der
Trainer sollte die Besitzer anleiten, ihre Welpen gegebenenfalls zu
schützen und auch selbst in eskalierende Situationen eingreifen. Körperlich
gefährlich wird dies auch bei stark uneinheitlichen Größenverhältnissen.
Und ein Welpe, der völlig ungehemmt alles niedermobben kann, wird dies
besonders gut lernen und auch später noch zeigen. Hier ist ebenfalls der
Mensch gefordert, Feedback zu geben und Grenzen zu setzen. Also achtet
unbedingt kritisch darauf, was der Trainer zulässt und empfiehlt! Besser
keine als eine schlecht geführte Welpengruppe!
• Die Welpen lernen, ihre Angst zu überwinden,
das stärkt ihr Selbstbewusstsein. Denn Welpen sind wie kleine Kinder
unterschiedlich, der eine ein Draufgänger, sofort mittendrin im Getümmel,
der andere eher das zarte Pflänzchen, das sich alles erst mal vom Rand aus
ängstlich anschaut. Doch auch der Zurückhaltende kann in einer guten
Welpengruppe lernen, seine Angst vor dem Neuen zu überwinden, vorsichtig
Kontakt aufzunehmen und auch mal selbst beschnüffelt zu werden. So wird der
Hund mit der Zeit immer selbstbewusster und sicherer im Umgang mit seinen
Artgenossen.
Zugleich
entstehen tatsächlich Bindungen und Freundschaften zu anderen Hunden, was die
Lebensqualität erhöht.
• Bei souveränen älteren Hunden lernen
die Kleinen, dass nicht jeder Hund immer spielen will und welche Beschwichtigungssignale
wirksam sind, um einer Maßregelung zu entgehen. Wichtig ist aber, dass der
Welpenbesitzer die Sicherheit hat, dass diese Hunde grundsätzlich
freundlich sind und angemessen reagieren. Da es keinen Welpenschutz gibt,
ist das Kennenlernen von fremden erwachsenen Hunden draußen auf der
Spazierstrecke sehr kritisch zu betrachten. Dies kann in einer Spielgruppe
mit bekannten Hunden vermieden werden. Stark negative Erfahrungen mit
anderen Hunden in den ersten 4 – 5 Monaten beeinträchtigen deren Vertrauen
in Artgenossen nachhaltig und unter Umständen ein Leben lang.
„Die biologische
Bedeutung des Spielens liegt in der Erprobung und Einübung lebenswichtiger
Verhaltensweisen des Erwachsenenlebens. Das Spielen ist also eine
Notwendigkeit, die der natürlichen Entwicklung des Hundes dient.“ (Weidt,
1996)
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Richtig
spielen mit unseren Hunden
Spielen macht
Mensch und Hund Spaß, stärkt die Bindung, fördert das gegenseitige Vertrauen
und trainiert bei Welpen und Junghunden die Beißhemmung.
Was ist gutes
Spiel?
Menschen
denken bei Spiel mit Hunden oft als erstes ans Bällchenspiel. Aber das bringt
so einige Nachteile mit sich: Besonders
bei Hunden im Wachstum belasten die ständigen Stopps Bänder, Gelenke und
Sehnen; im schlimmsten Fall kann es zu Schäden kommen, die sich erst Jahre
später bemerkbar machen. Beim monotonen Ballwerfen werden zudem Elemente
aus dem Jagdverhalten herausgegriffen und immer und immer wieder eingeübt;
ein Hund mit jagdlicher Tendenz wird so geradezu zum Jäger erzogen; wenn
man Pech hat, generalisiert der Hund dieses Hinterherhetzen hinter bewegten
Objekten zudem auf alle möglichen Dinge, von Wild über die Nachbarskatze
bis hin zu Radlern, Joggern, Autos. Dann wird es richtig gefährlich. So
mancher Hund mutiert zudem regelrecht zum Junkie - wenn sein Mensch das
Bällchen einsteckt, interessiert nichts anderes mehr. Bei jedem geworfenen
Ball kommt es zu Ausschüttung von Stresshormonen, das Hinterherhetzen ist
zudem selbstbelohnend, führt zur Dopaminausschüttung. Ein Suchtkreislauf
beginnt. Beim Bällchenspiel findet der Spaß für den Hund zudem immer weit
entfernt vom Menschen statt. Ziemlich anonym, das hat nichts mehr zu tun
mit bindungsfördernder Beschäftigung.
Echtes, „gutes“
Spiel ist gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel von Verhaltensweisen,
die im hundlichen Alltag ebenfalls vorkommen. Beißen, Zerren, Suchen,
Hinterherrennen, Verfolgtwerden, mit der Beute Davonlaufen, Balgen,
Rangeln, ein ständiger Rollenwechsel, auch zärtlicher Körperkontakt.
Es bietet
sich hierzu besonders das Spiel mit einem Objekt an, in das der Hund beißen
darf, an dem er zerren kann. Ein Objektspiel also, wie es auch unter Hunden
beobachtet werden kann und welches Hunde oft auch mal allein spielen.
Selbstverständlich kann auch ohne Objekt, nur unter Einsatz des eigenen
Körpers gespielt werden und es ist durchaus hilfreich, das immer wieder mal
zu tun, erfahrungsgemäß tun sich hiermit viele Menschen ziemlich schwer.
Mit einem geeigneten Spielzeug können aber auch verständige Kinder nach
entsprechender Anleitung und unter Aufsicht gut mit dem Hund spielen. Zudem
kann der Hund seine Zähne einsetzen, was seinem ursprünglichen Spielverhalten
entspricht.
Es eignen
sich alte Socken, ein Stofflappen, handelsübliche Zerrseile oder ausrangierte
Kuscheltiere. Es macht Sinn, DAS Lieblingsspielzeug nicht immer herumliegen
zu lassen, sondern nur zu den Spielstunden hervorzuzaubern. Dem Hund wird
so klar, dass der Mensch über diese wertvolle, tolle Ressource verfügt,
zudem bleibt das Spielzeug so attraktiver.
Vermeiden
sollte man, den Hund am Spielzeug herumzuschleudern, zu heftige Bewegungen zu
machen, die Wirbelsäule oder Zähne belasten. Vorsicht besonders im Zahnwechsel
ab der 16. Woche – hier kann das an sich lustvolle Spiel sonst schnell
schmerzhaft für den Hund werden. Auch emotional sollte man den Hund nicht
unangemessen hoch pushen, Vorsicht bei leicht erregbaren Hunden!
Wie beginnt
man?
Man macht
den Hund durch schnelle, „zappelnde“ Bewegungen des Spielzeugs auf dem
Boden aufmerksam, wie eine Beute, die sich vom Hund wegbewegt. Hat man das
Interesse soweit geweckt, dass der Hund einbeißt, bringt man seine Freude
und seinen Spaß darüber zum Ausdruck und bewegt das Spielzeug gerade so
stark hin und her, dass der Hund nicht wieder loslässt.
Wir können
mit dem Spielzeug auch mal davonrennen, es verstecken – entweder unter
unseren Beinen oder auch mal unter nahe liegenden Möbelstücken, wir können mit dem Hund beim Zergeln herumbalgen,
ihn an allen Körperstellen berühren, mit den Händen die Schnauze
spielerisch umgreifen, mal den Hund auf den Boden legen und ihn anschließend
über uns drüber krabbeln lassen. Ein ständiger Rollenwechsel kennzeichnet
gutes Spiel und ist auch bei Hunden untereinander zu beobachten. Es macht
flexibel und schult das schnelle Einstellen auf neue, unterschiedliche
Situationen.
Jeder darf
mal "gewinnen", sprich das Spielzeug erbeuten. Ein Hund, der sein
Spielzeug triumphierend davon trägt, ist nicht dominant, sondern hat gerade
jede Menge Spaß! Auch Hunde¬eltern beharren nicht immer auf ihrer Position
und lassen auch schon einmal die Jungspunde gewinnen.
Allerdings
sollte der Hund sich gut kontrollieren lernen. Dreht er zu stark hoch, wird
das Spiel unterbrochen und erst neu begonnen, wenn Ruhe eingekehrt ist. Auch
das Auslassen des Gegenstandes sollte immer wieder einfließen. Hierzu einfach
den Gegenstand aus der Schnauze nehmen – nicht herausreißen, sondern mit
einem ernst ausgesprochenen Kommando aus der Schnauze nehmen, evtl. die
Schnauze von oben öffnen. Dann ist kurz Pause, den Hund mit der anderen
Hand blockieren, bis er versteht, dass er Innehalten soll und sich zurücknimmt.
Nun kann das lustvolle Spiel neu beginnen. Hier üben wir Impulskontrolle,
Frustrationstoleranz und eben auch Gehorsam sowie Achtsamkeit auf die
Signale des Menschen – es geht nur weiter, wenn der Hund sich zurücknimmt.
Viele Hunde
knurren beim Spielen. Dieses Spielknurren unterscheidet sich deutlich von
ernst gemeintem Knurren und ist vollkommen normal. Es muss nicht unterbunden
werden, man braucht auch nicht weiter darauf einzugehen.
Immer mit
dem Spiel aufhören, solange es beiden Parteien noch Spaß macht. Und nicht
jeder Tag ist ein guter Tag für’s Spielen – wenn eine der Parteien nicht
dazu aufgelegt ist, lässt man es am besten.
Wenn Menschen
während des Spiels mit ihrem Hund sprachlich und stimmlich ihre Freude und
ihren Spaß zum Ausdruck bringen, fördert dies die hundliche Spielbereitschaft.
Was bringt’s?
Bei Hunden
untereinander gilt die Regel: wer sich im Spiel unfair verhält, indem er
beispielsweise zu stark zwickt, für den findet sich bald kein Spielpartner mehr.
Also heißt es, sich selbst zu zügeln und fair zu spielen. Spiel hat also
viele Funktionen: motorische, kognitive und soziale. Auch das können wir
imitieren, um unseren Hunden Lernerfahrungen zu ermöglichen.
Beim Spiel
mit ihren Menschen spielen Hunde aber anders als mit ihren vierbeinigen
Kumpels: So lassen sie einen Gegenstand schneller liegen, geben ihn ab,
sind also weniger wettbewerbsorientiert als untereinander. Hunde, die viel
mit ihren Menschen spielen, sind im Alltag viel ausge¬glichener und sogar
leichter händelbar.
Forscher
maßen bei Hunden vor und nach dem Spiel mit Menschen die Cortisolkonzentration
im Blut: Nur bei entspanntem Spiel mit Ermunterungen und zärtlichen
Berührungen nahm die Cortisolkonzentration ab. Cortisol wird auch als
Stresshormon bezeichnet und in aggressiv-aufgeheizten Situationen ausgeschüttet,
vor allem aber dann, wenn eine Situation unkontrollierbar oder unklar
erscheint. Lernen geht leichter, wenn man Spaß dabei hat, das gilt auch für
unsere Vierbeiner: Im Spiel lernen sie uns Menschen genauer und
unmittelbarer kennen. Sie lernen, auf uns zu achten und einzugehen.
Spiel hilft
¬generell, mit Frust besser umzugehen, ein besseres Problem¬löseverhalten
an den Tag zu legen, sich anzupassen und ¬Selbstvertrauen zu entwickeln.
Kooperation und Fairness werden in keinem anderen Lebensbereich so
unmittelbar erlernt wie im Sozialspiel.
Bei Mensch
und Hund wird während des gemeinsamen Zusammenseins zudem ein ganz wichtiges
Hormon ausgeschüttet: das Oxytocin, das auch als „Bindungshormon" bekannt
ist. Und wenn man sich in der Nähe eines Lebewesens wohl fühlt, ist man
auch gerne bei ihm – nicht nur während des Spiels, sondern in allen
Lebenslagen. Vierbeiner, die ausgiebig mit Menschen spielen dürfen, kommen
sogar besser mit einer kurzzeitigen Trennung zurecht. Während des Spiels
erfahren Hunde die Verlässlichkeit des Sozialpartners Mensch. Sie erlernen
eine gesunde Neugier und erleben auch kurze Momente des Frusts: all das
verhindert in den meisten Fällen das Entstehen von Trennungsängsten.
Außerdem merken Hunde während des Spiels, dass es ihr Verhalten ist, mit dem
sie eine Situation beeinflussen können. Dies macht sie insgesamt
selbstsicherer und gelassener, ja optimistischer, was der Beziehung
Mensch-Hund nur gut tun kann.
Sehr interessant
ist auch eine neuere Studie von Nadja Affenzeller, laut der Spiel zum Abschluss
einer Training- und Lernsituation das Gelernte sehr viel besser im
Gedächtnis verankert, die Lernkurve merkbar steiler macht. Bei Interesse
einfach mal googeln!
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Den Welpen
sehen
Wenn der
Welpe zu uns ins Haus kommt, ist alles neu für ihn. Geschwistern, Mama und bisherige
Bezugspersonen fehlen plötzlich schmerzhaft, eine riesige Verunsicherung
ist an deren Stelle getreten. Eine neue Beziehung, idealerweise Bindung
soll entstehen und wird vom Welpen auch verzweifelt gesucht; kein anderes
Säugetier ist zu so intensiven Bindungen zum Menschen fähig wie der Hund.
Bis zum Alter von ca. 16 / 18 Wochen haben kleine Hunde einen natürlichen
Folgetrieb, der dem Selbstschutz dient. Sie wollen ihre Bezugspersonen beim
Spaziergang nicht verlieren, denn für einen so kleinen Welpen bedeutet ein
Verlust in fremder Umgebung in der freien Natur in der Regel den Tod. So
haben Welpen in diesem Alter meist eine wunderbare Orientierung am
Menschen, laufen diesem nach, schauen diesen an, suchen Körperkontakt.
Leider kommt von uns aber oft kein Feedback. Der Mensch sieht es als eine
Art Selbstverständlichkeit und lässt die Chance, in dieser Phase eine
intensive Bindung und Orientierung aufzubauen, ungenutzt. Hunde untereinander
reagieren nicht so stumpf. Sie antworten mit Fellwittern, Anstupsen,
Blickkontakt, Zuwendung….
Es geht nicht
um ständige Leckerchengabe, wobei auch das selbstverständlich mal sein
darf. Es geht um Feedback, ums Gesehenwerden. Warum gehen wir nicht bei
Aufmerksamkeit und Blickkontakt mal kurz zum Welpen in die Hocke, streicheln
und loben ihn, machen ein kurzes Spiel, lächeln ihn an?
Das bedeutet
nun aber wiederum absolut nicht, den Welpen ständig zuzuquatschen. Im
Gegenteil solltet ihr beim Spaziergang ziemlich wortlos die Richtung wechseln,
den Welpen auch nicht ständig rufen, denn er soll ja lernen, sich an euch
zu orientieren und nicht den Eindruck bekommen, dass ihr euch schon meldet,
wenn die Entfernung zu groß wird. So lernt der Hund, dass er auf euch
achten muss, um nicht verloren zu gehen, aber auch – ganz wichtig – dass
sich Kontakthalten für ihn lohnt.
Macht er
nicht diese Erfahrung, habt ihr irgendwann einen Hund, der beim Aussteigen aus
dem Auto Tschüss zu euch sagt und sein Ding macht, er wird immer mehr eigene
Wege gehen – was unweigerlich sowieso passiert, wenn er dann in die Pubertät
kommt. Denn wenn ihr bis dahin das freiwillige Kontakt- und Anschlusshalten
ignoriert habt, gibt es erst recht keinen Grund für den Hund, eure Nähe zu
suchen und wertzuschätzen.
Natürlich
zeigen unterschiedliche Rassen schon als Welpe dieses Verhalten unterschiedlich
stark. Der selbständig handelnde Jagdhund oder Herdenschutzhund wohl
weniger als ein Gesellschafts- oder Hütehund. Aber zeigen tun sie es alle.
Sehr schade,
wenn man dieses Angebot des Welpen, diese wunderbare Möglichkeit eines
Bindungsaufbaus in diesem Alter verpuffen lässt – denn was sich nicht lohnt,
was nicht gesehen und beantwortet wird, wird der Hund irgendwann bleiben
lassen. Beim erwachsenen Hund das Anschluss- und Kontakthalten später
wiederaufzubauen, ist um einiges aufwändiger und mühsamer!
Also: SEHT
eure Welpen!
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Wie der Welpe
die Beißhemmung erlernt
Die Hemmung,
seinen Sozialpartner im Spiel oder bei Auseinandersetzungen durch Zubeißen
ernsthaft zu verletzen, ist nicht, wie vielfach behauptet wird, angeboren,
sondern sie muss im Spiel mit den Sozialpartnern erlernt werden.
Die Beißhemmung
gegenüber Hunden lernen Welpen am besten im Umgang und im Spiel mit
Altersgenossen und anderen, sozial sicheren Hunden - hierzu sollten sie insofern
regelmäßig Gelegenheit haben.
Die Beißhemmung
gegenüber Menschen lernt der Welpe im Spiel mit seinen Bezugspersonen. Und
dazu muss man mit dem Welpen Beißspiele spielen!
Der Welpe
darf zunächst in Hände und Arme beißen. Wenn er zu wild wird und zu heftig
zubeißt, wird das Spiel abgebrochen ( spitze Welpenzähne tun naturgemäß
auch bei relativ sanftem Beißen etwas weh ). Beißt er trotzdem weiter, so
stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:
So kann man
einfach aus dem Zimmer gehen.
Auch über-den-Fang-Greifen
– der Schnauzengriff, den viele Welpen noch von ihrer Mutter kennen - kann,
korrekt eingesetzt, Grenzen setzen. Ein helles Quietschen („Au“) kann beim
Welpen dasselbe Verhalten auslösen wie das Jaulen hundlicher Spielgenossen
- er unterbricht sein Beißen.
Man darf
auch durchaus mit einem stimmlichen Abbruchkommando einwirken (auch Hunde untereinander
werden "pampig" oder tun durch Knurren kund, dass es jetzt
einfach einen Tick zu viel war), dabei aber nicht zu heftig schimpfen oder
strafen, denn manche Welpen werden hierdurch evtl. nur noch wilder
(besonders beim klassischen „Welpenspinnen“, das häufig in einer Situation
genereller Überreiztheit gezeigt wird – hier ist eine kurze Auszeit in der
Hundebox oder einem abgegrenzten Bereich oft die beste Lösung) oder sie
bekommen Angst, vielleicht weil das Timing nicht genau genug war und sie
nicht verstehen können, wofür sie bestraft wurden.
Da jeder
Hund, auch bereits jeder Welpe, anders ist, einen ganz eigenen Charakter hat,
nutzt man aus diesen Methoden einfach diejenige, die sich als erfolgreich
herausstellt, mit der sich Hund und Hundehalter am wohlsten fühlen. Ist man
unsicher, welche Reaktion angemessen ist, macht es Sinn, mal einen Trainer
oder eine sonst erfahrene Person über die Situationen drüberschaun zu
lassen.
Sobald der
Welpe sich wieder beruhigt hat, kann er erneut zum Spiel aufgefordert werden.
Im Laufe
der nächsten Wochen wird der Welpe lernen, welcher Zahneinsatz von seinem Besitzer
toleriert wird und was zu viel ist. Hier kann jeder Besitzer – abgestimmt
auf seine Vorstellungen und das Temperament seines Hundes – eigene Grenzen
setzen. Für das eine Hund-Mensch-Team sind körperliche Spiele weiterhin ein
Highlight im gemeinsamen Zusammenleben, beim anderen eben unerwünscht, weil
vielleicht nicht zu Halter und Hund passend. In diesem Fall sollte man das
Spiel einfach immer früher unterbrechen, wenn der Hund seine Zähne auf
Kleidern und Haut einsetzt, auch wenn es keine Schmerzen verursacht.
Mit dem Zahnwechsel
sollte das Erlernen der Beißhemmung ungefähr abgeschlossen sein.
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Der Futterpunkt:
Neben dem
richtigen Timing, der Wahl der passenden Belohnung, einem möglichst fehlerfreien
Übungsaufbau und klug geplanten Wiederholungen gibt es noch einen weiteren
Faktor, der über Erfolg im Hundetraining entscheidet: die Wahl des
passenden Futterpunktes / Belohnungspunktes, also WO / in welcher Position
der Hund seine Belohnung erhält.
Im Clickertraining
gibt es den Spruch „We click for action and feed for position“.
Der Marker
für korrektes Verhalten (also Click oder eben unser Lobwort) kommt bestenfalls
im Training während der Handlung, und zwar dann, wenn der Hund nichts mehr
falsch machen kann, die Belohnung aber in der gewünschten Endposition.
Sollte der Hund die Endposition vor der Belohnung verlassen, wird er zum
Füttern konsequent wieder in diese verbracht, am besten mittels Locken.
Soll der
Welpe also beispielsweise auf einen wackeligen Untergrund steigen, kann ich
ihn loben, wenn eine oder zwei Pfoten geschafft sind, gefüttert wird er dann
aber erst, wenn er ganz draufsteht. Das gilt besonders bei Hunden, die noch
etwas unsicher sind.
Möchte ich
meinem Hund Platz beibringen, kann ich ihn loben, wenn er sich gerade hinlegt.
Gefüttert sollte er immer erst in der ruhigen Platzposition werden. Springt
er gleich wieder auf und wird dann erst gefüttert, habe ich im Grunde das
Aufstehen belohnt und werde kaum einen ruhig, sicher und auch länger
liegenden Hund bekommen. Abzuraten ist auch aus diesem Grund davon, den
Hund während des Aufbaus eines sicheren Liegens / Sitzens aus dieser Position
abzurufen. Denn hier belohne ich immer automatisch nur das Positionverlassen,
das Herankommen, nicht aber das längere ruhige Sitzen oder Liegen, welches
lebhaften Hunden viel schwerer fällt als aufspringen und zum Besitzer
flitzen.
Hunde tun
das, was sich für sie lohnt, sie halten sich gerne dort auf, wo sie häufig
belohnt werden. Möchten wir einen leinenführigen, nah bei uns gehenden
Hund, macht es also Sinn, in ganz häufig nah an unserer Seite zu füttern.
Prellt unser Hund beim Bei-Fuß-Laufen gerne vor, kann ich dem durch die
Gabe der Leckerchen tendenziell hinter meiner Körperachse entgegenwirken,
während ich einen eher nachhängenden Hund etwas vor der Körperachse
füttere.
Auch beim
Herankommen des Hundes kann man sich überlegen, wo man seinen Hund am liebsten
haben möchte. Nach dem grundsätzlichen Aufbau eines zuverlässigen Rückrufs
kann es je nach Hund-Halter-Team und weiteren Zielsetzungen auch Sinn
machen, den Hund fürs Herankommen verbal oder mit Clicker zu loben, das
Futter aber erst zu reichen, nachdem man ihn damit in die Grundposition eng
an der linken Seite gelockt hat. Das kann durchaus Vorteile bringen, z.B.
wenn man häufig nach dem Heranrufen in dieser Position weiterlaufen möchte
oder um den Hund eben weg von der Position vor den Füßen zu haben und
selbst reibungsloser weiterlaufen zu können.
Bei gewissen
Übungen / Tricks etc. kann es aber auch herausfordernd bis hin zu nicht
möglich sein, den Futterpunkt korrekt zu wählen. Beim Trick „Hase“ (Sitzen
und Vorderkörper mit Vorderpfoten in die Luft aufrichten) oder auch beim
„Männchen machen“ muss man natürlich schnell sein, um den Hund in der Position
zu bestätigen – es hilft aber, dem Hund eine immer längere Dauer des
Positionhaltens nahezubringen und eben, ihn exakt fürs Gleichgewichthalten,
das wir ja erreichen möchten, zu belohnen.
Beim Apportieren
von Gegenständen ist es schlicht nicht möglich, den Hund mit Gegenstand im
Maul zu füttern. Im Grunde wird man mit Futter hier immer das Ausspucken /
Auslassen des Gegenstandes bestätigen, weshalb es je nach Hund hier auch
mal sinnvoll sein kann, auf Futterbelohnung zu verzichten und dem Hund mit
der Stimme sehr überschwänglich verstehen zu geben, dass gerade das längere
Halten des Gegenstandes Lob einbringt.
Das alles
gilt natürlich auch bei Belohnung mit anderen Motivationsobjekten, Spielzeug
beispielsweise.
Im Grunde
klingt das alles ganz logisch – dennoch fällt es vielen Menschen schwer,
dies im Training exakt umzusetzen. Deshalb hilft es sehr, sich dieses
Prinzip vor jeder Trainingseinheit bewusst zu machen.
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Die Pubertät
– dieser Anschluss ist vorübergehend nicht besetzt
Der Eintritt
in die Pubertät und die Dauer der Adoleszenz variiert individuell und
rasseabhängig. Beim kleinen Hund beginnt die Pubertät früher und die Adoleszenz
ist früher abgeschlossen. Ein Herdenschutzhund hingegen kann schon mal drei
Jahre brauchen, bis er wirklich erwachsen ist. Rüden sind langsamer als
Hündinnen. Im Grunde ist Pubertät der Teil der Adoleszenz, in welchem die
Geschlechtsreife erreicht wird. Schwierig ist diese Zeit oftmals, weil sich
die Prioritäten des eben noch so unkomplizierten und anhänglichen Welpen
nun komplett verschieben. Er wird selbstständiger und zeigt ein
gesteigertes Erkundungsverhalten. Selbstbelohnendes Verhalten bekommt einen
größeren Stellenwert, jede Schnupperstelle ist für den Hund phasenweise
interessanter als der Halter. Dem Hund fällt es schwer, sich von für ihn
wichtigen und lohnenswerten Dingen zu trennen und sich stattdessen auf
seinen Besitzer zu konzentrieren. Ressourcen bzw. deren Verteidigung werden
ebenfalls auf einmal wichtig.
Die Veränderungen
im Verhalten sind ein physiologisch völlig normaler Ablauf. Der Hund
benimmt sich keinesfalls so, um seinen Halter zu ärgern! Trotzdem darf
„falsches“ Benehmen nicht geduldet werden. Konsequenz, Sicherheit, Orientierung
und Führung braucht der Hund nun mehr denn je. Wenn man den Dingen ihren
Lauf lässt, verfestigen diese sich und wachsen zu immer größeren Problemen
heran.
Informationen,
Wissen, Können und Fähigkeiten, die in der Welpen- und Junghundezeit wichtig
waren, werden jetzt grundlegend auf den Prüfstand gestellt, um zu testen,
ob sie auch jetzt und im zukünftigen Erwachsenendasein noch Bedeutung
haben. Was in diesem Zeitraum nicht bestätigt wird, wird also vergessen.
Weil aber die neuen Verknüpfungen oft erst aufgebaut werden, nachdem die
alten gelockert sind, ist buchstäblich eine lange Leitung, ein verzögertes
Verständnis, ein gestörtes Erinnerungsvermögen und anderes Verhalten in
dieser Zeit zu erwarten und auch nachweisbar. „Das hat er ja noch nie
gemacht“ wird zum Standardspruch des Hundebesitzers in den nächsten Monaten
(oder sogar Jahren) – und stimmt hier sogar einmal. Wenn wir gestern noch
einen kleinen Streber unser eigen nannten, haben wir jetzt ein Pubertier an
der Leine. Und mit ihm ist über Nacht der „Was war ‚Komm her‘ gleich
wieder“-Blick aufgetaucht. Wut auf den ignoranten Hund ist zwar verständlich,
hilft aber nicht weiter. Geduld und Verständnis sind wichtig, auch wenn das
leichter geschrieben als getan ist.
Der Stresshormonspiegel
ist bei allen Säugetieren während der Phase des Heranwachsens am höchsten.
Durch geänderte Konzentrationen nicht nur der Sexualhormone, sondern auch
von Schilddrüsenhormon, Nervenwachstumsfaktor und Cortisol werden die
Verhältnisse im Gehirn völlig »aufgemischt«. Zellen und Verknüpfungen im
Gehirn werden abgebaut und später durch andere, schnellere und
leistungsfähigere Verbindungsstrecken ersetzt. Sexualhormone und Cortisol
zusammen bilden, wie man z. B. aus Untersuchungen von Aggressionsauffälligkeiten
bei pubertierenden Mädchen weiß, eine ausgesprochen explosive Mischung. In
der Pubertät steigt durch diesen Hormoncocktail die Risikobereitschaft,
also die Bereitschaft, auch potenziell gefährliche Dinge zu tun, ohne
Rücksicht auf Konsequenzen. Genau dieses Phänomen kennt man auch von
menschlichen Pubertierenden. Die Sexualhormone, speziell Testosteron, aber
auch Östrogene ihrerseits, steigern die Emotionalität, erhöhen bisweilen
auch den Spiegel des „Kampfhormons“ Noradrenalin.
Infolge der
Veränderungen im Gehirn sind Impulskontrolle und Risikoabschätzung nicht
unbedingt die Stärke pubertierender Junghunde. Der Junghund reagiert empfindlicher
und intensiver auf Reize aus der Umwelt. Dies bedeutet, dass Reaktionen
emotionaler ausfallen als bisher. Dies ist leider auch ein guter Nährboden
für Aggressionen. Besonders Rüden testen schon mal ihren Marktwert beim
Zusammentreffen mit anderen Rüden; in den so genannten Kommentkämpfen geht
es dann mitunter sehr laut und aggressiv zu, bis einer signalisiert "Ok,
ich gebe auf, du bist der Stärkere". Das ist normales
Halbstarken-Verhalten und sollte sich nach den ersten zwei bis drei
Lebensjahren wieder legen. In den allermeisten Fällen ist die Rauferei harmlos
und die Hunde tragen keine Verletzungen davon, auch wenn dem Besitzer angst
und bange beim Zusehen wird. In der Regel gilt: Je lauter es zugeht, desto
ungefährlicher. Derartige Erfahrungen im Junghund-Alter fördern das
angemessene soziale und respektvolle Verhalten bei späteren Auseinandersetzungen.
Hundekontakte nun zu meiden, ist also der falsche Weg. Besonders ein
souveränes hundliches Gegenüber, das in dieser Phase eindeutige
Abbruchsignale und Grenzen setzt, ist dieser Entwicklung förderlich.
Allerdings sollten Hundehalter die Kommentkämpfe genau beobachten. Denn natürlich
können sich Schaukämpfe auch zu ernsteren Auseinandersetzungen entwickeln.
Dazu kommt es jedoch eher bei Jungrüden, die sich unbekannt sind. Im
Beisein einer deckbereiten Hündin kann es aber auch zwischen »Kumpeln« zu
ernsthaften Streitigkeiten kommen.
Auch Hündinnen
werden zickiger zu Artgenossen, finden Welpen und Junghunde vielleicht
plötzlich ziemlich doof. Vorsicht ist geboten bei Hündinnenraufereien, denn
diese sind zwar seltener, aber dann ernsthafter und oft auch schnell
ziemlich blutig, geht es doch um die Verteidigung des eigenen (auch
fiktiven) Nachwuchses.
Bei Fehlverhalten
dem Mensch gegenüber ist es essentiell, Grenzen aufzuzeigen und durch
Abbruchsignale und andere unmissverständliche Kommunikationsschritte die
Handlungen des Pubertierenden einzuschränken. So erfolgt schnell eine gesellschaftsverträgliche
Anpassung. Wichtig ist dabei jedoch, dass diese genannten Verhaltensabbrüche
immer in einem positiven Zusammenhang, z. B. durch nachfolgende
Spielhandlungen, wieder Freundlichsein, beendet werden müssen. Rein
negatives Unterdrücken durch aversive Einwirkungen oder auch Ignorieren ist
hier der falsche Weg. Es bleibt bei der Regel, dass Strafe die Ausnahme und
Lob die Regel sein muss.
Wirklich
erwachsen ist der Hund dann wohl erst etwa nach vollständigem Durchlaufen des
3. Läufigkeitszyklus der Hündin (Rüden entwickeln sich ähnlich schnell, also
kann dieser Richtwert auch für sie übernommen werden), also frühestens mit
1 ½ Jahren, große Rassen auch oft deutlich später. Wird bereits vor oder
während dieser Zeit kastriert, so fehlen die genannten chemischen Einflüsse
der und Entwicklungen durch die verschiedenen Hormonsysteme, und das Tier
bleibt sein Leben lang jugendlich bis unkontrolliert kindsköpfig.
Die Pubertät
ist auch bei Hundeartigen derjenige lebensgeschichtliche Zeitabschnitt, in
dem über die zukünftige Abwanderung aus dem Rudel entschieden wird. Die
Entscheidung, in einem Familienverband zu verbleiben oder diesen zu
verlassen, ist wesentlich abhängig von den sozialen Signalen und
Mechanismen, die von den ranghohen und älteren Gruppenmitgliedern eingesetzt
werden. Wird Hunden in dieser Situation gezeigt, dass sie im Verband nicht
willkommen sind, bereiten sie sich innerlich ebenso auf die Abwanderung
vor, wie umgekehrt Hunde, die erkennen, dass sie von den Leitindividuen
gegenüber den Kindern bzw. Jugendlichen bevorzugt werden, sich daraus eine
privilegierte Stellung, gegebenenfalls auch auf Kosten der heranwachsenden
menschlichen Mitglieder, sichern wollen. Es ist also Fingerspitzengefühl
und genaues Hinschauen auf die einzelnen Beziehungen im Hund-Mensch-Verband
erforderlich, um rechtzeitig gegensteuern zu können.
Grundsätzlich
hilfreich in der Pubertät ist es, bewältigbare Anforderungen an den Hund zu
stellen. Ob das im Training der bekannten Hundesportarten liegen soll, im Beibringen
von Tricks oder einem Mischmasch aus Nasenarbeit, Agility, Obedience etc.
ist völlig egal. Dann braucht er sich auch keine unerwünschten
Ersatzbeschäftigungen zu suchen, mit denen er sich selbst seiner Stärke
vergewissern will. Die plötzlich erwachenden Wach- und Schutzbestrebungen
des Hundes sollte man nicht als lästigen und peinlichen Aspekt werten,
sondern als Ausdruck normalen Hundeverhaltens und versuchen, sie zu
kanalisieren. Erstes Melden wird mit einem "Fein aufgepasst" verbal
belohnt, es gibt ein Leckerchen, dann fordert man ein alternatives
Verhalten, das mit Bellen unvereinbar ist.
Das erzieherische
Vorgehen des Hundebesitzers ist in der Pubertätsphase eine Gratwanderung
von Ignoranz, Toleranz und Konsequenz. Es hilft, sich in die Gedankenwelt
des Hundes einzufühlen, ruhig und konsequent ohne Wutausbrüche dabeizubleiben,
dass der Hund Ge- und Verbote zu beachten hat, Humor zu beweisen und ihn -
im übertragenen Sinne - an langer Leine zu führen. Das bedeutet konkret im
Alltag: Wenn der Hund bislang ein folgsamer Begleiter gewesen ist und gut
im Familienrudel eingeordnet gewesen ist, sollte man nicht an sich und den
bisherigen Erziehungsbestrebungen verzweifeln. Positives Denken ist der
erste Schritt zu positiver Problemlösung. Hat der Hund jedoch bislang auch
schon nie so richtig "funktioniert", hat sich immer schon
kleinere Frechheiten herausgenommen und demonstriert, dass Mensch ihm
nichts zu sagen hat, was jetzt nur extensiv gesteigert wird, dann sollten
man sich darüber im Klaren sein, dass es jetzt fünf vor zwölf ist und
gegebenenfalls fachkundige Hilfe holen.
Im Normalfall
ist aber die hundliche wie auch menschliche Pubertät eine natürliche, oft
nervenaufreibende, aber ganz sicher vorübergehende Phase, die gemeinsam mit
dem Vierbeiner überstanden werden muss.
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